Von August Jünke, Russland

Raditsch, den 9. März 1929

Lieber Bruder! Ich bin so herzlich froh, dass Gott mir seine Gemeinde geoffenbart hat. Denn dieses vereinbart sich auch mit meinem inneren Verlangen, das ich schon seit meiner Jugendzeit hatte. Als ich von der Lehre der Gemeinde Gottes erfuhr, ergriff mich eine entzückende Freude in meiner Seele. Ich empfand, dass es etwas Tieferes war als das, was ich bis dahin hatte. Als ich mein überglückliches Gefühl meiner Frau offenbarte, seufzte sie und wurde still – als wenn sie sagen wollte, dass sie erst die Werke sehen will. Sie wusste, dass ich glaubte, wenn Schwierigkeiten in der Familie vorkamen, dass sie daran schuld sei.

Ich erinnere mich noch gut an meine damalige erste Probe, auf die ich gleich ein paar Tage darauf, als ihr, zwei Brüder, zu uns kamt, gestellt wurde. Wir waren gerade zu Bett gegangen, als ihr anklopftet. Meine innere Freude war durch euren Besuch noch höher gestiegen und ich war überglücklich. Anstatt aber dass meine Frau aufstand und euch Abendessen und ein Nachtlager zurechtmachte, gab sie mir nur die Anweisung, dass ich machen solle, was ich will. In mir gab es dann erst große Kämpfe, als ihr, um uns nicht irgendwie zu stören, trotz des weiten Weges und des Regens noch ein paar Kilometer weiter ginget. Wie es in mir wühlte, kann ich gar nicht in Worte kleiden. Mir hat es doch so bitter leid getan, dass ihr nun weitergehen musstet. Und trotzdem hatte ich meiner Frau gegenüber wieder von der Lehre der Gemeinde Gottes gesprochen.

Wir hatten dann an unserem und an anderen Orten Versammlungen. Und bald darauf kam ich auch nach Hor­schtschik zu einem dreitägigen Gebetsgottesdienst. Während dieser Zeit ging mir erst das rechte Licht auf. Wenn ich mich auch schon mehrere Jahre Bruder genannt hatte, so kam es mir hier erst recht klar zum Bewusstsein, was ich war und was ich nicht war. Da erst machte ich die rechte Heilserfahrung mit meinem Gott. Und von der Zeit an war auch in meiner Familie alles anders.

Als ihr dann nach einer Zeit bei uns vorbeikamt, lief meine Frau euch schon entgegen, nahm euch mit in unser Haus und bewirtete euch. Ich denke noch wiederholt an ihre Worte. Sie sagte zu mir, dass es in unserem Familien- und Eheleben ganz anders geworden ist, seitdem ich von Horschtschik zurückkehrte. Gelobet sei Gott dafür! Solche Erfahrung konnte ich erst machen, nachdem ich durch die freimachende Lehre Licht über meinen Zustand bekommen hatte. Und von dieser Wahrheit will ich auch zeugen, so lange der Herr mir das Leben schenkt.

Dies schreibe ich als Zeugnis, damit auch noch andere in ihrem Leben glücklich werden. Ich habe noch eine Bitte an dich: Wenn du zurückkommst, dann bringe doch bitte eine „Wahrheits-Klänge“ von der letzten Ausgabe mit. Du weißt ja, wie nötig sie in unserer Familie ist.