Wer ist der größte Narr?

Von einem englischen König (vielleicht Heinrich VIII, 1491-1547) sagt man, dass er einen Hofnarren hatte, dem er wegen trefflicher Späße ein goldenes Narrenzepter und eine Narrenkappe verlieh. Diese Ehre sollte ihm jedoch nur solange zuteil werden, bis ein noch größerer Narr in England gefunden würde. Die Zeit verging und der Narrenkönig machte bei vielen Anlässen seinem Namen große Ehre. Eines Tages erfuhr der Hofnarr, dass sein Herrscher todkrank daniederlag. Der Narr ging heimlich ins königliche Schlafgemach, verneigte sich tief und sprach:
„O König, ich habe gehört, du willst verreisen?“
„Ich will nicht, ich muss!“, rief der König.
„Wohin geht deine Reise?“
„In das Land ohne Wiederkehr“, stöhnte der König.
„Hast du denn dich auf diese Reise recht vorbereitet?“, fragte der Narr weiter.
„Nein!“, jammerte der einst so stolze Herrscher.
„Du wusstest, o König, dass du eine Reise machen müsstest, von der du nicht zurückkehren würdest, und hast dich darauf nicht vorbereitet?“ Da nahm der Narr seine Narrenkappe ab, setzte sie auf des Königs Haupt, drückte ihm dazu das Narrenzepter in die Hand und sagte: „O König, dann bist du ab jetzt der größte Narr in deinem Reich!“
In seiner Todesstunde rief König Heinrich VIII: „Reich verloren! Krone verloren! Seele verloren! Alles verloren!“
Lieber Leser, wenn wir unsere letzte Reise antreten müssen, werden auch wir weder Ruhm, noch Ehre noch irdischen Reichtum mitnehmen können. Obwohl wir alle das wissen, verlieren viele Menschen doch die Ewigkeit aus den Augen. Damit wir aber nicht verloren gehen, sollten wir unsere Reisevorbereitungen rechtzeitig treffen. Das heißt, unser Verhältnis zu Gott heute noch in Ordnung bringen und uns ihm anvertrauen. Zu ihm wollen wir ernsthaft beten: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, damit wir klug werden“ (Ps. 90:12).

Wie der Strom, der rastlos mündet
In das Meer, so tief und weit,
So auf Adlersflügeln schwindet
Diese flücht’ge, kurze Zeit.

Wie der Dampf, der aufwärts steiget,
Schwinden unsre Jahre hin.
Wie die Blume bald sich neiget,
So das Leben wird verblühn.

Ja, die kurze Zeit auf Erden
Unaufhaltsam eilet fort.
Sag, was soll aus dir dann werden
Vor dem Richterstuhle dort?

Willst du heut nicht stille stehen,
Pilger nach der Ewigkeit?
Höre doch des Geistes Flehen:
Kehre um, mach dich bereit!

Ja, wir alle müssen scheiden:
Bist du wirklich schon bereit?
Kannst du ruhig und mit Freuden
Gehen in die Ewigkeit?