Verlorene Seelen

Der letzte kühle Trunk

Ein junges, reichbegabtes Mädchen kam zu einer Erweckungsversammlung. Die Kraft Gottes wirkte mächtig. Sünder wurden erweckt und erlöst, Gläubige wurden näher zum Herrn gezogen und viele wurden geheiligt. Auch das junge Mädchen wurde von der Kraft Gottes ergriffen. Tränen rannten über ihre Wangen. Schnell nahm sie ihr Taschentuch und wischte sie hinweg.
Außerhalb des offenen Zeltes, in dem die Versammlungen abgehalten wurden, stand ihr Vater, ein wohlhabender Farmer. Über die Versammlung hinwegschauend, sagte er zu einem neben ihm stehenden Freund: „Wenn meine Tochter zur Bußbank geht, so werde ich sie davon zurückholen, selbst wenn ich dabei durch Blut waten müsste“.
Neben dem Mädchen stand ein junger Mann. Sie ging an diesem Abend nicht zur Bußbank. Beruhigt fuhr der Vater heim. Der junge Mann brachte etwas später das Mädchen nach Hause.
Als sie das Haus betrat, sah sie ihren Vater – einen großen, starken Mann – im Zimmer auf und ab gehen. Sie wusste sofort, dass etwas verkehrt war. „Vater, warum bist du nicht zur Ruhe gegangen?“ Er antwortete: „Ich habe auf dich gewartet, um dir zu sagen, was du zu tun und zu lassen hast“. – „Aber Vater, was habe ich denn getan?“
Darauf antwortete er: „Ich habe heute abend die Gruppe im Zelt überblickt, und da habe ich dich weinen sehen. Lass dir dies sagen: Maria, wenn du zu jener Bußbank gehst, hole ich dich hinweg, und wenn ich dabei durch Blut waten müsste! Wenn ich dich dann heimgebracht habe, werde ich dich ganz erbarmungslos verprügeln. Hast du das verstanden?“
Sie wusste, dass er meinte, was er sagte. Das arme Mädchen brach in Tränen aus und ging in ihr Zimmer. Dort in der Dunkelheit fasste sie schließlich den Entschluss, dass sie nicht auf die mahnende Stimme des Geistes Gottes hören wolle. Sie war ein sehr schönes Mädchen, ungefähr 19 Jahre alt. Sie ballte ihre Fäuste und sagte: „O Gott, ich werde dich niemals suchen! O Gott, nimm dieses Gefühl von mir, dass mein Herz wieder so leicht werden kann! Ich will nicht so schlecht über meine Sünden fühlen, aber ich will dich niemals suchen! O Gott, ich will mich dir nicht ergeben. Ich werde niemals zu jener Bußbank gehen! Nimm diese Last von meinem Herzen!“
Gott tat, wie sie es haben wollte; der Heilige Geist wich von ihr und die Sündenüberzeugung verließ sie. Sie ging dann zu Bett und schlief auch bald ein. Am nächsten Morgen stand dieses Mädchen auf und ging zur Universität, wo es studierte.
Am Abend ging sie wieder zur Versammlung. Ihr Vater stand auf derselben Stelle wie am vorhergehenden Abend und hielt seine Augen auf sie gerichtet. Als die Einladung gemacht wurde, sah er, wie sie mit ihrem jungen Freund zusammenstand und lachte. Er fasste seinen Nachbarn beim Arm und sagte: „Sieh einmal meine Tochter! Ich habe sie gestern abend besiegt. Sie wird niemals zu jener Bußbank gehen“. Das Mädchen lachte weiter und machte Spaß, während andere weinten und den Herrn suchten.
Sonntagabend kam die Zeltversammlung zum Abschluss. Das Mädchen ging wieder ihren Studien nach. Aber am darauffolgenden Montag sagte sie zu ihrer Mutter: „Ich habe heute solche Kopfschmerzen. Ich sollte daheim bleiben.“ Die Mutter aber antwortete: „Ach, Maria, geh nur, das wird bald vorübergehen“. Sie ging, aber zwei oder drei Stunden später kam sie zurück und sagte: „Mutter, mein Kopf scheint mir zu zerspringen. Ich muss mich zu Bett legen.“
Sie sollte das Bett nicht mehr lebend verlassen. Nach drei Tagen ließ sie ihre Mutter rufen und sagte ihr: „Mutter, ich fürchte, dass weder du noch Vater eine Ahnung davon habt, wie schlimm mein Zustand ist. Wollt ihr nicht einen Arzt rufen lassen? Ich befinde mich in einem schrecklichen Zustand. Ich werde sterben.“
Nun erschrak die Mutter sehr. Schnell rief sie den Familienarzt. Als er das kranke Mädchen untersucht hatte, fasste er den starken Vater bei dem Arm und deutete an, mit ihm herauszukommen. Der Arzt liebte diese Familie. Draußen sagte er dann zu dem Vater: „Du bist stets offen und aufrichtig mir gegenüber gewesen, und ich muss offen und aufrichtig dir gegenüber sein. – Du hast mich zu spät rufen lassen. Es ist nichts mehr für deine Tochter zu tun. Sie wird bald in der Ewigkeit sein. Wenn du ihr noch etwas mitzuteilen hast, so tue es unverzüglich. Es wäre unrecht von mir, dir irgendwelche Hoffnung zu machen; auch hat es keinen Zweck, andere Ärzte herbeizurufen. Sie werden nichts tun können. In wenigen Stunden wird deine Tochter tot sein.“
Die Nachbarn, die eine Meile entfernt wohnten, hörten den Vater aufschreien. Was war wohl das Erste, an das er dachte? Es war jener Abend, an dem er sich gerühmt hatte, seine Tochter besiegt zu haben. Händeringend kam er in das Haus. Am Bett seiner Tochter fiel er nieder und rief: „O Maria, Maria, suche den Herrn. Maria, bete! Gib dein Herz dem Herrn! O Kind, bete!“
Sie aber legte ihre Hand auf sein Haupt und sagte: „Vater, quäle mich nun nicht mit dem Namen Gottes – bitte, erwähne seinen Namen nicht mehr! Seit jenem Abend, da du deine Drohungen ausgesprochen hast, und ich dann in meinem Zimmer den Entschluss fasste, dem Wirken des Geistes Gottes zu widerstehen, ist mein Herz hart wie Stein. An jenem Abend habe ich Gott gebeten, mich zu verlassen. Er hat mich bei meinem Worte genommen.“
Dann sagte sie ihrem Vater, dass sie wohl wisse, dass ihr Schicksal besiegelt und sie verloren sei. Gleich als sie krank wurde, bekam sie die Gewissheit, dass sie sterben würde. Dann fragte sie: „Vater, wie spät ist es?“ – „Es ist jetzt vier Uhr nachmittags“. Darauf erwiderte sie: „O wie langsam doch die Zeit vergeht! Aber denke nur, ich gehe nun an einen Ort, wo es keine Zeit mehr gibt!“ Dann bat sie den Vater: „Geh noch einmal zu dem alten, moosbedeckten Brunnen und bring mir doch einen Trunk kühlen Wassers; denn ich werde nun bald an einem Ort sein, wo ich kein Wasser mehr bekommen kann.“
Schweren Herzens ging der Vater zum Brunnen, holte das Wasser, setzte es an ihre Lippen und sie trank in tiefen Zügen. Ihre Mutter betete, ihr unbekehrter Bruder betete und auch ihre beiden Schwestern lagen auf ihren Knien und schrieen zu Gott. Ich habe die lautesten Gebete von Sündern gehört, wenn sie für die beten, die sie lieben. Ja, ich habe lauteres Schreien und Beten in Sterbezimmern oder neben einer Leiche gehört, als ich je an der Bußbank hörte.
Das sterbende Mädchen sagte: „Vater, lege deine Arme unter meine Schultern und ziehe mich höher hinauf im Bett; meine Füße sind im Feuer, meine Füße verlieren den Halt!“ Er legte seine starken Arme unter die ihren und zog sie höher empor. Bald darauf rief sie wiederum: „Vater, meine Füße gleiten immer mehr. Nimm doch meine Füße aus dem Feuer!“ – „Maria, ich habe alles getan, was ich tun kann.“
Darauf sagte sie: „O Vater, geh doch noch einmal zurück zu dem alten Brunnen und bring deiner Tochter noch einmal einen Trunk kühlen Wassers.“ Er ging sofort, als er aber dann zurückkam, war seine Tochter schon in der Ewigkeit.
Hört, meine lieben Freunde, der Vater geht nun in die Stadt, seine Geschäfte zu verrichten – er geht in den Kaufladen und steht dort, als ob er kein Wort sagen könnte. Der Kaufmann muss ihn erst fragen, was er wünscht. Er geht hinaus auf das Feld, um zu pflügen, aber er pflügt nicht, sondern steht in Gedanken versunken da. Er geht auf die Weide, um dem Vieh Salz zu geben, aber er vergisst, das Salz mitzunehmen. Jeder, der die traurige Geschichte kennt, weiß, was verkehrt ist und was ihn quält.
O möge dies eine Warnung für Eltern sein, ihren Kindern nichts in den Weg zu legen, dass sie das Heil, das uns durch Jesus Christus an dem grausamen Kreuz erkauft wurde, zu erlangen!
„Irret euch nicht! Gott lässt sich nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er ernten“ (Gal. 6:7).

Verlorene Seelen

Verlorene Seelen! Könnt ihr euch einen schwachen Begriff von der bodenlosen, unermesslichen Tiefe der Bedeutung dieser zwei kleinen Wörter machen? Welch ein Meer von Tränen! Welch überwältigende Schmerzensausbrüche von Wehklagen und Zähneknirschen! Welche Ewigkeit von Verzweiflung! Unwiederbringlich, rettungslos verloren! Keine Gelegenheit mehr, dass ein Licht auf ihren vom Teufel eingeschlossenen, glühendheißen, düstren, abwärsführenden Weg leuch­ten möge! Verloren für alle Glückseligkeit und Heiligkeit! Verloren für Gott und Erlösung! Verloren für den Himmel und die Hoffnung! Verloren ohne jegliche Hoffnung, jemals wieder gerettet zu werden! Nicht einmal eine schwache, von ferne schimmernde Hoffnung leuchtet ihnen, jemals in einen andern Zustand zu gelangen, als wie hoffnungslos und verzweifelt durch alle Ewigkeiten hindurch verloren zu sein.
Von Weh zu Weh! Von Elend zu einem noch schlimmeren Elend! Für immer, auf ewig verloren! Verloren, weil sie verloren sein wollten! Verloren, während ihr innigster Freund gerettet wurde. Sie sind verloren, weil sie sich nicht finden lassen wollten! Sie gewannen die Welt und verloren ihre Seelen! Sie erlangten den Schatten und verloren den wahren Gegenstand; sie erlangten Dornen und verloren die Blumen; sie erlangten Hungersnot und verloren die Fülle; sie erlangten Feinde und verloren Freunde; sie erlangten das ewige Verderben und verloren das ewige Leben.
Verloren in der äußersten Finsternis! Verloren in dem Rauch der Qual! Verloren in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt! Verloren unter den heulenden Myriaden quälender Teufel, den Schmerzensschreien und Angstgestöhn der Verdammten! Ein furchtbares Ungewitter, zehntausend rollende Donner! Verloren! Verloren!! Verloren!!! Die Glocken der Ewigkeit läuten die Totenmesse. Die Zeit warnt euch. Die Bibel warnt euch. Der Geist warnt euch. Wollt ihr und eure Lieben verloren gehen? Entschließt euch jetzt, während Jesus noch ruft – oder ihr seid auf ewig verloren.

Jetzt noch kannst du mit Gott machen, was du willst!

Du kannst jetzt mit Gott machen, was dir beliebt. Es ist dir erlaubt. Gott lieferte sich selbst in die Hände der Menschen aus, als er Jesus Christus als wahren Gott und wahren Menschen in einer Person in die Welt sandte. So wollte er es. Sie verfluchten ihn – es wurde ihnen erlaubt. Die Menschen spuckten auf ihn – Gott ließ es zu. Sie nannten ihn einen Satan – Gott hielt seinen Zorn zurück. Schließlich nahmen die Menschen ihn gefangen, überantworteten ihn und lieferten ihn dem öffentlichen Hohn und Spott aus. Sie schlugen ihn, nagelten ihn an ein Kreuz und hängten ihn zwischen Himmel und Erde – und Gott ließ sie gewähren.
Du kannst in gleicher Weise handeln, obwohl Christus nicht in seiner menschlichen Gestalt gegenwärtig ist. Du kannst ihn ignorieren. Du kannst sein Buch, die Bibel, wie auch seine Gemeinde ignorieren. Du kannst über seine bluterkaufte Erlösung lachen, seine Nachfolger verfluchen und sie in die Hölle ver­wünschen. Es ist dir erlaubt. Der ewige Christus aber klopft an deine Herzenstür und bittet dich, deine Sün­den aufzugeben und dich auf die Ewigkeit vorzubereiten. Du kannst ihn ablehnen, auf ihn spucken, ihn einen Teufel nennen, ihn verfluchen. Es ist dir erlaubt. Du kannst mit seinem Namen Flüche und Eide aussprechen, wenn du willst. Er ist in deiner Hand – jetzt.
Auf der anderen Seite kannst du aber auch nach seiner Gunst Ausschau halten, du kannst dich vor ihm demütigen und um seine Gnade bitten, seine Vergebung erflehen, deine Sünden bereuen und ihm dein Leben ausliefern. Er hat gesagt: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftut, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir“ (Offb. 3:20).
Die Wahl liegt bei dir, du darfst wählen. Die Türklinke liegt in deiner Hand. Triff deine Wahl: Die Festgelage und Triumphzüge dieser Welt oder die stille Gemeinschaft mit Gott; die nie zu stillende Lust des Fleisches oder die Zucht aus dem mächtigen Sieg des Heiligen Geistes. Dein ist die Wahl: Gott ist in deinen Händen – jetzt.
Gott hat bereits den Tag festgelegt, an dem du in seinen Händen sein wirst. Was er dann mit dir tut, hängt von dem ab, was du jetzt mit ihm tust. Dann wird es „schrecklich sein, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“, wenn du ihn in deinen Händen missbraucht hast. An jenem Tag wird Gott nur zwei Urteilssprüche haben: entweder „Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln!“ (Mt. 25:41) oder „Geh hinein zu deines Herrn Freude!“ (Mt. 25:21). Das Urteil, das über dich gefällt wird, hängt davon ab, was du jetzt mit Christus tust.
Du kannst versuchen, neutral zu bleiben, aber das ist Selbstbetrug. Du kannst sagen, du willst dich später entscheiden; aber bei Gott ist ein Aufschieben ein glattes Nein. Heute ist dein Tag. Gott ist in deinen Händen. An Gottes Tag, wenn du in seinen Händen bist, gibt es kein Aufschieben des Urteilsspruches mehr, keinen neutralen Ort zwischen Himmel und Hölle, keinen Mittler zwischen Gott und den Menschen. Dann gibt es keinen Mittler mehr!
Denn er, der jetzt dein Mittler ist, ist an jenem Tag als Richter eingesetzt. Freund, höre zu! Wenn du Gnade und Vergebung haben willst, dann musst du jetzt darum bitten!

Oftmals am Mittag und Abend
Und in der Stille der Nacht
Mahnt dich dein liebender Heiland,
Der gerne selig dich macht.
Willst du der Stimme nicht achten?
Meint es doch Jesus so gut;
Er hat dem Sünder erworben
Frieden und Heil durch sein Blut.

Bald ist dein Leben zu Ende,
Du gehst zur Ewigkeit ein;
Wenn du die Welt hier verlassen,
Wo wird die Seele dann sein?
Dort zu dem Ort der Erlösten
Gehen nur Heilige ein;
Qualen erwarten den Sünder,
Der nicht durch Jesus ward rein.

Wenn du die Gnade verachtest,
Wird immer härter dein Herz;
Und endlich wird deine Losung
Ewiger Jammer und Schmerz
Dort, wo kein Licht mehr erscheinet,
Wo keine Hoffnung wird sein:
Ewig vom Himmel verstoßen
Und in der endlosen Pein.

Weil er noch mahnet, ergib dich,
Komme zum Heiland noch heut;
Alles, was hinten, vergesse,
Und folge ihm allezeit!
Blick in die Zukunft und höre,
Was dir dein Jesus verspricht:
„Wer zu mir kommet und trinket,
Den dürstet ewiglich nicht“.