„Jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils!“ 2.Kor,6:2
Hast du schon je mit rechtem Ernst über das einfache Wort „morgen“ nachgedacht? „Morgen“ bedeutet: der folgende Tag, oder der Tag nach dem heutigen. Schon oft hast du den geläufigen Ausdruck gehört: „Morgen will ich das und das tun“. Das meint, man will es den nächsten Tag, der auf denjenigen folgt, an dem man lebt, ausrichten. Wir leben heute. Wir haben gestern gelebt, und gestern ist jetzt in der Vergangenheit. Aber als wir gestern lebten, war es doch heute oder die gegenwärtige Zeit. Morgen kommt niemals. Es ist immer vor uns. Mitunter liegt es so weit, dass es beinahe vierundzwanzig Stunden entfernt ist. Wir mögen auch nur etliche Sekunden davon entfernt sein; aber gerade ehe wir das Ziel, das Morgen, erreichen, verschwindet es und ist wiederum vierundzwanzig Stunden uns im Voraus. Wieder schieben wir unsere Aufgabe auf morgen auf. Wie vorher, denken wir auch dieses Mal, dass wir es erreicht haben. Wir kommen zu dem Punkt, wo wir beinahe sagen können: „Morgen ist hier“. Aber gerade dann tritt der nächste Tag ein und morgen ist immer noch in der Zukunft.
Nun, liebe Seele, steh einmal stille und denk einen Augenblick nach. Wir haben gesehen, dass „morgen“ niemals kommt. Wir befinden uns zu Beginn des Tages eine große Strecke davon entfernt. Doch wir kommen ihm näher und näher, bis wir es beinahe erreicht haben, – und dann ist morgen uns wieder vorgerückt. Immer noch gehen wir vorwärts, einen Tag nach dem andern, und es kommt niemals. Morgen wird niemals kommen.
Doch halte noch einen Augenblick inne. Irgendwann in der Zukunft kommt die Zeit, da du diesen alten Leib ablegen musst. Er wird wieder zum Staube werden. Diese Zeit wird sicherlich kommen. Einst warst du viele Jahre von diesem Tag entfernt, doch du rückst ihm Tag für Tag und beständig näher. Immer näher rückt er heran. Tage, Wochen, Monate und Jahre sind vergangen. Mit jedem Atemzug kommst du diesem Tag näher. Die Zeit flieht dahin und du kommst zu dem Punkte, wo du weißt, dass er sehr nahe ist. Du kannst den eiskalten Todeshauch verspüren, wie er dir entgegenweht, und wie die Hand des Todes sich deiner bemächtigt. Nur noch etliche Stunden, nur noch wenige Minuten, nur noch wenige Sekunden dieses Lebens – nun ist der Tod gekommen. Der Geist nimmt seinen Abschied von der irdischen Hütte. Sie sind nun getrennt. Der Geist geht zu seinem Schöpfer – Gott –, und der Leib kehrt wieder zum Staub zurück. Der Tod ist gekommen und hat sein Werk verrichtet. Er war immer näher und näher gekommen, bis er endlich eintrat. Der Tod kam nicht in einem Augenblick, nein, er kam näher und näher, bis er hier war. Der Tod, der einmal in der Zukunft war, ist gekommen; aber „morgen“ ist immer in der Zukunft. Es wird nie kommen.
Laß dich warnen, o teure Seele, die du fortwährend wartest und es auf morgen aufschiebst erlöst zu werden. Der Tod und das „Morgen“ stehen im Wettlauf. Der Tod wird siegen. Warum? Weil der Tod endlich doch kommen wird; morgen wird aber niemals kommen. Während der ganzen Ewigkeit wird kein „morgen“ sein. Es kann unmöglich kommen. Das Ende der Welt nähert sich; dann kommt der große Gerichtstag, wo wir gerichtet werden nach den Werken, die wir auf Erden taten; und dann – die Ewigkeit. Wenn wir heilig lebten und erlöst starben, werden wir durch die Perlentore zum Himmel eingehen; aber wenn wir als Sünder gelebt und gestorben sind, werden wir in den feurigen See geworfen werden, der auf ewig mit Feuer und Schwefel brennt. Dies alles wird kommen.
Wie gewiß der Tod an einen jeglichen Menschen herantritt und ihn hinwegrafft, ebenso gewiß wird der große Gerichtstag kommen. Die Ewigkeit kommt, so wie der Tod, näher und immer näher. Mit einem jeglichen Atemzug rückst du dem Ende der Zeit immer näher. Das Ende kommt. Der Tag wird kommen, wo die Zeit nicht mehr sein wird. Die Ewigkeit wird eintreten. Ein jeder wird es dann wissen.
Laß dich warnen, o teure Seele! Du wirst niemals in der Zeit, welche man „morgen“ heißt, leben. Tausende von teuren Seelen sagen: „Morgen will ich den Herrn suchen; morgen will ich mich bekehren“. Warum bekehrst du dich nicht heute – gerade jetzt? Die Erlösung wird dir angeboten. Morgen ist unsicher und betrügerisch. Du wartest auf einen Tag, der niemals kommen wird. Wenn wir eine teure Seele sagen hören: „Morgen will ich mich bekehren,“ so können wir sehen, dass sie sich auf einer gefährlichen Seite, auf der Verlustseite befindet. Der Tod und die Ewigkeit werden zuerst kommen und sie unvorbereitet finden. Dann wird es zu spät sein! Sie wird die Ewigkeit in der Hölle zubringen müssen. Die Ewigkeit und die Hölle werden nicht verschwinden und nicht immer in der Zukunft sein, wie das „Morgen“ – nein, sie kommen näher und näher, und die Zeit ist nicht mehr weit entfernt, wenn diese Dinge eine Wirklichkeit sein werden. Ja, eine Wirklichkeit, nämlich: das Ende der Zeit, die Zerstörung der Erde, die Auferstehung der Toten, das Weltgericht, das Fällen des Urteils über Sünder und Heilige und dann der Eingang zum Himmel oder zur Hölle, zur Freude oder zur Pein – zu ernten, was gesät worden ist.
Wenn diese Zeit kommt, dann wirst du erkennen, wenn du es nicht vorher erkennst, dass es sich nicht lohnte, deine Bekehrung oder Erlösung auf morgen aufzuschieben. „Sehet, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils“ (2.Kor. 6:2). Jesus sagte niemals, dass du bis morgen warten sollst, um dich zu bekehren oder um erlöst zu werden. Diejenigen, die es auf morgen aufschieben, mögen niemals erlöst werden. Gott sagt: „Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten“ (1.Mo. 6:3, Elbf. Übers.).
„Darum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint“ (Mt. 24:44). Heute ist der Tag des Heils.
Die furchtbare Gefahr und Folgen des Aufschiebens
Ein junger Mann im Staate Pennsylvania, der sich in tiefer Sündenüberzeugung während einer Erweckungsversammlung befand, wurde von dem Prediger ersucht zu Christus zu kommen. Er antwortete: „Nicht heute abend; vielleicht morgen abend“. Den folgenden Tag machte der Prediger eine Reise aufs Land. Als er auf seinem Weg war, nahm er wahr, dass in einer Entfernung sich Leute auf der Straße ansammelten. Als er den Ort erreichte, sah er sofort, dass dieser junge Mann, mit dem er den vorhergehenden Abend gesprochen hatte, durch einen Sturz vom Pferd tödlich verletzt war. Man trug ihn in eines Nachbarn Haus, wo er nur noch etliche Minuten lebte. Seine letzten Worte waren: „Verloren! Verloren! Auf ewig verloren!“
Dem Gnadenruf folgt oftmals in kurzer Zwischenzeit die Vorladung zum Gericht.
Schnell unser Leben flieht dahin –
Bist du bereit? –
Auf Windesflügeln Tag für Tag
Zur langen Ewigkeit.
Dem Leben ist ein Ziel gesetzt –
Bist du bereit?
Wie nahe mag dein Ende sein,
Wie schnell dahin die Zeit!
Das Leben ist so ungewiss –
Bist du bereit?
Die letzte Stunde ist nicht fern –
Trägst du das Hochzeitskleid?
Drum lebe heilig, lebe rein
Und sei bereit!
Ein jedes Wort und jede Tat
Sei für die Ewigkeit!
Das Leben eilet schnell dahin
Zur Ewigkeit; auch du,
O Seele, wache auf zur Tat,
Versäum nicht deine Ruh‘!