Heute unser Retter, morgen unser Richter

Von einem Seemann wird erzählt, dass er entlang einer Werft ging, ins Wasser fiel und im Begriff war unterzugehen. Da sprang ein wohlgekleideter Herr ins Wasser und hielt den ertrinkenden Matrosen an der Oberfläche, bis ein Ruderboot zur Rettung herbeigebracht werden konnte.
Obwohl der Matrose vom Tod gerettet wurde, war er offensichtlich doch undankbar dafür. Denn am folgenden Tag wurde er betrunken auf der Straße gefunden. Er wurde deswegen in Haft genommen und vors Gericht geführt. Dort fand er zu seiner angenehmen Überraschung aus, dass der Mann, der am Tage vorher sein Leben rettete, jetzt sein Richter sein sollte. Der Matrose tröstete sich mit dem Gedanken, dass ein Mann, der sein eigenes Leben für ihn wagte, ihn nicht so sehr für ein geringes Vergehen bestrafen würde. Aber ganz entgegen seinen Erwartungen wurde er zum vollen Maß des Gesetzes verurteilt. Der Matrose fragte in Verwunderung hierüber den Richter, wie es denn käme, dass er ihn gestern vom Ertrinkungstod errettete und heute ihn zum vollen Maß des Gesetzes verurteilte. Der Richter antwortete: „Gestern war ich dein Retter, aber heute bin ich dein Richter“. Der Matrose verfehlte es in Betracht zu ziehen, dass ein gerechter Richter nicht nur barmherzig und mitleidig gegen Notleidende, sondern auch gerecht und unparteiisch gegen die Übertreter des Gesetzes sein muss.
Heutzutage weigern sich viele Leute zu glauben, dass Gott die Sünder in einer immer währenden Hölle strafen wird. Sie beruhigen ihr anklagendes Gewissen mit der verführerischen Hoffnung, dass der „gerechte Richter“ zu barmherzig sein wird, um sie in den Feuersee zu werfen. Sie argumentieren auf diese Weise: „Wie kann ein liebender himmlischer Vater das Kind seiner eigenen Schöpfung ausstoßen? Wie könnte er, der des Himmels größten Schatz für meine Erlösung opferte, das Urteil der ewigen Strafe über mich aussprechen?“
Auf diese Weise werden viele teure Seelen durch eine falsche Hoffnung verführt und betrogen. Aber sie werden es erfahren, vielleicht wenn es zu spät ist, dass der Gott der Barmherzigkeit, um ein wahrer Gott sein zu können, auch ein Gott der Gerechtigkeit sein muss. Diejenigen, die ein gerechtes Gesetz übertreten, müssen auch die gerechte Strafe erleiden. „So sieh nun die Güte und die Strenge Gottes; die Strenge gegen die, welche gefallen sind; die Güte aber gegen dich, sofern du bei der Güte bleibst; sonst wirst auch du abgehauen werden!“ (Röm. 11:22).
„Irrt euch nicht: Gott lässt sich nicht spotten! Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten“ (Gal. 6:7). „Und siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, um einem jeden so zu vergelten, wie seine Werke sind“ (Offb. 22:12). „Und ich sah die Toten, Kleine und Große, vor Gott stehen, und es wurden Bücher geöffnet, und ein anderes Buch wurde geöffnet, das ist das Buch des Lebens; und die Toten wurden gerichtet gemäß ihren Werken, entsprechend dem, was in den Büchern geschrieben stand … Und wenn jemand nicht im Buch des Lebens eingeschrieben gefunden wurde, so wurde er in den Feuersee geworfen“ (Offb. 20:12.15). „Und es wird niemals jemand in sie [die himmlische Stadt] hineingehen, der verunreinigt, noch jemand, der Gräuel und Lüge verübt, sondern nur die, welche geschrieben stehen im Buch des Lebens des Lammes“ (Offb. 21:27).