Von David Penner, Russland (Sibirien)

Slawgorod, den 07.09.1928

In dem Herrn geliebte Geschwister!

Weil der Herr es durch seinen wunderbaren Rat so geführt hat, dass wir bekannt geworden sind, so wollen wir euch aus Liebe auch mit einem kurzen Schreiben erfreuen. Es wäre doch nicht richtig, wenn wir die Wunder, die der Herr an uns getan hat, verschweigen möchten.

Ich will euch nur kurz mitteilen, dass wir seinerzeit nach vielem Ringen und Kämpfen auch bei dem guten Hirten und treuen Gott Zuflucht gefunden haben. Aber trotzdem wussten wir nicht, was wir wissen sollten, so dass wir wie die irrenden Schafe waren. Ich bin in der altmennonitischen Gemeinde geboren und erzogen worden. In meinem 29. Lebensjahr kam ich zu der Überzeugung, dass ein Mensch ohne Wiedergeburt an dem Reiche Gottes nicht teilhaben kann. In mir lag ein heißes Verlangen, schon hier auf dieser Erde Gemeinschaft mit gottliebenden Menschen zu haben. Weil mir keine andere Gemeinde bekannt war, schloss ich mich der mennonitischen Brüdergemeinde an. Und wie ein natürliches Kind, wenn es geboren wird, nicht dumm, aber unerfahren und unwissend ist, so war ich es auch im geistlichen Leben. Jetzt aber, im Verlauf dieser Jahre, habe ich manches erkennen dürfen. Und weil ich mich als Seelenhungriger an Gottes Wort gespeist habe, bin ich nach und nach zu mehr Erkenntnis gekommen.

Ich kam zu der Überzeugung, dass Gott an den vielen Sekten keinen Gefallen hat. Und Gottes Wort lehrt ja auch, dass am Ende nur ein Hirt und eine Herde sein wird. Der Herr selber setzt ja lebendige Glieder in seinen Leib, der die Gemeinde ist. Und vor Gott zählt das Namenchristentum nicht. Aufgrund dieser Überzeugung habe ich wie Elisa zu Gott geschrien und gebetet, dass er mich von dieser Weit wegnehmen solle. Aber Gott sei Lob und Dank, ich erfuhr es auch nach der anderen Seite so wie Elisa. Denn als ich in der größten Not war, hat er mich sehen lassen, dass er auch in unseren Tagen noch solche hat, die Baal nicht dienen. Ich will kurz schildern, wie es geschah.

Gemeinsam mit einem Bruder war ich vor zwei Jahren auf einer Konferenz beauftragt worden, anschließend eine Missionsreise zu machen. Bei dieser Gelegenheit hinterließ ich in einem Brief ein Exemplar von unserem Glaubensbekenntnis. Nach einer Zeit kam auch Bruder Lypinski da vorbei, las die Schrift und sah, dass wir gleichgesinnte Brüder waren. Er besuchte dann mich. Der Herr bestätigt wiederholt, was er sagte: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege“ (Jes. 55:8).

Eines Tages jätete ich in meinem Garten Unkraut. Es war sehr heiß, aber in meiner Seele war es noch heißer. Ich schmachtete leiblich und geistlich in der Hitze dieser Welt. Und da bekam ich einen Brief. Als ich ihn gelesen hatte, änderten sich meine Empfindungen derart, wie ich sie hier nicht schildern kann. Dann hieß es zu mir, wie einst zu Elia: „Es sind noch etliche...“ Im Winter besuchte uns dann der liebe Bruder. Wir konnten durch ihn erfahren, dass wir noch Brüder und Schwestern haben, die in der Schule Gottes dasselbe gelernt haben, wie wir. Und es war für uns ein großer Trost.

Gegenwärtig ist Bruder Lypinski wieder bei uns zu Besuch. Und wir werden wieder reichlich gesegnet. Wir bitten alle unsere gleichgesinnten Brüder: besucht uns, damit wir mehr bekannt und verbunden werden. Betet für uns. Wir wollen es für euch auch nicht unterlassen.