Die Anfänge der schweren Prüfungen für die Gläubigen

Die Leute verspürten bald, dass neue drückende Lasten auf sie einstürmten. Am meisten aber empfanden es die Geistlichen, denn in dem Hass gegen die Christen konzentriert sich ja das große Ziel der Gottlosen. Allerdings musste die Regierung bald erfahren, dass sie bei dem Angriff auf die Christen, oder auf die an Gott gläubige Geistlichkeit, harten Widerstand auslöste. Darum versuchten sie mit List und Tücke uns Schlingen zu stellen. Ihr Ziel war, die Gläubigen darin zu fangen.

Im Herbst 1924 gesellte sich zu uns ein sowjet-ukrainischer, in grobes graues Gewand gekleideter Priester. Dieser bot uns an, mit ihm zusammen zu arbeiten. Auf unsere Frage, ob er gläubig sei und warum er mit uns zusammen wirken wolle, gab er kleinlaut zu, er wolle es deshalb, weil die Kirchen ausgerottet würden. Wir wussten aber sofort, dass wir es mit einem besonders dazu geschulten, falschen Priester zu tun hatten. Dieser hatte den Auftrag, alles Göttliche zu zerstören.

Wir waren bereits über solche „Wölfe in Schafskleidern“ informiert. Diese so genannten „Geistlichen“ versuchen ihre Zersetzungsarbeit sehr schlau zu beginnen. Sie versuchen, sich in das Vertrauen der Gläubigen einzuschleichen. Sehr geschickt versuchten sie, ihre „Aushorchposten“ zu verwirklichen. Die Regierung wurde von ihnen über alles informiert. Über die Folgen waren sie dann „sehr erstaunt“ und schimpften dann noch über die Behörde. Viele fielen auf ihre Falschheit herein und mussten dann die Folgen tragen.

Es spitzte sich langsam aber sicher alles zu. Als erstes verbot die Behörde die Kindergottesdienste. Auf vielen Plätzen versuchte sie mit Strenge, die Jugendlichen bis zu 18 Jahren vom Gottesdienst fern zu halten. Alle gottesdienstliche Räume und Gebäude wurden verstaatlicht. Auf diese wurden je länger, desto mehr unerträgliche Abgaben gelegt. So wurden viele gezwungen, die Bethäuser zu verlassen. Viele, die die Abgaben nicht bezahlen konnten, entflohen in andere Gegenden. Die Behörde beschlagnahmte dann das Gebäude und übereignete es sich.

Diese systematische Zerstörungsarbeit, der man nichts entgegensetzen konnte, brach schier mein Herz. Es war doch Gottes Werk, und Gott ließ es zu?! Es mussten auch alle Gottesdienste und Zusammenkünfte registriert werden. Außerdem wurde eine halbjährliche Buchung über die Zu- oder Abnahme der Besucherzahl geführt. Um noch mehr Steuern herauszuschlagen, musste ein jeder in der geistlichen Arbeit, ob Prediger oder Mitarbeiter in der Gemeinde, auch registriert sein.

Aber das war noch nicht alles. Um die Evangeliumsarbeit mehr zu hemmen, wurde für den reisenden Evangelisten und für alle, die auf anderen Plätzen zu predigen gedachten, eine behördliche Anmeldung verlangt. Sie mussten sich bei der Orts- und Kreisbehörde ihres Wohnortes abmelden, und bevor man auf dem anderen Platz predigen durfte, musste man dort wieder angemeldet sein. Alle Ab- und Anmeldungen wurden jedes Mal in den Registrierpass eingetragen. Wollte der Redner nach Hause oder weiterfahren, musste er sich auf dem betreffenden Platz abmelden und zu Hause, oder wo er hinfuhr, wieder anmelden. Nicht nur das Fahren zu den oft weit entfernt liegenden Ämtern war sehr beschwerlich. Zeitraubend war vor allem, dass man dort oft sehr lange warten musste. Und oft bekam man nach langem Warten den Bescheid, dass man am nächsten Tag wieder kommen sollte.