Taufe im Winter

In jener Zeit tauften wir zu allen Jahreszeiten. Wenn eine Evangelisation gewesen war, tauften wir auch diejenigen, die es wünschten. Das geschah aber auch des Öfteren mitten im Winter. Ein Fall ist mir noch lebhaft in Erinnerung.

Es war in Georgensguth in Ostpreußen. Wir hatten da eine überaus gesegnete Lagerversammlung. Damals verließ keine Seele die Lagerversammlung, ohne den Frieden mit Gott gefunden zu haben. Dann wurde auch beschlossen, dass Taufe sein sollte. Der große See in der Nähe war schon zugefroren und Leute überquerten das Eis, um zur Lagerversammlung und zur Taufe zu kommen. In das Eis wurde ein etwa 20 m langer Eingang gehackt, bis man die zum Taufen nötige Wassertiefe hatte. Dann wurde noch ein weiteres Stück freigehauen, um genügend Platz zur Taufe zu haben. 34 oder 35 Personen sollten bei der Gelegenheit getauft werden. Br. Reinhold Meglin und ich sollten taufen. Den Anfang machte ich. Die andere Hälfte sollte Br. Meglin taufen. Doch tat es mir leid, dass der Bruder nun in das kalte Wasser steigen sollte, und ich bot mich an und taufte die ganze Schar. Es dauerte etwa eine halbe Stunde, bis ich wieder aus dem Wasser kam. Gott aber bewahrte mich vor Krankheit. Wir tauften im Glauben an Gott und der Herr gab uns seinen Schutz, so dass keiner erkrankte.

Es gab sogar einen solchen Fall, dass jemand im Glauben krank in das kalte Wasser stieg, um sich nach dem Befehl des Herrn taufen zu lassen, und gesund herauskam. In jener Zeit haben wir oft im Winter getauft, doch hörte ich nie davon, dass jemand deswegen krank geworden sei. Gott ehrte unsern Glauben und den Gehorsam und hielt seine Hand über uns. Das sei aber nicht erzählt, damit sich jemand gezwungen fühlen soll, auch so zu tun. In jener Zeit aber achteten wir nicht auf die Kälte und Gott hat sich in wunderbarer Weise dazu bekannt. Ihm sei alle Ehre dafür!

Im Jahre 1912 kam ich nach Russisch-Polen in die Weichselniederung. Dort arbeitete ich 2 Jahre, bis der erste Weltkrieg ausbrach. Durch die Prediger Schwieger und Arbeiter hat damals in jener Gegend ein Werk begonnen, und ich bediente danach die Gemeinden. Im Laufe der Zeit machte ich dann auch manche Missionsreisen auf der Weichsel: nach Plotzk, Warschau und Pinino, auf beiden Seiten der Grenze zwischen Russland und Deutschland. In jener Zeit fand auch ein Bruder zu Jesus, der zur Zeit meines Schreibens in Vernon, BC, in Kanada als Prediger dient.

Damals besuchte uns auch Br. Ebel, der in Russland im Missionsdienst stand. Er war ein Mann Gottes, der geistgefüllte Botschaften brachte. Br. Ebel wurde mir zum großen Segen. Er war ein demütiger Mann und der stärkste Beter, den ich bisher getroffen habe. Gegen ihn war ich in jener Zeit noch ein Kind in Christus.

Im Jahre 1913 fand in Horstschik bei Kiew eine Lagerver-sammlung statt, auf der Br. Ebel der Hauptredner war. Es war mir möglich, diese Lagerversammlung zu besuchen. Und obwohl ich noch so jung war, ließ Br. Ebel nicht ab, bis auch ich auf dieser Lagerversammlung eine Botschaft gebracht hatte. Nicht alle älteren Prediger haben solche Einstellung.

In Horstschik begab es sich auch, dass fast eine ganze Gemeinde mit Gesangchor die Wahrheit annahm. Es war auch das erste Mal, dass ich hörte, wie sie im Gottesdienst alle laut zusammen beteten. Es machte wohl einen tiefen Eindruck auf mich und doch zweifle ich daran, ob das gottgewollt und schriftgemäß ist (1.Kor. 14:31-32).

Nach der Lagerversammlung in Horstschik kam ich nach Tschernjachow, Kreis Schitomir zu Br. Jonathan Hinz. Er besuchte im Jahre 1907-1908 die Lagerversammlung, die damals in Essen über Weihnachten und Neujahr stattfand. Dieser Br. Jonathan Hinz wurde dann ein eifriger Vertreter der Sache Gottes in Russland und ein Prediger der Gemeinde Gottes. Die erste Lagerversammlung im Osten, so ich mich recht erinnere, fand dann 1908 in Tschernjachow statt, wo die Brüder Arbeiter und Doebert dienten.