Die Entwicklung des Werkes

Die Jahre 1919 bis 1933 waren in Deutschland sehr unruhig: Bürgerkrieg, Armut, und Arbeitslosigkeit. Auch unsere Geschwister und Prediger litten sehr unter diesen Verhältnissen. Und doch war es für die geistliche Entwicklung eine günstige Zeit. Notzeiten veranlassen Menschen, Gott mehr zu suchen als in guten Tagen. In jener Zeit beschaute ich meine Gemeinde in Essen und versuchte dabei herauszufinden, wer von den Brüdern noch Verdienst durch Arbeit hatte. Und trotzdem unterstützten sie auch noch als Arbeitslose das Werk des Herrn. Darauf hin bat ich die Gemeinde, auch mir nur soviel Lohn zu geben, wie sie an Arbeitslosenunterstützung bekommen. Ich konnte es nicht ertragen, in besseren Verhältnissen zu leben, als meine arbeitslosen Gemeindeglieder. Und von dem geringen Lohn, den ich hatte, gab ich noch den Zehnten.

In jener Zeit wurden von uns auch die Gemeinden in Polen (Wolhynien) besucht. Diese Arbeit tat hauptsächlich Bruder Zuber, der in der Schweiz wohnte. Später reisten auch die Brüder Rose, Girke und ich wiederholt in diese Gebiete. Damals war es sehr schwer, eine Einreiseerlaubnis zu bekommen, und selbst das nur für einige Wochen. Doch dem Herrn sei Dank, dass er in jenen Gebieten fähige Männer erweckte, die dem Werk vorstehen konnten. Das waren insbesondere die Brüder Gustav Sonnenberg und August Krebs, doch auch andere Brüder dienten dort den Gemeinden.

Ich persönlich war in Wolhynien im Jahre 1929 und diente  drei Lagerversammlungen, die in den Kreisen Rowno und Lutzk stattfanden. Eine Woche war ich noch in dem früheren Westpreußen. Doch meine ganze Einreiseerlaubnis galt nur für drei Wochen. Später bekam ich noch eine Woche Verlängerung und besuchte in der Zeit mit Br. Sonnenberg meinen alten Wirkungsbereich Wenschemin in der Weichselniederung. Es war nicht leicht, beinahe allein diesen drei Lagerversammlungen zu dienen. Dazu fanden noch an allen drei Orten Predigerversammlungen statt und zwischendurch waren noch die Reisen. Es kam noch hinzu, dass schwere innere Kämpfe stattfanden. Auf listige Weise suchte eine andere Bewegung, in die Gemeinde Gottes einzudringen. Doch durch Gottes Gnade ist fast kein Schaden entstanden und wir sind bewahrt geblieben. Der Herr bewahrheitete sein Wort: „Was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein“ (Mt. 18:18).