Ein Blick in das damalige Werk

Der Krieg hatte in unserem Werk viel Schaden angerichtet. Die Predigerbrüder Wehking, Mönch, Senf und ein anderer Bruder aus Ostpreußen waren im Krieg gefallen. Die Brüder aus USA, die das Werk bei uns begonnen und geleitet hatten, waren zum Teil in der Schweiz oder in den USA. So war nur noch der alte Bruder Flottmann in Berlin als freier Prediger übriggeblieben.

Nun ging es aber wieder mit neuem Mut an die Arbeit. Das erste, was mir der Herr aufs Herz legte, war. Br. Girke mit seiner Frau in die geistliche Arbeit nach Hamburg zu senden. Br. Girke war vor dem 1. Weltkrieg im Missionsheim in Essen und war in der Wahrheit gegründet. Während des Krieges wurde er aber eingezogen. Nun waren wir schon wieder 3 Prediger.

Bis zu jener Zeit war in Bochum nur eine Hausversammlung und es gab nur einige Geschwister. Der Herr aber gab Gnade, neue Leute zu gewinnen, und wir wagten uns, in die Öffentlichkeit zu treten. Wir konnten in der Robertstraße 93 von einer Gemeinschaft einen Saal bekommen, den wir von da an auch für unsere Versammlungen benutzen durften.

Bald gab der Herr eine neue Leitung. Br. Borbe arbeitete zu jener Zeit im Bergwerk. Er war aber schon seit 1903 mit der Wahrheit bekannt, stand dafür ein, war sehr entschieden und klar in der Lehre und hat schon damals nebenberuflich stark mitgearbeitet. Der Herr half, diesen Bruder für den Dienst am Evangelium frei zu machen. Br. Borbe diente darauf in Bochum und auch in Herne und Recklingshausen-Süd.

Im Laufe der Zeit erwies sich das dann auch als sehr segensreich. Br. Borbe wurde eine Säule im Werke des Herrn. Da er sehr begabt war, wurde er später der Lehrer unserer Bibelschule. Auch reiste er als Evangelist und später (1935) wurde er mein Nachfolger als Gemeindeprediger in Essen. In Essen war damals die größte Gemeinde, die wir in Deutschland hatten. Br. Borbe begann auch die Gemeinde in Hüls.

Im Laufe der Zeit gab der Herr auch Gnade, weitere Gemeinden zu beginnen. Die Versammlung in Gelsenkirchen-Horst konnte wieder neubelebt werden. Wir begannen in Dinslaken, Bergeborbek, Oberhausen, Wattenscheid, Gelsenkirchen, Köln und Mülheim-Heissen.

In den ersten Jahren nach dem 1. Weltkrieg bekamen wir auch Besuch von Br. Dietrich Meyer. Er kam von Nordamerika und war ein Prediger des deutschen Werkes in den USA. Er war nur kurze Zeit in Deutschland, hat aber in sehr großem Segen gearbeitet und begann auch damals, die Evangeliums-Posaune in Deutschland herauszugeben. Bis dahin hatten wir in Deutschland kein Haus, das die Gemeinde oder die Zentrale als Eigentum besaß. Br. Dietrich Meyer befasste sich damit mit der Absicht, dem deutschen Werk ein eigenes Haus zu besorgen und fuhr zu diesem Zweck nach USA zurück. Dort erkrankte er aber an Krebs und starb. Das war für uns schwer und eine große Enttäuschung.

Später besuchten uns andere Brüder aus den Vereinigten Staaten: Prediger Blewitt, Charles Brown und H. M. Riggle. Br. Riggle war 3 Wochen bei uns und evangelisierte. Das war ein ganz großer Segen für die Gemeinde Essen.

Damals war Br. Doebert noch bei uns und diente bei diesen Versammlungen als Übersetzer, denn Br. Riggle sprach in Englisch. Viele Seelen bekehrten sich und unter denen, die sich damals für Jesus entschieden, waren die späteren Mitarbeiter und Prediger: Ernst Kersten, Fritz Kreitschmann und Ferdinand Rose. Br. Riggle befand sich damals auf der Durchreise von USA nach Syrien. In Syrien arbeitete er in ganz großem Segen als Missionar.

Bei der Herausgabe der Evangeliums Posaune machte sich Schwester Friederici ganz besonders verdient. Sie war begabt,  hatte gutes geistliches Unterscheidungsvermögen und diente viele Jahre in der Redaktion. Auch Br. Waurich war einer unserer Mitarbeiter. Zuerst half Br. Waurich bei der Herausgabe der Evangeliums Posaune und schrieb viele Artikel in seiner feinen Weise. Später dienten Geschwister Waurich der Gemeinde in Wattenscheid. In seiner Zeit wurde auch das Gebäude errichtet, in dem heute noch Gottesdienste stattfinden.