In der Heimat

Nun hatte ich eine Urlaubszeit von nur 8 Wochen und sollte dann zum Militär und zum Krieg eingezogen werden. Meine Frau hatte gute Beziehungen zu den Vorgesetzten bei der Bahn und erreichte, dass ich nach 4 Wochen eine Anstellung als Hilfsheizer auf einer Lokomotive bekam. Zuerst kam ich jedoch in eine Reparaturwerkstatt für Lokomotiven.

Nach etwa 14 Tagen wurde ich sehr krank. Die spanische Grippe, die damals durch die Länder ging und so viele Menschen wegraffte, hatte auch mich erfasst. Es war eine Art Lungenpest. Ich wurde totkrank. Oft starben ganz gesunde und starke Menschen in wenigen Tagen. Man sagte, dass an dieser Krankheit doppelt so viele Menschen starben, als in jenem Kriege fielen, und sprach von 8 Millionen.

Nachdem ich zwei Tage krank danieder lag, erreichte mich ein Stellungsbefehl. Eine Ärztin aber bescheinigte, dass es „unmöglich“ war. Gott erhielt mich am Leben und im Oktober 1918 war der Krieg zu Ende. So hatte mich der Herr durch die schweren Kriegsjahre unversehrt hindurchgebracht. Wohl war ich danach noch lange krank. Doch gab mir der Herr so viel Kraft, dass ich der Lagerversammlung 1918-1919 in Essen beiwohnen konnte. Ich blieb auch gleich in Essen, um wieder im Werke des Herrn tätig zu sein.

Als wir am Kriegsende beide bei der Bahn angestellt waren, ging es uns im Irdischen sehr gut. Meine Frau hatte einen guten Lohn und ich bezog Krankengeld. Wir hatten es besser, als je zuvor. Da aber bekam ich den „Befehl“ vom Herrn, das Irdische wieder fallen zu lassen und an die geistliche Arbeit nach Essen an der Ruhr und Umgebung zu gehen. Was aber stand dabei vor uns? Wie sah es aus? – Der Krieg war verloren, es herrschten Inflation und Teuerung. Mit einer Predigerunterstützung konnten wir nicht rechnen. Unsere Gemeinden kannten das damals noch nicht. Die Versorgung mussten wir uns auf den Knien erbeten. Doch darf ich zur Ehre Gottes sagen, dass uns der Herr nie verlassen hat. Für einen Prediger, der Glauben hatte, war auch das kein Problem. Es veranlasste ihn zu beten und hielt ihn geistlich gesund. Darin war es in jener Zeit in manchem anders als heute. Lohn oder finanzielle Vorteile lockten nicht zu dem Dienst im Reiche Gottes. Doch will ich damit nicht sagen, dass von Seiten der Gemeinden dieser Zustand normal und richtig war. Die Gemeinde soll ja auch den Prediger versorgen. Doch ist es ersichtlich, dass es für uns ein Glaubensschritt war, wieder aus dem Kahn der Sicherheit und des irdischen Wohlergehens auszusteigen, die guten Einnahmen dahinten zu lassen und wie Petrus auf den Verheißungen des Wortes zu stehen.

In jener Zeit (1919) hatten wir 3 Kinder. Unser viertes Kind starb während des Krieges in Westpreußen. Der Herr aber hat unsern Glauben belohnt und hat uns nicht untergehen lassen.