Die letzten Jahre

Nach dem Tode meiner Gattin am 3. August 1963 war ich noch einige Monate in Rio das Antas bei meinen Kindern Heinrich und Klara Weißburger. Ende 1963 zog ich nach Joinville, um im Werke mitzuhelfen, denn es gab hier viel zu tun.

Zuerst war ich längere Zeit bei Geschwister Lukow. Als dann aber Schwester Lukow krank wurde, zog ich für eine Zeit in das Gemeindehaus. In dieser Zeit beköstigte ich mich teilweise selbst. Das Mittagessen bekam ich von Geschwister Hinz. Während der heißen Sommermonate reiste ich in zweimal zurück zu meinen Kindern nach Rio das Antas, denn wegen meines Herzleidens kann ich die große Hitze nicht gut ertragen. Als ich dann wieder zurückkam, war ich für einige Monate bei Geschwister Bekert. Seit aber meine Kinder im September 1965 nach Joinville gezogen sind, bin ich bei ihnen.

Bis in mein 80. Lebensjahr hinein konnte ich noch viel geistliche Arbeit tun. Nun aber bin ich schon seit einigen Monaten krank und schwach geworden, auch hat das Gehör sehr nachgelassen. Ich nehme an, dass das feuchtheiße Klima hier in Joinville die Ursache dazu ist.

Der Wunsch des Apostel Paulus ist nun auch mein Wunsch: „Christus ist mein Leben und Sterben ist mein Gewinn. Wenn aber das Leben im Fleisch mir dazu dient, Frucht zu schaffen, so weiß ich nicht, was ich erwählen soll. Denn es liegt mir beides hart an: Ich habe Lust abzuscheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre; aber es ist nötiger, im Fleisch zu bleiben um euretwillen“ (Phil. 1:21-24).

Wie schön wäre es, bei dem Herrn zu sein! Aber wenn man die großen Notwendigkeiten sieht, möchte man auch noch bleiben und im Werke des Herrn mitwirken. Wenn ich nun auch nicht mehr so viel tun kann, so schlägt mein Herz noch für die Sache Gottes, und ich sehe meine Hauptaufgabe nun darin, für das Werk des Herrn zu beten. Auch mache ich noch Hausbesuche, soweit Gott mir die Kraft dazu gibt. Die Jahre, in denen ich nun hier in Joinville tätig bin, waren überaus segensreich. Es war die erfolgreichste Zeit meines Lebens in den vielen Jahren, wo ich im Predigtamt stand. Immer noch schenkt der Herr Möglichkeiten und offene Türen. Wo sind aber die Arbeiter? Möchte der Herr Schnitter in seine Ernte senden!

In den vergangenen Jahren schenkte es der Herr, dass hier eine neue Kirche gebaut werden konnte. Da Br. Hinz als ehemaliger Ortsprediger viel am Bau tätig war, fiel die meiste Arbeit in der Gemeinde auf mich. Die Kirche wurde in den Jahren 1963-64 gebaut. Auf Beschluss der Geschäftsversammlung am 1. Januar 1965, die während der Lagerversammlung in Joinville stattfand, wurde die Druckerei der Gemeinde Gottes (Grafica Luz), die mein Sohn Heinrich seit vielen Jahren führt, von Rio das Antas nach Joinville verlegt. Zu diesem Zweck wurde 1965-66 ein zweistöckiges Gebäude errichtet. Auch in dieser Zeit blieb vieles der Gemeindearbeit auf mir liegen. Auch hatte ich seit 1964 in Joinville mit einer Bibelschule in Abendkursen begonnen.

Es haben sich auch eine Anzahl Versammlungsstellen aufgetan, so dass wir dem Herrn nur danken können – auch für die verschiedenen Mitarbeiter, die er uns gab. Seit mein Sohn Heinrich mit dem Werke nach Joinville kam, hat er vieles von meiner Arbeit übernommen. Doch stehe ich mit betendem Herzen hinter allem, was getan wird. Möge Gottes Segen weiter sichtbar sein. Besonders segensreich sind die jährlich in Joinville stattfindenden Lagerversammlungen. Sie tragen insbesondere dazu bei, das Werk auszubreiten.

Wenn ich zurückblicke, kann ich nur danken für alle Führungen Gottes in meinem Leben. Des Herrn Wille geschehe auch in der Zukunft. Was er macht, ist immer sehr gut. Bis auf diese Stunde hat der Herr seine Verheißung an mir wahr gemacht: „Ich will mit dir sein!“

Damit möchte ich meine Lebensbeschreibung zum Abschluss bringen. Der Herr hat ja viel mehr für mich getan, als ich sagen kann. Er hat an mir viel Güte und Barmherzigkeit erwiesen, so dass es mir geradezu unmöglich ist, alles niederzuschreiben.

Ich stehe zur Zeit kurz vor dem 81. Geburtstag. Bald wird die Zeit kommen, da mich der Herr heimholt und ich bei ihm sein darf in der Herrlichkeit. Dort werde ich die Güte in Christus Jesus, die er auch mir persönlich in so reichem Maße erwiesen hat, nicht nur stückweise, sondern vollkommen erkennen.

Gelobet sei der Herr!