Torosow

Auch in Torosow war noch vor dem Krieg ein Keim der Wahrheit eingepflanzt. Die Versammlungen dort fingen durch eine junge Schwester an. Bald kam auch Schwester Katharina Lutz und die Witwe Maria Wall zur Erkenntnis der Wahrheit. Der Herr konnte diese Schwestern gebrauchen, so dass sie auch in ihren Zusammenkünften das Wort verkündigten.

Als der Neffe von Schwester Lutz nach Beendigung der Hochschule nach Hause kam, besuchte er auf Einladung seiner Tante auch diesen Gottesdienst. Er wurde sogleich von der Wahrheit überzeugt und der Herr gebrauchte ihn dann als seinen Arbeiter. Von der Zeit an kamen dann auch Männer zu dem kleinen „Häuflein“ und es wurde eine größere Gemeinde. Bald darauf fingen wir auch hier mit größeren Versammlungen an.

Als Bruder Lutz wieder einmal eine solche Versammlung und die von auswärts kommende Prediger beim Vorsteher anmeldete, meinte dieser, dass die Räumlichkeiten dazu doch zu klein wären, und stellte uns dann seinen geräumigen Speicher zur Verfügung. Je länger wir darin die Evangelisationsversammlungen hatten, desto besser waren sie besucht. Eine Anzahl Leute bekehrte sich zu Gott, darunter auch viele Jugendliche. Als die Frau und Tochter des Vorstehers hörten, dass wir die Verordnungen sowie die Fußwaschung in dem Speicher halten wollten, bereiteten sie, ohne dass jemand davon etwas sagte, warmes Wasser und dienten uns.

Wie an anderen Orten, so hatten sich auch hier viele Suchende und auch russische Gläubige versammelt. Während Bruder Hinz die Schlusspredigt hielt und Bruder Schwarzmann sie ins Russische übersetzte, hatte ich ein kleines Liedlein von Torosow niedergeschrieben, das wir dann am Schluss sangen. Bei dem Mittagessen und als wir uns auf die Heimreise begaben, hielten mich Leute an und baten immer wieder um das „Lied von Torosow“:

 

„O Torosow, du lieber Ort,

Wie gerne weil ich hier!

Wir sind verbunden durch das Wort

In Christo für und für!

 

Chor:

Lebt heilig, Brüder, Schwestern,

Lebt in Einheit nah und fern!

In Lieb verbunden, treu erhebt

In Torosow den Herrn!

 

Das Scheiden wird uns hier recht schwer,

Doch sehn mir uns gewiss –

Wenn auch in Torosow nicht mehr,

So doch im Paradies!

 

Wenn wir auch heute weiterziehn,

Gott bleibe bei euch hier.

Er segne reichlich das Bemühn,

Und helf euch für und für!

 

Auf weiter’n Fortschritt jeder hoff;

Wir gehen Hand in Hand

Nicht hier allein in Torosow –

Wir ziehn durchs ganze Land!

 

Es schien, als wenn der Herr auch dieses alles dazu benutzte, um den Leuten, die für das Evangelium nicht so zugänglich waren, wie auf manchen anderen Orten, das Herz zu bewegen und sie auch in der wahren Gemeinschaft zu verbinden.