Zusammenfassung

Beim biblischen Sprachenreden konnten Menschen ohne vorherigen Lernprozess plötzlich in Fremdsprachen sprechen, die ihnen bis dahin unbekannt waren. Das war ein heilsgeschichtliches Zeichen, insbesondere für das Volk Israel. Gott will im Zeitalter des Evangeliums zu allen Menschen und in allen Sprachen reden. Israels Ausschließlichkeit als allein auserwähltes Volk Gottes hat aufgehört.

Das Sprachenreden der Bibel ist etwas grundsätzlich Anderes als das charismatische Zungenreden. Die Apostel hatten eine echte Gabe bekommen, die ihnen die übernatürliche Fähigkeit verlieh, in nicht erlernten Fremdsprachen zu reden um die Botschaft des Evangeliums zu bekräftigen. Das heutige Zungenreden der Charismatiker ist dagegen ein misslungener Kopierversuch des biblischen Sprachenwunders, denn:

1. Es kann in dreifacher Weise nicht verstanden werden, weder durch Beherrschung der Muttersprache, noch durch Beherrschung von Fremdsprachen, noch durch Übersetzung, denn verschiedene, voneinander unabhängige Ausleger kommen zu ganz anderen Botschaften.

2. Es ist in der Regel ein natürlich erklärbares Reden, das erlernt werden kann. Wenn man weiß was der Trick dabei ist, geht es wie von selbst und hat mit dem heiligen Geist überhaupt nichts zu tun.

3. Das oft zitierte Gefühl beim Zungenreden „Gott näher“ zu sein, beruht nicht auf biblischer Lehre. Es ist auf Einflüsse zurückzuführen, die nichts mit dem heiligen Geist zu tun haben und die „nichtchristliche“ Personen ebenso erleben können.

Der Versuch der Charismatiker, diese biblische Gabe zu bekommen, musste scheitern weil:

Dieser Versuch von Beginn an auf unbiblischem Boden stand weil er Gott in einer Souveränität manipulieren wollte und weil er den Zweck des Sprachenredens gar nicht verstand. Weil er ein falsches Streben nach spektakulären Gaben war und eine falsche Gewichtung vornahm. Der Versuch übersah völlig, dass Gaben weder unser Herz noch unser Leben heiligen und dass Früchte des Geistes wichtiger sind als Gaben des Geistes.

Die Gefahr charismatischer Beeinflussung ist nicht auf bestimmte Gemeinschaften beschränkt, sondern tritt zunehmend in vielen Denominationen auf. Diese Gefahr darf nicht unterschätzt werde. Sie ist immens weil:

1. bei dem heutigen Zungenreden das bewusste Verstehen keinen Platz hat, der Verstand wird ausgeschaltet. Das ist eine Praxis, die auch in vielen nichtchristlichen Religionen ausgeübt wird und die die Gefahr des okkulten Einflusses in sich trägt. Darum öffnen sich charismatische Zungenredner mit ihrer Praxis auch für diese Gefahren.

2. das charismatische Zungenreden den Gottesdienst verlagert von der biblischen Schriftgebundenheit hin zu Emotionen und persönlichen Erfahrungen. Es übergeht Wachsamkeit und Nüchternheit. Das öffnet viele Türen zu falschen und verderblichen Lehren.

3. das charismatischen Zungenreden ebenso zu falscher Sicherheit wie zu falscher Unsicherheit führt.

Ein großer Fehler der charismatischen Bewegung liegt darin, dass sie sich von Anfang an nach spektakulären Gaben ausgestreckt hat, während sie sich kaum um die Gabe gekümmert hat, die Geister unterscheiden zu können (1. Kor. 12; 10). Das macht sich auch in ihrer Einstellung zum Zungenreden bemerkbar.

Wer das Zungenreden selbst praktiziert hat und erkennt, dass es ein Irrweg ist, muss dafür Buße tun und sich völlig davon lösen. Gott bietet uns Vergebung für alle unsere Verirrungen an (1. Joh. 1; 9). Wir dürfen unsere Schuld Gott bekennen und seine Vergebung und Reinigung annehmen. Und dann gilt es für uns, sich ganz nach Gottes Wort auszurichten.

Ein Nachfolger Jesu braucht keine gefälschten Gaben, um Gott zu dienen: Christus ist ihm alles in allem; durch Gebet, Gottes Wort und die Gemeinschaft der Gläubigen stehen seiner Seele die klaren und lebendigen Lebensquellen zur Verfügung, die er braucht. Und letztlich ist es ein Leben nahe am Kreuz, das ihm immer wieder tiefgründige Ausrichtung und Aufrichtung gibt.