Drei Stellen zum Sprachenreden im Alten Testament

1. MOSE 2; 16 –17, 23  1. MOSE 3; 2

2; 16 Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du nach Belieben essen; 17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tag, da du davon isst, musst du gewisslich sterben!

2; 23 Da sprach der Mensch: Das ist endlich Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch! Die soll »Männin« heißen; denn vom Mann ist sie genommen!

3; 2 Da sprach die Frau zur Schlange […]

Adam war von Beginn seiner Existenz an in der Lage, Gottes Sprechen zu verstehen und sich selber durch Sprache auszudrücken. Gott gab ihm diese Fähigkeit, ohne dass Adam dies jemals vorher gelernt hatte. Für Eva galt dasselbe, sie konnte ohne vorherigen Lernprozess Sprache verstehen und ihre Gedanken durch Sprache zum Ausdruck bringen.

Hier haben wir den ersten Fall vom biblischen Sprachenreden, gleich am Beginn der Schöpfung des Menschen.

1. MOSE 11; 1– 9

1 Und die ganze Erde hatte eine einzige Sprache und dieselben Worte. 2 Und es geschah, als sie nach Osten zogen, da fanden sie eine Ebene im Land Sinear, und sie ließen sich dort nieder. 3 Und sie sprachen zueinander: Wohlan, lasst uns Ziegel streichen und sie feuerfest brennen! Und sie verwendeten Ziegel statt Steine und Asphalt statt Mörtel. 4 Und sie sprachen: Wohlan, lasst uns eine Stadt bauen und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, dass wir uns einen Namen machen, damit wir ja nicht über die ganze Erde zerstreut werden! 5 Da stieg der Herr herab, um die Stadt und den Turm anzusehen, den die Menschenkinder bauten. 6 Und der Herr sprach: Siehe, sie sind ein Volk, und sie sprechen alle eine Sprache, und dies ist [erst] der Anfang ihres Tuns! Und jetzt wird sie nichts davor zurückhalten, das zu tun, was sie sich vorgenommen haben. 7 Wohlan, lasst uns hinabsteigen und dort ihre Sprache verwirren, damit keiner mehr die Sprache des anderen versteht! 8 So zerstreute der Herr sie von dort über die ganze Erde, und sie hörten auf, die Stadt zu bauen. 9 Daher gab man ihr den Namen Babel, weil der Herr dort die Sprache der ganzen Erde verwirrte und sie von dort über die ganze Erde zerstreute.

Vor dem Turmbau zu Babel hatte alle Welt nur „eine einzige Sprache und dieselben Worte“ (1. Mose 11;1 nach Schlachter). Nach dem Turmbau zu Babel verwirrte der Herr die Sprache der Menschen, indem er verschiedenen Sippen neue Sprachen eingab.

1. Alle Sippen, die eine neue Sprache bekamen, verloren ihre ursprüngliche.

2. Dafür beherrschten sie die jeweils neue Sprache ohne vorangegangenen Lernprozess.

Hier finden wir den zweiten Fall von biblischem, von gottgewirktem Sprachenreden.

Man kann das schnell überlesen, aber bleiben wir einmal bei folgender Erkenntnis stehen: Gott ist der Urheber der menschlichen Sprachen! Sie sind von Gott erwählte Mittel, um Gottes Botschaft an die Menschheit weiterzugeben. Dabei wurden die menschlichen Sprachen von Gott als offene Systeme geschaffen, d.h. sie können fehlende Begriffe durch neue Wortschöpfungen einführen. So konnte z.B. Adam in 1.Mose 2 das Vokabular der Ursprache durch neue Tiernamen erweitern. Die Sprache, die Gott uns gegeben hat, hat eine sehr hohe Qualität, denn:

1. Sie macht es uns möglich, selbst komplizierte Gedankengänge anderen verständlich zu machen.

2. Sie versetzt uns in die Lage, unsere tiefsten Empfindungen zum Ausdruck zu bringen.

3. Sie dient als Verständigungsmittel zwischen Mensch und Mensch und ebenso auch

4. als Verständigungsmittel zwischen Mensch und Gott.

Gott übermittelt tiefste göttliche Wahrheiten völlig verständlich in der Form menschlicher Sprache. Wir finden in den Psalmen Lebenssituationen und Empfindungen der Menschen von tiefster Verzweiflung bis höchster Freude exakt ausgedrückt durch menschliche Sprache.

Als Jesus am Kreuz hing und die Nacht der Gottesferne über ihn kam, da fasste er den tiefsten Schrei seiner Seele in die Worte aus Psalm 22 „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“. Er, als der Sohn Gottes, wählte menschliche Sprache um seine tiefsten Empfindungen dem Vater gegenüber auszudrücken. Gott ist der Urheber der menschlichen Sprachen und er gab diesen Sprachen eine große Leistungsfähigkeit. 

JESAJA 28; 11–12

11 so wird auch Er zu diesem Volk durch stammelnde Lippen und durch eine fremde Sprache (Luther: „Zunge“*) reden, Er, der zu ihnen gesagt hatte: »Das ist die Ruhe! Erquickt den Müden! Und das ist die Erquickung«, aber sie wollten nicht hören.

*Anmerkung: Schlachter und andere übersetzen „Sprache“, Luther übersetzt hier „Zunge“. Beides ist richtig. Die Zunge steht dabei aber als Sprachorgan für die Sprache selbst [8]. Der griechische Ausdruck (Septuaginta und NT) heißt „glossa“ und bedeutet „Sprache“ bzw. „Zunge“. Da im Kontext der Sprache „Zunge“ nichts anderes als „Sprache“ bedeutet, übersetzen Schlachter und viele andere präzise und richtig mit „Sprache“.

Dies war ein Gerichtswort an Israel. Der Unglaube war letztlich der ständige Begleiter des Volkes Israel. Darum, anstatt die Ruhe zu finden, die durch den Glauben kommt, kündigt Jesaja die Eroberung Israels an. Das geschah auch bald darauf durch die heidnischen Assyrer. Israel wollte nicht hören, als Gott sein Gericht in der hebräischen Muttersprache verkündigte. Während der assyrischen Eroberung mussten sie dies Gericht dann selber sehen und außerdem das Gerichtswort noch einmal hören. Nur diesmal nicht mehr in hebräisch sondern in assyrisch, wenn die heidnischen Eroberer zu ihnen und über sie sprechen werden. Gott wird sein Gericht nochmals verkündigen, und zwar durch die Lippen der assyrischen Eroberer und in assyrischer Sprache. „Mit stammelnden Lippen“, so wird sich das für Israels Ohr anhören, aber es wird eine real existierende Fremdsprache sein. Das wird die alttestamentarische Erfüllung dieser Schriftstelle sein.

Das ist aber noch nicht alles. In 1. Kor. 14; 21-22 zitierte der Apostel Paulus diese Jesaja-Verse und bezieht sie ausdrücklich auf das neutestamentliche Sprachenreden. Und er sieht sie als ein besonderes Zeichen Gottes an Israel, insbesondere für diejenigen aus dem Volk Israel, die dem Evangelium nicht glauben (V. 22). Also ein Zeichen, das in real existierenden Fremdsprachen bestand, für ungläubige Juden war und auch etwas mit Gericht zu tun hatte.

Das Reden in Fremdsprachen zu den Juden ist ein Zeichen. Was soll dieses Zeichen aussagen? Wozu soll es gut sein? Das wird uns klar werden, wenn wir uns dem Sprachenreden im Neuen Testament zuwenden.

Bevor wir zu dieser neutestamentlichen Erfüllung kommen, schauen wir uns noch eine Rede Jesu nach seiner Auferstehung an, in der er selber von diesem Zeichen spricht und es ankündigt.