Kein Wunder!

UNTERSUCHUNG DES CHARISMATISCHEN ZUNGENREDENS

Das Zungenreden der Charismatiker ist keine Wunderwirkung wie das Sprachenreden zu Pfingsten [5]. William Samarin, Professor für Linguistik an der Universität Toronto schreibt: „An dem Zungenreden (der Charismatiker) ist nichts Geheimnisvolles. Proben mit Tonbandaufnahmen sind leicht erhältlich und zu analysieren. Sie erweisen sich immer wieder als ein und dasselbe: Aneinandergereihte Silben, die aus allen dem Sprecher bekannten Klängen bestehen und mehr oder weniger zufällig zusammengefügt werden, aber trotzdem wie wortähnliche und satzähnliche Einheiten erscheinen…Zungenreden ist kein übernatürliches Phänomen…Tatsächlich kann jeder das Zungenreden praktizieren, wenn er keine Hemmungen kennt und weiß, was der Trick dabei ist.“

Ein anderer Autor hebt hervor:“ Wenn Schizophrene in Zungen reden, wird allgemein anerkannt, dass es sich um Kauderwelsch handelt. In charismatischen christlichen Gemeinschaften hingegen hält man das Zungenreden für heilig und nennt sie „in Zungen reden“ oder die „Gabe der Zungen“.

Norman Geisler in Signs and Wonders: „Selbst diejenigen, die an das Zungenreden glauben, müssen zugeben, dass auch Nichtchristen die Erfahrung des Zungenredens machen. Es gibt nicht Übernatürliches daran. Es ist aber etwas Besonderes, wenn jemand vollständige, sinnvolle Sätze oder gar ganze Reden in einer verständlichen Sprache von sich gibt, die er noch nie gehört hat. Das wäre die echte, neutestamentliche Gabe des Zungenredens. Alles andere (wie etwa „Zungenreden zur Selbsterbauung) darf man nicht für die biblische Gabe des Zungenredens halten.“

Dennoch treten beim charismatischen Zungenreden auch völlig verständliche Sätze in Fremdsprachen auf, die nicht zurückzuführen sind auf halbwegs sinnvolle Brocken des selbstproduzierten Lallens oder Stammelns. Aus vielen Zeugnissen spricht die traurige Tatsache, dass es sich dabei um andere Ursachen handelt: Nicht um ein Wunder im Sinne des biblischen Sprachenredens, sondern um einen dämonischen Einfluss, der den Redner als Medium benutzt. Er weiß nicht, was er sagt oder tut und vermittelt Botschaften mit offensichtlich oder verdeckten teuflischen Aussagen. Das ist eben die Gefahr, wenn man seinen Verstand passiv schaltet und sich damit für irgendetwas öffnet.


MEDIZINISCH BETRACHTET

Der Psychiater Andrew Newberg an der Universität von Pennsylvania führte 2006 eine Gehirnuntersuchung über die Vorgänge während der Zungenrede durch [17]. Er testete fünf Frauen die alle einer charismatischen Gemeinde angehörten und seit mindestens 5 Jahren fast täglich „in Zungen“ sprachen. Er maß ihre Hirnaktivität während der Zungenrede. Bei allen fünf Frauen hörte die Aktivität im Frontallappen des Gehirns während der Zungenrede praktisch auf. Der Frontallappen steht im Zusammenhang mit der Selbstkontrolle. Gleichzeitig nahm die Aktivität im Parietallappen zu. Der Parietallappen ist der Teil des Gehirns, der für Wahrnehmungen zuständig ist.

Beides, der Verlust der Selbstkontrolle sowie die Veränderung der Wahrnehmung wird von Charismatikern als Erlebnis mit Gott bzw. als „Berührung mit dem Geist“ oder als „Erbauung“ gefühlt und interpretiert.

Eine andere Untersuchung hat festgestellt, dass das Adrenalin bei einer Person, die in Zungen spricht, bis zu vier Mal höher steigen kann, als bei einer Person, die Drogen nimmt.

Dazu das Zeugnis von John Pinkevich, einem ehemaligen Charismatiker, von seiner ersten Erfahrung mit dem Zungenreden [18]:
„ich erinnere mich noch, dass ich mir ohne Ende sagte: Ich werde nicht versuchen, dieses Erlebnis mit dem Verstand zu verstehen, ich lasse meinen Verstand beiseite und nehme die Salbung des Heiligen Geistes an. Kaum hatte ich mich von der Selbstkontrolle abgesagt, tauchte ich sofort in einen Strom der emotionalen Spannung, mit der der Saal buchstäblich erfüllt war. Ein Gefühl der Entzückung und der Vergessenheit hatte mich erfasst und mein Mund fing an, formlose und unverständliche Laute von sich zu geben. Da dies alles mit sehr angenehmen Gefühlen verbunden war, habe ich gedacht, dass ich jetzt endlich verstanden habe, was Geistestaufe ist. Dieser Moment war der Anfang meines Eintauchens in die charismatische Bewegung“. Später wendete er sich entschieden von der Bewegung ab und bewertete das Zungenreden rückblickend als etwas, das wie „emotionales Doping“ wirkt und auch sehr flüchtig sein kann.

Dieses Doping hat aber nichts mit dem heiligen Geist zu tun, denn „nichtchristliche“ Zungenredner machen dieselben Erfahrungen. Auch Drogeneinfluss oder andere Erlebnisse können zu ähnlichen Ergebnissen führen.

Nichts von alledem hat etwas mit biblischer, gottgewirkter Erbauung zu tun. Besonders auch deshalb nicht, weil die Bibel überhaupt nicht lehrt, dass Erbauung mit besonders guten Gefühlen zusammenhängen muss. Erbauung kann auch allein darin bestehen, dass ich mit sehr unguten Gefühlen merke, wie Gott mir klar macht, was ich in meinem Leben ändern muss.

Aber die geschilderten Untersuchungen machten verständlich, warum viele Charismatiker so stark an ihrer gefälschten Gabe hängen.


VORKOMMEN IN ANDEREN RELIGIONEN

Das Zungenreden der Charismatiker ist keine Wunderwirkung wie das Sprachenreden zu Pfingsten, sondern etwas, dass wir ebenso auch ganz woanders finden können [3, 10, 19]: Bei den Mormonen, im Hinduismus, im Spiritismus (seit Begründung des Spiritismus vor rund 130 Jahren haben dort hunderte von Menschen „in Zungen“ geredet), in animistischen Stammesreligionen, im esoterischen Umfeld, Berichten zufolge vereinzelt auch im Islam.

Halten wir fest: Das charismatische Zungenreden ist überhaupt kein Wunder. Das können Heiden oder wer auch immer genauso erleben.