Besprechen, um Warzen loszuwerden

Besonders häufig scheint man das »Besprechen« anzuwenden, um Warzen loszuwerden.
Da heißt es in einem Brief aus Darmstadt: »Als Schuljunge von elf oder zwölf Jahren hatte ich die linke Hand voller Warzen. Verschiedene Mittel hatten wir angewandt, aber die Warzen gingen nicht weg. Da wurde uns von einer Seite geraten, zu einer alten Frau zu gehen. Die Frau nahm einen Zwirnfaden und machte Schlingen, welche sie um die Warzen legte. Was sie dabei sprach, weiß ich heute nicht mehr. Beim nächsten Begräbnis wollte sie dann den Faden ins Grab werfen. Sie sagte, dann würden die Warzen auch verschwinden. Das traf auch ein; sämtliche Warzen waren verschwunden.«
Wie wenig man ahnt, um was es sich bei dem Besprechen handelt, geht aus dem Brief einer Waisenhausmutter hervor, in dem sie schreibt: »Eins meiner Kinder, ein Junge von vierzehn Jahren, hatte die Hände stark mit Warzen bedeckt, die trotz der angewandten Mittel nicht verschwanden. Die Mutter unseres Pfarrers riet dem Kinde ohne mein Wissen, sich die Warzen zu versprechen. Bei Neumond sollte es geschehen. Er dürfe es aber niemand sagen. Ich hätte es auch nicht erfahren, wenn ich nicht auf einmal gesehen hätte, daß die Warzen verschwanden. Ich fragte ihn, was er mit den Warzen getan habe, und er gestand mir schließlich, daß er sie sich versprochen habe.«
In einer Zuschrift heißt es: »Wie oft ich als Kind besprochen sein mag, weiß Gott allein, denn meine Großmutter kannte viele solche Rezepte, obschon sie eine fromme Frau war. Sie sah nicht ein, warum ihr Gott so viel Schweres an körperlichen und seelischem Leid zu tragen gab. (Es fehlte am Segen Gottes um dieser Sünde willen.) Wenn ich's ganz fest glaubte, würde bei den nötigen Manipulationen und Sprüchlein der zunehmende Mond meine Warzen von den Händen nehmen - ich tat's, und sie verschwanden. Das Gerstenkorn im Auge verschwand, wenn unvermutet hineingepustet ward; Zahnweh, Reißen und dergleichen verschwand alles >im Namen der Dreieinigkeit<, allerdings nur bei ganz festem Glauben. Und den hatte ich immer. Aber ich wollte lieber sämtliche Wehs und Warzen wieder haben, wenn ich damit vom Einfluß des Mondes, der mir regelmäßig beim Neumond alle Lebensfreude und frohe Stimmung nimmt, und von der andern Dämonenplage loskäme!«
Aus Thüringen schreibt eine Frau: »Ich habe seit zwei Jahren den Heiland gefunden, aber ich bin mit dem Wachsen im Glauben nicht zufrieden; ich führe das auf die Zaubereisünden zurück, deren ich mich schuldig gemacht habe. Als junges Mädchen habe ich eine Warze am Finger versprechen lassen. Auch bei Kartenschlägern bin ich gewesen . . .«
Was geht aus diesen Zeugnissen hervor? Einmal wie verbreitet diese Sünde ist. Überall und in jedem Stand gibt es Leute, die sich auf solche Dinge verstehen.
Und immer sind dabei das Vaterunser oder der Name der Dreieinigkeit genannt. Dadurch werden die, die Besprechen oder es an sich geschehen lassen, sicher gemacht: das kann doch nichts Schlimmes sein! Es wird doch dabei gebetet und der Name Gottes angerufen!
Das ist eine teuflische Verblendung. Denn das Vaterunser wird nicht betend gesprochen, sondern es wird als eine Zauberformel »gebraucht«. Und auch der Name Gottes wird nicht angerufen, sondern er wird als Zauberformel »gebraucht«.
Daß es sich hier um nichts Gutes und Göttliches handelt, das ist doch aus den merkwürdigen Anweisungen zu ersehen, die dabei erfüllt werden müssen. Man macht soviel Knoten oder Schlingen in den Faden, wie man Warzen an den Händen hat. Dann legt man den Faden über die Straße, wenn ein Leichenzug kommt, oder man wirft ihn ins offene Grab oder man vergräbt ihn unter der Dachrinne oder unter der Haustür. Kann das etwas Göttliches sein? Wirkt Gott auf solche Weise? Nimmermehr! Und das Schweigen, das dabei beobachtet werden muß, und daß es bei Neumond geschehen muß - das alles zeigt klar und deutlich, daß wir es hier nicht mit göttlicher Hilfe und Heilung zu tun haben, sondern mit der Macht der Finsternis.
Daß die Warzen verschwinden, wenn man diese Mittel anwendet und diese Worte spricht, ist ein Beweis, daß satanische Kräfte wirksam sind. Wären es nur alberne Redensarten, wie manche denken, wäre es nur ein abergläubisches Gerede, das nichts bedeutet, dann würden keine Wirkungen geschehen. Aber die Tatsache läßt sich nicht abstreiten, daß die Warzen verschwinden, daß Wirkungen stattfinden. Daraus ergibt sich, daß hier die Macht Satans sich offenbart, daß die Heilungen mit Hilfe finsterer Mächte geschehen.
Viele wissen das wohl nicht. Aber es gibt auch solche, die es wissen und dennoch tun.
Ich sagte im Familienkreis: Wohl hat der Satan eine Macht gesund zu machen; aber wehe dem Menschen, der solche Künste treibt, und auch wehe dem, der sich besprechen läßt! Da wurde ich ausgelacht. Mein älterer Bruder, der gerade zu Besuch war, sagte, er hätte sein Kind, das eine nasse Flechte hatte, auch besprechen lassen. Und meine Mutter sagte: Ob Satan oder Gott heilt, - wenn es nur hilft! Ich hätte aufschreien mögen, als ich das hörte . . .
Dieses Gespräch wurde in Brandenburg geführt. Was für ein Wort: »Ob Satan oder Gott, - wenn es nur hilft!«
Das ist offenbar der Gedanke vieler. Um jeden Preis Hilfe und Heilung! Mag Gott dadurch betrübt werden, mag man dadurch eine schwere Sünde auf sein Gewissen laden, - das ist nicht von Bedeutung!