Wie ich dazu kam,

diese Erfahrungen zu machen, die ich hier niedergeschrieben habe? Das muß ich zuerst erzählen.
Wenn ich vor Jahren den inzwischen heimgegangenen Elias Schrenk in seinen Evangelisationsversammlungen öfter von Zaubereisünden reden hörte, und daß man sogar den Namen Gottes dabei mißbrauche, dann dachte ich bei mir: Warum spricht er nur so oft davon? Das kommt doch kaum mehr vor! Wer wird denn noch an so etwas glauben? In unserer aufgeklärten Zeit ist dieser Aberglaube doch ein überwundener Standpunkt!
Aber allmählich bekam ich auch Erfahrung in der Seelsorge. Der reisende Evangelist hat ja mehr Gelegenheit zum Seelsorgedienst als der Gemeindepfarrer. Es kamen Leute zu mir, die über Lästergedanken klagten, von denen sie gequält würden. Sie hätten mit Gedanken zu tun, von denen sie bestimmt wüßten, daß sie dieselben nicht gewollt und gedacht hätten. Es wäre geradeso, als ob da eine Macht wäre, die sie zwänge, diese Gedanken zu formulieren. Und diese Gedanken der Lästerung gegen Gott, namentlich gegen den Heiligen Geist, kämen ganz besonders dann, wenn sie beten wollten oder in der Bibel lesen oder auch, wenn sie in die Versammlung gingen.
Als ich nachfragte, erfuhr ich, daß man sie in der Jugend oder in der Kindheit »besprochen« hatte. Das war offenbar dasselbe, wovon ich den alten Schrenk so oft hatte reden hören, aber ich sah darin ein zufälliges Zusammentreffen, daß die Leute, die von Lästergedanken gequält wurden, auch »besprochen« worden waren.
Ich machte diese Erfahrung öfter. Das fiel mir endlich auf und ich merkte, daß hier ein innerer Zusammenhang bestehe. Schließlich wurde es mir zur Gewißheit: »Besprechen« zieht Lästergedanken nach sich. Das wurde mir zu einer solchen Gewißheit, daß ich beim Bekennen von Lästergedanken nicht mehr fragte: »Sind Sie mal besprochen worden?«, sondern daß ich es mit völliger Sicherheit den Leuten auf den Kopf zusagte. Meistens hieß es dann erschreckt und überrascht: »Woher wissen Sie das?« Und ich antwortete dann, daß ich es gelernt habe aus der Seelsorge, daß Lästergedanken immer eine Folge von der Zaubereisünde des »Besprechens« seien.
Zuweilen aber stellte man es auch in Abrede: »Davon weiß ich nichts!« Dann sagte ich: »Fragen Sie nur mal Ihre Mutter, ob Sie nicht in der Kindheit >besprochen< worden sind!« Und fast immer war das Ergebnis: »Ja, das >Besprechen< ist geschehen!«
In einigen Fällen ließ es sich nicht mehr feststellen, weil die Mutter nicht mehr lebte. Oder sie erklärten mir mit Bestimmtheit, das sei nicht geschehen. Aber ich habe diesen Zusammenhang in so vielen Fällen festgestellt, daß ich davon überzeugt bin, daß er doch besteht, wenn er auch nicht nachzuweisen ist. War es nicht die Mutter, dann war es vielleicht die Hebamme, die diese Sünde an dem Kinde beging, um ihm zu helfen aus irgendeiner Not. In Thüringen kenne ich ein Dorf, in dem die Hebamme seit Jahrzehnten jedes Neugeborene »besprochen« hat.
Im Laufe der Zeit kam zu dieser ersten Erfahrung eine zweite hinzu. Ich sprach mit Menschen, die zum Frieden kommen wollten. Ich zeigte ihnen das Heil und leitete sie an, es im Glauben zu ergreifen. Aber - alles Bemühen und alles Beten war umsonst. Sie kamen nicht zum Glauben.
Es war, als ob da eine Macht wäre, die einen Durchbruch verhindere. Ich forschte der Sache nach, und ich machte die Feststellung, daß »Sympathie« getrieben worden war. Diese Entdeckung machte ich immer wieder, und zwar so oft, daß es mir endlich zu einer unumstößlichen Gewißheit wurde: Wer sich hat besprechen lassen, der hat es schwer, zum Glauben zu kommen. Das Besprechen ist ein Hindernis zur Bekehrung.
Manch einer hat eine Art von Bekehrung erlebt und kommt doch nicht zum rechten Frieden. Immer wieder wird es ihm fraglich: »Ob ich auch wirklich angenommen bin? Ob der Herr mir wirklich meine Sünden vergeben hat?« Es ist gerade, als ob da jemand wäre, der ihm einflüstert: »Bilde dir doch nichts ein! Du bist doch nicht bekehrt! Du gehst ja doch verloren! Gib dir gar keine Mühe! Es nutzt ja alles nichts.«
Dann machte ich die Wahrnehmung, daß dieselben Erscheinungen eintraten, wenn Leute sich von Kartenlegern und Wahrsagern oder Wahrsagerinnen hatten die Zukunft vorhersagen lassen, und zwar ganz gleich, ob sie daran geglaubt hatten oder nicht. Selbst wenn sie »aus Ulk« hingegangen waren, das Ergebnis war dasselbe. Ich vergesse nie, wie einmal bei einem Bibelkurs ein junger Pfarrer zu mir kam, der sich gern bekehren wollte. Es war ihm ganzer Ernst damit, weil er an seinen Eltern das Vorbild gläubiger Christen gehabt hatte, und weil er wußte, daß er es nötig habe, um seiner selbst willen. Ich zeigte ihm den Weg, ich sprach und betete mit ihm - aber es haftete nicht. Wir wiederholten unsre Aussprache. Es war umsonst. Ich kam nicht zum Ziel. Ich bat einen erfahrenen Bruder um Hilfe, der auch an dem Kurs teilnahm. Auch der kam nicht zum Ziele mit ihm. Als wir einen dritten Bruder zuzogen, war es dasselbe Bild. Endlich fragte ich ihn, ob er sich mal habe besprechen lassen. Nein, niemals, seine Eltern seien gläubig gewesen, sie hätten so etwas nie geduldet. Ob er sich denn mit Wahrsagerei abgegeben habe. Ja, lachte er, als Student sei er aus Ulk einmal zu einer Kartenlegerin gegangen und habe sich die Zukunft vorhersagen lassen. Ich sagte: »Hier haben wir den Grund, weshalb Sie nicht zum Glauben an Christus durchdringen können. Sie stehen unter der Beeinflussung finsterer Mächte, und zwar um dieser Sache willen.« Er lachte und sagte, es sei ja ganz ausgeschlossen, daß das der Grund sein könne. Er ließ sich auch nicht belehren. Er nahm, als der Kurs zu Ende war, sein zerrissenes Herz wieder mit nach Hause.
Seitdem ich diese Erfahrung so oft gemacht habe, fing ich dann auch an, darüber in meinen Evangelisationsvorträgen zu reden. Gerade wie der alte Schrenk früher davon gesprochen hatte, so mußte ich es nun auch tun. Und die Folge war, daß sich meine Sprechstunden immer mehr mit Leuten füllten, die mir klagten, daß sie auch durch solche Sünden unter einen Druck geraten seien.
Je mehr aber die Erfahrungen sich häuften, um so mehr fühlte ich mich genötigt, in meinem Blatt, »Heilig dem Herrn«, davon zu schreiben. Und wieder war die Folge ein Strom von Bekenntnissen auf diesem Gebiete. Jetzt vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht mündlich oder schriftlich mit dieser Sache zu tun habe.
So weiß ich es aus viel Seelsorgediensten heraus, was für eine ungeheure Macht diese Zaubereisünde in unserm Volk ausübt, wie viele Menschen unter dem Druck dieser Sünde stehen, wie viele im Banne des Teufels leben.
Ich wundere mich oft, daß nicht alle Seelsorger davon reden, daß nicht mehr in Vorträgen und Schriften davon gesprochen wird. Ganze Gegenden stehen unter dem Bann, wo das Besprechen geradezu eine Volksmedizin geworden ist. Wenn man Warzen los sein möchte, wenn man krank ist, dann geht man nicht zum Arzt, sondern zu einem Mann, der »dafür etwas tun kann«, oder zu einer Frau, die die Krankheit »besprechen« kann, die dagegen »braucht«. Und siehe da, es hilft. Also ist man überzeugt, daß es etwas Gutes gewesen ist. Und wenn noch obendrein der Name des dreieinigen Gottes dabei gebraucht worden ist, dann ist es doch ganz gewiß etwas Gutes und Frommes!
Das sagen nicht nur jene, die sich haben besprechen lassen, das sagen auch solche, die selber als Besprecher und Beschwörer auftreten. Sie sagen geradezu, es sei ein von den Aposteln überkommenes biblisches Heilmittel. Und wer das für Zauberei und für Sünde erkläre, der müsse dafür Buße tun. - Aber ich halte dieses Besprechen mit vollem Bewußtsein für Sünde, und zwar für eine schwere Sünde, für die Sünde der Zauberei, die vom Himmel ausschließt, wenn dafür nicht Buße geschieht, herzliche, schmerzliche Buße. Es ist ein Meisterwerk des Teufels, diese Sünde als etwas Harmloses, ja sogar als etwas Frommes und Biblisches hinzustellen, während es doch eine Sünde ist, die das Wort Gottes mit den schwersten Strafen belegt.
So empfinde ich eine innere Nötigung, meine Erfahrungen und Beobachtungen auf diesem Gebiet mitzuteilen, um damit andern einen Dienst zu leisten. Viele haben es noch gar nicht als Sünde erkannt, sie ahnen gar nicht, woher die merkwürdigen Zustände ihres inneren Lebens kommen, warum sie nicht zum Frieden und zur Freude kommen können. Denen möchte ich zeigen: Hier liegt der Grund! Solange dafür keine Buße geschieht, solange man das nicht als Sünde erkennt, gibt's auch keine Befreiung von diesem Bann des Teufels.
Ich möchte aber auch denen einen Dienst leisten, die berufen sind, Seelsorge zu treiben. Wie wenige wissen, was für Mächte des Verderbens hier auf dem Plane sind. Sie reden nie davon, sie fragen nie danach, darum denken viele auch gar nicht daran, daß von hierher der Druck und Bann stammen könne, unter dem mancher leidet.
Ich habe diese Erfahrungen und Beobachtungen nicht gern niedergeschrieben. Denn ich weiß, das ist ein Eingriff in das Reich Satans. Er wird sich nicht ohne weiteres gefallen lassen, daß über dieses Gebiet klar und offen geredet und geschrieben wird.
Aus meinem Reiseleben als Evangelist weiß ich, wie der Teufel sich Mühe gibt, die Verkündigung des Wortes Gottes zu hintertreiben. Wie oft geschieht es, wenn ich eine Evangelisationsreise antreten will, daß ich mich krank fühle oder daß eins meiner Lieben krank wird, so daß ich eigentlich nicht abreisen könnte. Je mehr solche Hindernisse sich auftürmen, um so mehr Segen erwarte ich von der Arbeit, die der Feind zu verhindern trachtet. Ist doch jede Evangelisation ein Einbruch in das Machtgebiet des Teufels. Und er tut, was er kann, um ihn zu verhindern.
Bei einer Waldversammlung, die wir einmal an einem Pfingsttag hatten, sprachen wir zu dritt über das Wort: »Wenn der Heilige Geist kommt, der wird die Welt überführen«. Der erste Redner sprach »von der Sünde, daß sie nicht glauben an mich«. Der zweite: »von der Gerechtigkeit, daß ich zum Vater gehe«. Mir war der Auftrag geworden, über das dritte Wort zu sprechen, über »das Gericht, daß der Fürst dieser Welt gerichtet ist«. Ich habe das mit großer Freimütigkeit getan und es bezeugt, daß der Heiland auf Golgatha dem Teufel die Macht genommen habe, daß der Teufel ein geschlagener und gerichteter Fürst sei.
Was war das für eine Woche, die darauf folgte! Was für Versuchungen hatte ich durchzumachen! Gott sei Dank, die Gnade reichte aus, mich zu bewahren, mich durchzuringen, aber schwer war's doch! Was bot der Teufel alles auf! Da habe ich gemerkt, daß man es mit dem Teufel selber zu tun bekommt, wenn man davon spricht, daß er geschlagen und gerichtet sei. Und das will ich auch in diesem Buch bezeugen, ich möchte zeigen, wie die Bibel über die Sünde der Zauberei denkt, wie diese Sünde eigentlich geschieht und wie man frei werden kann aus des Satans Macht und Bann.
Der Herr aber wolle diese Schrift, die ich ihm besonders anbefehlen möchte, dazu segnen, daß Gebundene frei werden, daß sie teilhaben an der Freiheit der Kinder Gottes!