Du hast’s versprochen

Zu des Vaters Tür mit muntrem Schritte

Eilt ein Knabe, tritt herein behende.

„Vater, meine Aufgab ist zu Ende,“

Ruft er froh, „nun höre meine Bitte:

 

Willst du mir das schöne Bild nun zeigen?

Darf ich jetzt das große Buch dir bringen?“

Doch der Vater lässt sich nicht bezwingen,

Heißt gestreng den kleinen Liebling schweigen.

 

Wieder lässt des Kindes Stimm sich hören:

„Bitte, Vater!“ Beinah klingt’s wie Weinen;

Doch es hilft ihm nicht, dem armen Kleinen.

„Fort,“ heißt’s barsch, „du sollst mich jetzt nicht stören!“

 

Laut beginnt des Knaben Herz zu pochen.

Da, im blauen Aug, dem tränenfeuchten,

Seh ich’s plötzlich kühn und freudig leuchten:

„Vater,“ sagt er leis, „du hast’s versprochen.“

 

Und der starke Mann ist überwunden;

Er gedenkt des Worts, das er gegeben,

Und er eilt, sein Kind emporzuheben.

Sein Verheißungswort hat ihn gebunden.

 

 

Meines Vaters Wort wird nie gebrochen,

Darauf kann mein schwaches Herz sich lehnen.

„Vater,“ ruf ich oft, ob auch mit Tränen,

„Vater, tue es, du hast’s versprochen!“