Auch eine Gebetserhörung

Klein Eva hat ein mächtiges Verlangen,

Ein wunderschönes Püppchen zu empfangen.

Sie sinnt und träumt darüber Tag und Nacht

Und hat an wenig andres sonst gedacht.

Und weil man früher schon ihr kundgetan,

Dass man dem Heiland alles sagen kann,

So bittet sie: „Du kannst ja alles lenken,

Herr Jesus, wollst mir diese Puppe schenken!“

 

Doch Tag und Nacht vergeht. Nichts will sich regen.

Das Mägdlein wird verdrossen und verlegen.

Man merkt’s ihm an: Es ist enttäuscht, verstimmt.

Nur Mutters Auge Tiefres wohl vernimmt.

Da eines Morgens hüpft das Kind daher,

Voll Sang und Klang, so fröhlich wie vorher.

Es freuen sich die Jungen und die Alten:

„Sag, Evchen, hast du deinen Wunsch erhalten?“

 

„Das grade nicht,“ spricht unsre kleine Weise,

Und sanft errötend fügt hinzu sie leise:

„Doch etwas Besseres hab ich bekommen:

Gott hat den großen Wunsch mir weggenommen.“ –

O Kindereinfalt, Kinderweisheit du,

Hier lern ich das Geheimnis tiefer Ruh:

Wenn Gott ein Glück uns gibt, es freudig fassen;

Wenn er’s versagt, es still ihm überlassen.