Der Sturmwind braust daher durchs Land
Und schüttelt den Eichbaum mit rauer Hand.
Die Eichel fällt zur Erde herab,
Sanft löst sich die Schale, die sie umgab.
Der Regen kommt in Strömen bald
Und frisch belebt wird Flur und Wald.
Es fallen Tropfen hell und rein
In den leeren Becher der Eichel hinein.
Die Amsel hatte am schwülen Tag
Kein Lied gesungen im dunkeln Hag.
Nun sieht sie im grünen Eichelgrund
Die Wassertropfen und trinkt sich gesund.
Dann fliegt sie, sanft erquickt, davon
Und füllt die Luft mit süßem Ton.
Der Dichter hört ihr Lied mit Lust,
Und wonnig zog’s ihm durch die Brust.
Und frisch aus seinem Herzen drang
Ein reiner, mächt’ger Lobgesang.
Der tönte laut durch Berg und Tal,
Ein Echo weckend überall.
Da priesen die Menschen hoch und viel
Den Dichter und sein Saitenspiel.
Er aber sprach: „Nicht mir gebührt
Der Dank, der eure Herzen rührt.
Die Amsel hat mir’s vorgemacht,
Sie hat das Lied mir zugebracht.“
Die Amsel aber sprach geschwind:
„Mir ziemt kein Lob, o Menschenkind!
Mich hatte gelähmt der Sonne Glut;
Der Regentropfen gab mir Mut.“
Die Schwestertröpflein glänzten hell
Und gaben Antwort froh und schnell:
„Wir wären versunken im weichen Moos,
Die Eichel nahm uns in ihren Schoß.“
„Mich wollt ihr loben?“, die Eichel sprach,
„Der Sturmwind von dem Baum mich brach.“
Da fingen die Menschen zu preisen an
Den Sturmwind für das, was er getan.
Er aber sagte ernst und still:
„Ich tue nur des Königs Will.
O preiset ihn, der wohl regiert
Und seinen Zepter weislich führt.
Der aus dem Sturmwind wild und bang
Kann schaffen lauter Lobgesang!“