Hernach

-I-

O wie so bitter ist der Kelch der Leiden,

Wie herb die Arzenei!

Doch lernt hernach man dankend unterscheiden,

Wie sie so heilsam sei.

 

Oh, wie dem stolzen Herzen das Zerbrechen

So weh, so wehe tut!

Doch kann hernach man voll Anbetung sprechen:

Gebrochen sein ist gut!

 

Nicht ist es Freude, wenn das Winzermesser

Übt seine scharfe Zucht,

Doch bringt hernach die Rebe um so besser

Hervor die reife Frucht.

 

O lehre mich, mein Herr, in Nacht und Grauen,

In aller Not und Pein,

Auf dein Hernach mit Zuversicht zu schauen

Und stille, stille sein!

 

 

-II-

Wenn heut ich blicke auf vergangne Stunden,

Voll Leid und Todeswehn,

So kann ich in den tiefen, blut’gen Wunden

Des Vaters Liebe sehn.

 

Mich hat ein Schwert durchbohrt, ein Schwert, das schneidet

Mit Klingen scharf und stark;

Ein mächtig Schwert, das Geist und Seele scheidet

Und trennet Bein und Mark.

 

Doch fühl ich’s wohl: Das End von solchem Sterben

Ist Leben, Leben nur.

Denn los muss sein, wer Gottes Reich will erben,

Von Fesseln der Natur.

 

Wohlan, es sei! Ich seh die Perle glänzen,

Die Gottes Gnade gibt

Der Seele, die ohn’ Maß und ohne Grenzen

Ihn über alles liebt.

 

Dahin, ja dahin geht mein heißes Sehnen;

Herr Jesu, still es mir!

Näher zu dir, ich ruf es unter Tränen,

Näher, mein Gott, zu dir!

 

Ja, fort von Erdenglanz und Erdgetümmel

Zur wahren, tiefen Ruh!

Fort, fort mein Herz und Sinn, fort, fort zum Himmel!

Fort, fort dem Himmel zu!