Ein Tröpflein Freudenöl

Der du, mit Herrlichkeit gekrönt,

Zu Gottes Rechten thronest;

Der du, von Jubelschall umtönt,

Im Heiligtume wohnest;

Der du des Himmels Himmel bist,

Der Freude Quell, Herr Jesu Christ,

O gib aus deiner Fülle mir

Ein Tröpflein Freudenöl von dir!

 

Ich bin so traurig! Bittres Weh

Zerdrückt mir fast das Herz.

Wohin ich geh, wohin ich seh,

Ich kann nicht fliehn vom Schmerz:

Kannst du mich heilen? Willst du’s tun?

O ja, du kannst; so hilf mir nun!

Gieß in die tiefe Wunde mir

Ein Tröpflein Freudenöl von dir!

 

Ein Tröpflein von dem großen Meer,

Das dir im Herzen wallt,

Ein Schimmer von dem Strahlenheer

Um deine Lichtsgestalt;

Ein Brosamlein von deinem Tisch,

Von deinen Höhn ein Lufthauch frisch;

Ein Wort, ein Blick genüget mir:

Ein Tröpflein Freudenöl von dir!

 

Kam keiner je zu schwach und krank,

Du halfest ihm zur Stund;

Und wer dein Lebenswasser trank,

Den machtest du gesund.

Bin ich allein zu todesmatt,

Zu fern von deiner Ruhestatt?

Das kann nicht sein; drum schenk auch mir

Ein Tröpflein Freudenöl von dir!

 

Ein Tröpflein von dem Freudenöl –

Das glaube ich gewiss, –

Kann wandeln meine dunkle Höhl

In lichtes Paradies.

Wohl bin ich unwert, aber doch,

Erbarmer, o erbarm dich noch!

Ich harre, bis du gebest mir

Ein Tröpflein Freudenöl von dir!