Die Wirkung des Kleinglaubens am Beispiel von David

«David aber dachte in seinem Herzen: Ich werde doch eines Tages durch die Hand Sauls weggerafft werden! Es gibt nichts Besseres für mich, als dass ich eilends in das Land der Philister entfliehe; dann wird Saul davon ablassen, mich künftig in allen Gebieten Israels zu suchen, so werde ich seiner Hand entkommen! So machte sich David auf mit den 600 Mann, die bei ihm waren, und ging hinüber zu Achis, dem Sohn Maochs, dem König von Gat.» (1.Sam. 27,1-2)
Nanu? Wie kann es sein, dass der bekannte Verfasser von Psalm 23 uns in 1.Samuel 27 auf einmal so ganz anders begegnet? Die Antwort auf diese Frage kann uns nicht nur den Charakter des Kleinglaubens, sondern auch seine Wirkung sehr viel verständlicher machen.
Wie war es eigentlich dahin gekommen, dass David eines Tages so mutlos und kleingläubig wurde? Wieso ging er davon aus, dass er am Ende doch durch die Hand Sauls umkommen werde und dass es letztlich besser wäre, zu den feindlichen Philistern zu fliehen, als weiter dem Herrn zu vertrauen? Wieso nahm er auf einmal eine innere Stellung ein, die eigentlich gar nicht zu ihm passte? 
Um den Zusammenhang besser zu verstehen, gehen wir einmal kurz die wesentlichen Stationen aus Davids Leben bis dahin durch (1.Sam. Kap. 16 – 26). 
Weil Sauls Leben nicht stimmte, hatte Gott ihm die Berufung zum Königtum entzogen. Trotzdem hielt Saul weiter an seiner Macht fest. Er dachte im Traum nicht daran, seine Königswürde niederzulegen und einem anderen zu geben. Parallel dazu berief Gott David zum König. Das war für David erst einmal ohne weitere Auswirkungen, es war zunächst nur eine Verheißung zum Königtum, mehr nicht. Außer Samuel, David und seiner Familie wusste das niemand. Das war auch gut so, denn sonst hätte Saul sicher sofort angefangen, David zu verfolgen.
So wusste Saul zunächst nichts von Davids Berufung. Aber je näher Saul David kennenlernte, desto misstrauischer wurde er. Mehr und mehr musste sich Saul eingestehen, dass Gott mit David war, während er ihn selbst, Saul, verlassen hatte. Damit nahmen Sauls schlimmste Befürchtungen Gestalt an (Kap. 20,31). 
Saul hatte aber auch noch andere seelische Probleme. In Kap. 16,14 heißt es, dass ein böser Geist vom Herrn Saul ängstigte. Aus dem Zusammenhang der Bibel wissen wir, dass dies nicht ein moralisch böser Geist war, sondern ein beunruhigender Geist, der ihn «schreckte». Die Unruhe sollte ihn dahin führen, dass er in sich schlug, zur Besinnung kam und selbst merkte, dass er nicht mehr König Israels sein könne. Aber leider hielt Saul krampfhaft fest an seiner Macht und dachte nicht daran, zurückzutreten. Was auch immer werden würde, noch hatte Saul alle Macht und er nutzte sie, um David aus dem Weg zu räumen. Erst kämpfte er verdeckt gegen ihn und dann ganz offen.
Bei der gegebenen Machtkonstellation wäre das nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit Davids sicheres Ende gewesen. Aber jede Wahrscheinlichkeitsrechnung kann in sich zusammenfallen, wenn Gott eingreift und das letzte Wort behält. Und genauso geschah es auch. Saul hatte zwar alle Möglichkeiten auf seiner Seite, aber nicht Gott. David hatte fast nichts auf seiner Seite außer den Herrn. Und genau aus diesem Grund heißt es: «… Saul suchte David alle Tage, aber Gott gab ihn nicht in seine Hand» (1.Sam. 23,14).
Wenn wir die Kapitel 19 bis 23 durchgehen, finden wir, dass David mindestens neun wunderbare Erfahrungen der Hilfe Gottes machte. Erfahrungen, in denen es sich bewahrheitete, dass Gott treu und wahrhaftig war. Es stimmte wirklich, dass Saul alle Tage nach David suchte, aber immer wieder daran scheiterte, weil Gott ihn nicht in seine Hand gab.