Gott selbst ist unser Heil

Der Prophet Jesaja scheint mit Bewunderung und Anbetung erfüllt gewesen zu sein, als ihm diese wunderbare Wahrheit offenbart wurde. Darum rief er aus: „Siehe, Gott ist mein Heil, ich bin sicher und fürchte mich nicht; denn Gott, der Herr ist meine Stärke und mein Psalm und ist mein Heil. Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen.“ (Jes. 12:2-3). Gewiss können wir Wasser in Überfluß und mit großer Freude schöpfen aus einem Brunnen, der so tief, so unerschöpflich und so herrlich ist.

Als die Kinder Israel am anderen Ufer des Roten Meers standen und zusahen, wie die Feinde, die sie verfolgten, durch Gottes Gericht vernichtet wurden, da sangen sie das Lied: „Der Herr ist meine Stärke und mein Lobgesang und ist mein Heil“ (2.Mo. 15:2).

Als David von vielen und mächtigen Feinden wie ein gejagtes Reh verfolgt wurde und sein Leben in Gefahr stand, da wandte er sich zu Gott mit diesem Gebet: „Sprich zu meiner Seele: Dein Heil bin ich“ (Ps. 35:3, unrev. Elbf. Ü.). Doch wir brauchen Gott jetzt nicht mehr bitten, diese Worte zu unserer Seele zu sprechen, denn er hat sich bereiterklärt und will das vollkommene Heil aller derer sein, die ihr Vertrauen auf ihn setzen.

„Nur er ist mein Fels und mein Heil ...“ (Ps. 62:3, unrev. Elbf. Ü.). „Der Herr ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil“ (Ps. 118:14). „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen?“ (Ps. 27:1). Welch köstliche und die Seele tröstende Wahrheit! Wenn Gott der Allmächtige unser Heil und unseres Lebens Kraft geworden ist, so mögen wir mit Recht ausrufen: „Vor wem sollte ich mich fürchten?“ „Fürwahr, nur im Herrn, unserm Gott, ist das Heil Israels!“ (Jer. 3:23; Elbf. Ü).

Noch viele andere Schriftstellen bezeugen, dass Gott unser Heil ist. Welch eine wunderbare Botschaft für die verlorene und hilflose Menschheit! Gewiss kann niemand diese Schriftstellen lesen, ihnen glauben und dabei die Erlösung doch als begrenzt sehen oder als ungenügend, um die Bedürfnisse der gefallenen Menschheit in jeder Hinsicht zu befriedigen. Wenn der Allmächtige unsere Erlösung ist, dann kann sie für uns alles tun, was Gott zu tun vermag, denn bei Gott ist kein Ding unmöglich (Jer. 32:17). Kann Gott Welten schaffen und ins Dasein rufen, was nicht vorhanden ist? Siehe, alle Dinge sind durch ihn geschaffen. Wenn der Mensch durch den Sündenfall so zugerichtet wurde, dass nur eine neue Schöpfung ihn wiederherstellen kann, dann hat Gott – ihm sei Dank – Kraft genug, um dies zu tun. Gerade darin besteht das Werk unserer Erlösung. „Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden“ (2.Kor. 5:17). „Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittensein etwas, sondern eine neue Kreatur“ (Gal. 6:15). Eine neue Kreatur kommt zustande, wenn wir vom Sündentod und Verderben errettet werden. Gott, der allein Schöpferkraft besitzt, ist unser Heil. Kein Wunder deshalb, dass wir von einem „großen Heil“ lesen. Es ist so groß, wie Gott selbst. Meine Seele rühmt sich des Herrn und triumphiert über alle Mächte der Sünde, Erde und Hölle, denn der Größte und Mächtigste des Weltalls ist mein Heil.

Darum läßt sich, in mancher Hinsicht wenigstens, von unserem Heil behaupten, was man von Gott selber aussagen kann. Wenn Gott heilig ist, so ist auch unsere Erlösung heilig und teilt uns dieselbe Eigenschaft mit.

„Gott ist Liebe“. Auch unser Heil ist Liebe. Nur der, dessen Leben und Wesen Liebe ist, besitzt das Heil. Heil und Liebe kann man nicht trennen. Darum lesen wir, dass wenn wir weissagen könnten und alle Geheimnisse wüssten, alle Erkenntnis und allen Glauben hätten, alle Habe den Armen gäben, ließen unseren Leib verbrennen und hätten der Liebe nicht, so wäre es uns nichts nütze (1.Kor. 13:1-3). Das Heil eines Menschen wird gemessen mit dem Maß der reinen Liebe Gottes, die in das Herz durch den Heiligen Geist ausgegossen wird.

Ist Gott allmächtig? – Unser Heil ebenfalls. Die Kraft der Allmacht ist der Arm, der uns errettet. „Jahwe, der Herr, ist die Stärke meiner Rettung; du hast mein Haupt beschirmt am Tage der Waffen“ (Ps. 140:8, unrev. Elbf. Ü.). „Gott ist mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils, mein Schutz und meine Zuflucht, mein Heiland ...“ (2.Sam. 22:3). „Herzlich lieb habe ich dich, Herr, meine Stärke! Herr, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz!“ (Ps. 18:2-3). Wie kann Satan und sein ganzes Heer uns widerstehen oder uns gar überwinden, wenn wir eine Erlösung, ein Heil haben, das Gottes Kraft in sich birgt? Gott ist das Horn unseres Heils. In alten Zeiten trug man Hörner an der Kopfbedeckung, um Amt, Rang und Macht anzuzeigen. Unser Heil steht in der Macht und Autorität des Herrn. O preiset Gott für ein solches Heil!

Gott ist ewig – und unser Heil ebenfalls. „Und da er [Christus] vollendet war, ist er allen, die ihm gehorsam sind, der Urheber ewigen Heils geworden“ (Hebr. 5:9).

Gott wurde unser Heil durch die Offenbarung seiner Gottheit in der Menschwerdung seines Sohnes, der durch seinen Leib ein vollkommenes Opfer für unsere Sünden brachte. Er ist unsere Erlösung geworden, weil seine Liebesarme sich nach uns ausstrecken und uns sogar in dem tiefsten Sündenelend erreichen. Er wurde unsere Erlösung, indem er unsere Seelen in seine vollkommene Gerechtigkeit gekleidet hat, so dass wir ohne Furcht und mit großer Freude in seiner Gegenwart stehen dürfen. Wiederum ist er unsere Erlösung geworden, indem er uns sein heiliges Leben eingeflößt hat, so dass wir den Fußspuren dessen folgen können, in dem keine Sünde war. Und schließlich ist Gott unser Heil geworden, indem er uns seinen gewissen Gnadenbund gab, darin er mit seiner Ehre und Treue dafür bürgt, dass alle völlig errettet werden, die zu ihm durch Jesus Christus kommen.

O liebe Seele, wenn du allein nur diese Tatsache bedenktest, so würden alle deine Befürchtungen, ob wir solch einen hohen Stand in der göttlichen Gnade erreichen können, verschwinden. Bedenke, der große Gott hat sich selbst an einen ewigen Bund gebunden, ihn mit einem Eid bekräftigt und mit dem Blut seines Sohnes besiegelt, dass er jede Seele, die zu ihm im Glauben kommt, erretten will. Weil er sich daran gebunden hat, bürgen die Unwandelbarkeit und Wahrhaftigkeit seines heiligen Wesens für diese Verheißung des ewigen Lebens. Welch ein Vertrauen muss das in uns erwecken, wenn wir daran denken, dass seine Verheißungen so fest sind, wie er selbst! Wenn wir uns an Gottes Wort halten und seinem heiligen Willen gehorchen, so macht er sich selbst für unsere beständige Erlösung verantwortlich. Denn „du hast dein Wort groß gemacht über deinen ganzen Namen“ (Ps. 138:2, Elbf. Ü.). Sein Name sei gepriesen in alle Ewigkeit!