Erlösung gegenwärtig

„So spricht der Herr: Ich habe dich erhört zur Zeit der Gnade und habe dir am Tage des Heils geholfen und habe dich behütet“  (Jes. 49:8).

Hier wird von einem besonderen Tag des Heils und von einer angenehmen oder günstigen Zeit gesprochen, wo Gott den Menschen Gnade erweist. Auf welches Zeitalter bezieht sich nun diese herrliche Verheißung der Erlösung und Bewahrung? Obwohl der Prophet die Vergangenheitsform benutzt, ist es offensichtlich, dass er nicht von der Zeit spricht, da Israel noch unter dem Gesetz war. Das ganze Alte Testament wies auf ein zukünftiges Zeitalter hin mit größeren Offenbarungen göttlicher Liebe und Barmherzigkeit in den letzten Tagen. „Durch Werke des Gesetzes wird kein Mensch gerechtfertigt“ (Gal. 2:16): Der Tag des Gesetzes war also nicht der Tag des Heils.

Sollen wir in unserer Zeit das Heil noch in Zukunft erwarten? Einige lehren, dass es in einem noch zukünftigen Zeitalter geoffenbart werden soll. Doch die Heilige Schrift lässt keinen Raum für solche bloße Vermutungen. Lasst uns in der Schrift nach der Erfüllung der obengenannten Prophezeiung suchen. Lesen wir, was Paulus in 2.Kor. 6:1-2 sagt, als er die Geschwister ermahnte, dass sie nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangen. „Denn er [Gott] spricht: Ich habe dich zur angenehmen Zeit erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.“ Hier bezieht sich der Apostel direkt auf die angeführte Schriftstelle aus Jesaja. Und wie wendet er sie an? Er fährt fort: „Siehe, jetzt ist die angenehme Zeit! Siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ Wie klar und überzeugend! Der große Tag des Heils ist jetzt, im Zeitalter des Heiligen Geistes. Allein schon diese Erklärung des göttlichen Wortes widerlegt völlig jede Theorie über ein noch günstigeres Zeitalter der Erlösung. Wenn uns, wie die Befürworter eines zukünftigen Zeitalters behaupten, noch eine Zeit von herrlicheren Heilsoffenbarungen bevorstände, dann stimmt es nicht, dass jetzt die angenehme Zeit ist. Wenn aber der Apostel die Wahrheit bezeugt, dann sind alle Lehrer, die eine völligere Erlösung in einem tausendjährigen Reich verkünden, falsche Propheten, vom Teufel betrogen und betrügen auch alle, die ihren eitlen Vermutungen Glauben schenken. Der Apostel war durch den Heiligen Geist inspiriert (1.Kor. 14:37). Somit hat die Stimme des Herrn entschieden: „Siehe, jetzt ist der Tag des Heils!“ Jetzt ist die angenehme Zeit, die vom Allmächtigen zur Erlösung aller bestimmt ist, die das Evangelium hören und ihm gehorsam sind.

„Darum, wie der Heilige Geist spricht: Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstocket eure Herzen nicht“ (Hebr. 3:7-8). Auch in dieser Schriftstelle bezieht sich die Zeit der Erlösung auf heute, wenn ein Mensch die Stimme Gottes hört. Das meint: Wenn immer während des Evangeliumzeitalters eine Seele den Geist und die Braut sprechen hört: „Komm!“, dann ist das für sie die günstigste Zeit, um der Sünde zu entfliehen. Und wer diese freundliche Einladung ablehnt, verhärtet sein Herz.

Die obenangeführten Worte in Hebr. 3:7-8 sind aus Psalm 95:7-8 zitiert. Doch beachte die Art und Weise, wie der Apostel sie anführt: „Darum, wie der Heilige Geist spricht: Heute, wenn ...“ Der Heilige Geist hat also durch den Apostel die Worte des Psalmisten über den Tag des Heils auf Heute verlegt. Dieses Zitat wiederholt sich in Hebr. 3:15 und 4:7. Gegenwärtig, heute, und nur heute ist die göttliche Hand der Gnade und Liebe ausgestreckt und bietet der in Sünden verlorenen Welt die einzige Hoffnung an, das letzte Angebot des Heils.

Als Jesus am Kreuz verschied, rief er aus: „Es ist vollbracht!“ Der Preis für unsere Erlösung war völlig bezahlt. Er wurde ins Grab gelegt, besiegte den Tod und wurde „um unserer Rechtfertigung willen auferweckt“ (Röm. 4:25). Er stieg triumphierend zum Himmel und sandte den Heiligen Geist, damit er die Menschen erwecke, ihnen Leben bringe und sie heilige. So sollte die völlige Erlösung, die er am Kreuz für uns erworben hatte, verwirklicht werden. Allen seinen Predigern gab er den Auftrag, sein Heil „allen Völkern“ bis ans Ende der Welt zu verkündigen „... zur Erweisung seiner Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit; dass er gerecht ist und rechtfertigt den, der des Glaubens an Jesus ist“ (Röm. 3:26).

Weder in seinem letzten Auftrag an die Jünger noch sonstwo in der Schrift gab Jesus einen Hinweis, dass es außer dem gegenwärtigen Tag des Heils noch einen zukünftigen geben würde. Vielmehr gibt er durch seine Knechte allen Menschen folgende Verheißung und ernste Warnung: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden“ (Mk. 16:16). Allen Nachkommen Adams wird also keine andere Gelegenheit zum Ergreifen des Heils angeboten, als in der gegenwärtigen Zeit des Evangeliums Jesu Christi.

Dementsprechend berichtet die Heiligen Schrift klar und deutlich, dass gegewärtig und hier in dieser Welt Menschen erlöst wurden. „Denn es ist erschienen die heilbringende Gnade Gottes allen Menschen und nimmt uns in Zucht, dass wir absagen dem ungöttlichen Wesen und den weltlichen Lüsten, und besonnen, gerecht und gottselig leben in dieser Welt und warten auf die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und unseres Heilandes, Jesus Christus“ (Tit. 2:11-13). Das ist sehr deutlich. Die Gnade Gottes bringt uns eine gegenwärtige Erlösung und befähigt uns zu einem heiligen Wandel in dieser Welt. In der Zukunft sollten wir nur die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilands Jesu Christi erwarten, wo dann unsere Auferstehung stattfinden wird. „Denn er selbst, der Herr, wird mit einem Befehlsruf, mit der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes herniederkommen vom Himmel, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in den Wolken, dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit“ (1.Thess. 4:16-17). Dieser Tag wird auch der Tag des Gerichts sein (Jud. 14-15).

Jesus hat uns „– nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – gerettet durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes“ (Tit. 3:5). „... der uns gerettet und berufen hat mit einem heiligen Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem Vorsatz und der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt“ (2.Tim. 1:9). „Aus Gnade seid ihr gerettet worden“ (Eph. 2:5). „Jetzt aber, da ihr  von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, habt ihr eure Frucht zur Heiligung, als das Ende aber ewiges Leben“ (Röm. 6:22).

Aus allen diesen Bibeltexten sehen wir, dass die angeredeten Menschen bereits gerettet und wiedergeboren waren. Darum ist es eine Tatsache, dass Gott uns erlöst in der Gegewart. Der Tag des Heils ist also in der Tat und in Wahrheit heute.