Erlösung steht im Einklang mit der Vernunft

Dieser Titel gibt weiten Raum für Gedanken und Überlegungen. Wenn die göttliche Wahrheit auch bis ins kleinste Detail untersucht würde, würde sie doch immer im Einklang mit der reinen Vernunft stehen. Doch hier können wir unsere Aufmerksamkeit nur auf einige Punkte lenken.

1. Die Fleischwerdung Christi und seine Leiden

Diese Offenbarung der göttlichen Weisheit konnte weder von Engeln noch von Menschen vorausgesehen werden. Die Engel begehrten, den Plan zu verstehen, nach dem Gott die Menschen erlösen wollte (1.Petr. 1:12), aber es scheint, dass sie es nicht eher konnten, bis Christus in Bethlehem geboren war. Dann begriffen sie es und verkündeten es mit himmlischem Jubel den lauschenden Hirten (Lk. 2:9-11). Obwohl der menschliche Verstand einen solchen Plan nie hätte hervorbringen können, stimmt er dennoch völlig mit der Vernunft überein.

Die Gesetze des gerechten und unwandelbaren Gottes wurden übertreten. Der natürliche und der geistliche Tod (die Trennung von Gott) waren die Strafe dafür. Sowohl die Gerechtigkeit als auch die Unwandelbarkeit Gottes forderten die Ausführung der Strafe entweder am Übertreter oder an einem passenden Stellvertreter. Wer kann sein Leben als Schuldopfer für einen Menschen darbringen? Da niemand unter den Kindern Adams ohne Sünde war,  konnte kein Mensch den anderen erlösen. Gott,  der ein Geist ist, kann nicht sterben. Das Opfer eines Geschöpfes konnte auch nicht den ursprünglichen Zustand des Menschen wiederherstellen, wo er Gott verherrlichen könnte. Wie konnte der Mensch dann erlöst werden? Wer sonst als Gott konnte dafür einen Plan entwerfen?

Weil das Opfer einer Kreatur ungenügend wäre und der Schöpfer als ein Geist nicht sterben konnte, nahm Gott selbst die Gestalt der leidenden Menschheit in der Person seines Sohnes an; er kleidete sich in einen sterblichen Körper, damit er an unserer Statt sterben konnte: „Gott ist geoffenbart im Fleisch“ (1.Tim. 3:16). Wie wunderbar! So haben wir einen Erlöser, der „durch Gottes Gnade für alle den Tod schmeckte“ (Hebr. 2:9). „Denn auch Christus hat einmal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass er uns zu Gott führte“ (1.Petr. 3:18); „auf dass die überschwengliche Gnade durch die Danksagung der Vielen um so reicher werde zu Gottes Ehre“.

Kurz gesagt, in Jesus haben wir einen Erlöser, der Mensch wurde, damit wir von seinem Mitleid und seiner Liebe zu uns völlig überzeugt werden, und der für uns zu sterben und so die Forderungen des Gesetzes und der Gerechtigkeit Gottes erfüllen konnte. Und doch ist er Gott, eins mit dem Vater, so dass wir seinem Namen Ehre, Lob und Preis darbringen können, ohne die Herrlichkeit des Vaters zu beeinträchtigen. O die Wunder der erlösenden Weisheit und Liebe!

2. Die Bedingungen der Erlösung sind völlig vernünftig

Erstens, ist die Erlösung frei. Gott ist unser Heil und „Gott ist Liebe“. „Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so könnte das alles nicht genügen“ (Hld. 8:7). Die Erlösung kann ebensowenig gekauft werden wie die Liebe. Sie ist einzig und allein eine Gabe göttlicher Liebe und Barmherzigkeit. Und wer könnte etwas an solcher Erweisung göttlicher Güte aussetzen? Tausende würden es vorziehen, sich die Erlösung für irgend einen Preis zu erwerben, wenn sie käuflich wäre. Doch das wäre mit der Güte Gottes unvereinbar und würde ihn entehren. Auch gebe das dem Menschen Raum zur Selbsterhebung und diente ihm damit zum Verderben. Doch die Erlösung ist frei und darum für alle Menschen zugänglich. Gott allein bekommt dafür die Ehre. Die Gerechtigkeit und Vernunft stimmen also diesem wunderbaren Plan zu.

Wie die Erlösung nicht mit Geld gekauft werden kann, wird sie uns auch nicht zuteil „um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan hatten, sondern nach seiner Barmherzigkeit – gerettet durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes“ (Tit. 3:5-6). Gute Werke werden beim Erwerben der Erlösung aus dem einfachen guten Grund nicht in Betracht gezogen, wie auch das Geld.

Buße ist der erste Schritt zur Erlösung. Mit Buße ist göttliche Reue über die Sünde gemeint, ein Bekennen und Verlassen der Sünde. Buße tun heißt, für immer mit der Sünde zu brechen. Buße führt zum Leben (Apg. 11:18) und „zur Rettung“ (2.Kor. 7:10). Sie führt die Seele zu dem Punkt, wo sie im Glauben den Baum des Lebens umfassen kann. Buße ist eine Gabe Gottes wie für die Juden, so auch für die Heiden.

Buße ist deshalb notwendig, weil der Mensch durch seine sündigen Taten eine falsche Stellung gegenüber seinem Schöpfer und Gott eingenommen hat. Die Auflehnung des sündigen Menschen gegen Gottes Willen rufen Gottes gerechten Zorn hervor. Der Mensch trägt allein die Schuld an seiner beklagenswerten Entfremdung von Gott. Und obwohl er sich gegen den Allmächtigen auflehnte, seinen heiligen Namen missbrauchte und seine gerechten Gebote mit Füßen trat, „hat er [Gott] sich selbst nicht unbezeugt gelassen, hat viel Gutes getan und uns vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, unsere Herzen erfüllt mit Speise und Freude“ (Apg. 14:17).

Deshalb ist es eine vernünftige Forderung, dass Menschen wegen ihrer Sünden Buße tun sollen. Ja, weißt du nicht, „dass Gottes Güte dich zur Buße leitet?“ (Röm. 2:4). Schämen sollte sich der Mensch, welcher die Luft, die ihm von Gottes liebender Hand gegeben ist, einatmet (Hiob 12:19), auf dem schönen Schemel seiner Füße einhergeht, sich der Sonne Strahlen erfreut, die Gott schuf, von seinen Wohltaten lebt und dennoch in Sünden beharrt! Wie furchtbar ist doch die Vermessenheit der Sünde und wie schamlos die Undankbarkeit des Sünders! Betrachtet ihr Himmel, mit Verwunderung und Abscheu die Gottlosigkeit auf Erden!

Viele Gründe fordern Buße von dem rebellischen Menschengeschlecht. Erstens, Gott befiehlt es. Johannes der Täufer begann die Botschaft vom Reich Gottes auf Erden mit dem Ruf: „Tut Buße!“ „Nachdem aber Johannes überantwortet war, kam Jesus nach Galiläa, predigte das Evangelium von Reich Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ (Mk. 1:14-15). Ja, „wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen“ (Lk. 13:3.5). Als Jesus seine Jünger aussandte, gingen sie aus „und predigten, man solle Buße tun“ (Mk. 6:12).

Bezugnehmend auf die Unwissenheit und Finsternis, die vor der Menschwerdung Christi auf Erden herrschten, schrieb der treue Apostel zu den Heiden: „Zwar hat Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen; nun aber gebietet er allen Menschen an allen Enden, Buße zu tun, weil er einen Tag festgesetzt hat, an welchem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt und für jedermann beglaubigt hat, indem er ihn von den Toten auferweckt hat“ (Apg. 17:30-31).

Gott weiß, dass kein Sünder in seiner heiligen Gegenwart bestehen kann. Darum gebietet er im Hinblick auf den Tag des Gerichts allen Menschen Buße zu tun. Welch einen Grund könnten die Menschen anführen, wenn sie der Stimme der Liebe und Barmherzigkeit Gottes nicht gehorchen, der doch nur das Glück der Menschen sucht?

Glaube ist eine weitere wichtige Bedingung zur Erlangung der Erlösung. Von welcher Seite man diese Forderung auch betrachten mag: sie ist völlig gerecht und vernünftig. Der Mensch verlor Gottes Ebenbild und Gunst, weil er an Gottes Wort zweifelte.  Deshalb kann er wiederum nur durch den Glauben an Gottes Wort wiederhergestellt werden. Die Erlösung durch den Glauben an Christus Jesus ist auch darum vernunftgemäß, weil seine Wahrheit ewig währt und es unmöglich ist, dass er lüge. Kann man mit Grund behaupten, dass es schwierig oder unvernünftig sei die Wahrheit zu glauben? Ist es schwer, den Worten eines Menschen zu glauben, der niemals gelogen hat? Gewiss nicht. Darum „glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du gerettet werden.“

Die Erlösung steht also in jeder Hinsicht im vollkommenen Einklang mit den höchsten Forderungen der Vernunft. Warum, o Sünder, läßt du dich dann nicht erlösen?