Davids schwere Konflikte mit Saul

(1.Sam. 18 bis 2.Sam. 1)

So verhüllt es auch war, aber in David offenbarte sich etwas von jener gottgewollten Theokratie in Israel, für welche es als Erstgeborener aus Mizrajim errettet und berufen worden war. Diese musste aber eines Tages unbedingt in schwerste Konflikte mit dem Mann auf dem Throne Israels kommen, von dem der Geist des Herrn gewichen war. Auch David war Mensch, und zwar nur Mensch, und hat in seinem Leben Handlungen vollzogen, die nicht weniger verwerflich als die eines Saul waren. Was ihn aber immer wieder zu einem Träger der Gottesherrschaft in Israel werden ließ, war seine Beugung unter jene Majestät Gottes, deren Herrschaft er als König in Israel repräsentieren sollte. Diese seine Grundeinstellung offenbarte sich nicht erst auf dem Throne, sondern bereits in jenen schweren Konflikten mit Saul, die lange seiner Krönung zu Hebron vorangingen.

Nicht unmittelbar nach der siegreichen Schlacht im Terebinthental war die Stellung Sauls zu David eine feindliche. Im Gegenteil. Saul sorgte anfänglich sogar dafür, dass David Dienst in seiner unmittelbaren Nähe hatte. Denn die große Tat im Terebinthental hatte nicht nur auf das Volk, sondern auch auf den König Israels einen gewaltigen Eindruck gemacht. Man empfand ganz instinktiv, dass in dem Knaben von Bethlehem, dem Sohn Isais, eine Gotteskraft wohne, durch die der Herr seinem Volke noch viel Heil schenken könne. War doch durch den Sieg Davids über den Philister sowohl der König als auch das Volk von einem sehr schweren Druck befreit worden. Das ist das Eigenartige an jedem neuen Geistesleben, dass es ein seufzendes Volk von Knechtungen löst, die bis dahin unüberwindbar zu sein schienen. Es bricht die alten Hemmungen und schafft dem Leben weiteren Raum für seine Betätigungen.

Als die Schlacht vorüber war, fragte Saul seinen Feldhauptmann Abner: „Wessen Sohn ist der Knabe?“ Abner jedoch wusste es nicht und antwortete dem König: „Ich weiß es nicht!“ Da befahl Saul: „So frage danach, wessen Sohn der Jüngling sei!“ Als Saul erfahren hatte, wer David war, ließ er ihn nicht mehr in das Haus seines Vaters zurückkehren, sondern zog ihn in seinen Dienst. Und wohin Saul David auch immer sandte, er handelte überall klüglich, denn der Herr war mit ihm. Das sah Saul und setzte ihn alsbald über die Kriegsknechte. So machte der König Raum für den Dienst jenes neuen Lebens, das in David seinen Träger gefunden hatte.

Als Saul und seine Heere aus der Philisterschlacht zurückkehrten, und das Volk der Heimat die Sieger begrüßte, da sangen die Frauen aus allen Städten: „Saul hat tausend geschlagen, aber David zehntausend!“ Das war bereits zu viel für das Empfinden des Königs. Saul fasste daher das Wort der Begrüßung sehr übel auf und sprach: „David hat man zehntausend gegeben, mir aber nur tausend. Das Königreich will wohl noch sein werden!“ So fürchtete jede Autokratie (Autokratie (griechisch), zusammengesetzt aus „αυτός“ selbst und „kratein“ (herrschen), und bedeutet also Selbstherrschaft) immer gleich für ihre Existenz, sobald sie den Einfluss eines David als Träger eines neuen Geistes und eines neuen Lebens wachsen sah. Und sie fürchtet nicht ohne Grund. Denn im neuen Leben regen sich immer Kräfte und treten Vollmachten in Erscheinung, die der Verworfene vergeblich in sich sucht. Saul empfand ganz instinktiv, dass er sich diesen Kräften gegenüber nie dauernd halten könnte.

Anstatt dass Saul sich nun dem in David auftretenden neuen Leben erschloss, versetzte er sich in die Opposition. Denn was der König in seinem tiefsten Wesen bereits war, wurde erst offenbar, als er sich in seiner Ehre und Stellung bedroht sah. In seinem Verhalten bekundete Saul, wie wenig er sich in seiner Stellung und in seinem Dienst noch abhängig wusste von Gott. Er behandelte alles Empfangene nur noch wie einen Raub, den man mit aller Ängstlichkeit hüten musste.

Gehen dem Menschen erst das Bewusstsein seiner göttlichen Sendung und die Leitung von oben verloren, dann sieht er sich in seinem Handeln vielfach nur noch durch seelische Stimmungen und durch leidenschaftliche Selbstbehauptung bestimmt. Alle Regungen neuen Lebens wurden als unangenehm aber immer am ersten oben empfunden, nie unten. Das Volk, das nichts vom Gesetz weiß, das läuft dem Nazarener nach. So gefiel auch David dem ganzen Volk und selbst den Knechten Sauls. Jonathan, Sauls Sohn, und David machten sogar einen Bund miteinander, denn Jonathan gewann David lieb wie sein eigen Herz. Er zog sogar seinen Rock aus und gab ihn dem David, dazu seinen Mantel, sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel (1.Sam. 18:4). Diese Tat Jonathans war ein Zeichen „der Waffenbrüderschaft“.

 Nur Saul selbst gefiel David seit jenem Tage der Begrüßung nicht mehr. Ja, an einem Tage, als David wieder ahnungslos ihm diente und die Saiten seiner Harfe schlug, kam bereits der ganze Hass seiner Seele gegen David zum Ausdruck: Saul hatte einen Spieß in seiner Hand und schoss denselben ab, denn er dachte damit den David an die Wand zu spießen. David wandte sich jedoch zur Seite und entging so dem Tode. „Saul aber fürchtete sich vor David, denn Jahve war mit ihm, von Saul aber war er gewichen.“

Das war der erste offene Durchbruch der Feindschaft Sauls. Allein zunächst scheute Saul noch das Licht der Öffentlichkeit. Denn unmöglich konnte er sich vor der Öffentlichkeit die Blöße geben, dass er David hasse, während doch das ganze Volk ihn segnete. „Denn ganz Juda und Israel hatte David lieb.“ Allein die Gegenwart des Geistes wird dem Fleische immer unerträglicher werden. Auch Saul konnte auf die Dauer in seiner nächsten Umgebung den David nicht gut ertragen, und er setzte ihn daher zum Fürsten über tausend Mann und sprach zu ihm: „Sei nur tapfer und führe Jahves Kriege!“ Saul gedachte aber: „Meine Hand soll nicht an ihm sein, sondern die Hand der Philister.“

Das ist die Falschheit Verworfener: sie heucheln Liebe und hassen doch bis zum Tode! Sie sprechen die Sprache eines Engels und nähren doch in ihrer Seele das Gift Belials. Sie erhöhen die Träger neuen Lebens, weil sie in dieser Erhöhung einen kommenden Zusammenbruch in deren Kraft erhoffen. Wäre David tatsächlich in einem der späteren Philisterkämpfe gefallen, dann hätte nie ein Mensch die Hässlichkeit der Seele Sauls zu sehen bekommen. Vielmehr hätte man den Eindruck gehabt, als ob auch Saul sich völlig eins gewusst hätte mit dem Träger jenes neuen Lebens, das in David dem Volke mit reinem Herzen gedient hatte. So vermochte auch Saul nach außen als Engel des Lichts zu erscheinen und doch einen Dämon in seinem Herzen zu tragen.

Allein, wenn auch der König lange versuchte, sein eigentliches Wesen zu verbergen, er konnte nicht dauernd verdecken, was er in Wirklichkeit bereits war. Es kam doch die Stunde, wo nicht nur in seinen Blicken zu lesen, sondern auch in seinen Handlungen zu erkennen war, welch tödlicher Hass seine Seele gegen David füllte.

Nie ist aber jemand innerlich fürs Gericht ausgereift, der nicht auf dem Wege zum Gericht die warnende Stimme Gottes gehört hätte. Auch Saul hörte sie in der Stimme seines Sohnes Jonathan. Denn Jonathan sah klarer als sein Vater und urteilte selbstloser, als Saul es zu tun vermochte. „Und Jonathan redete das Beste von David mit seinem Vater Saul und sprach zu ihm: Es versündige sich der König nicht an seinem Knechte David“ (1.Sam. 19:4). Zwar hatte es zunächst den Anschein, als ob auch Saul jede Feindschaft in seiner Seele überwunden hätte, und als ob die Beziehungen zwischen beiden immer enger werden sollten. Was David nie zu hoffen gewagt hatte, das geschah eines Tages. Er wurde des Königs Schwiegersohn. Saul selbst hatte ihm seine älteste Tochter Merab angeboten.

Allein dieses Angebot ward bereits getragen von unlauteren Beweggründen. Es war von Saul gemacht worden, nicht weil er David liebte, sondern er hoffte, dass David bei der Einbringung der von ihm verlangten Morgengabe durch die Hand der Philister würde geschlagen werden. Geheuchelte Freundschaft muss aber immer zu offener Feindschaft führen. Wahre Freundschaft ist nur möglich auf dem Boden des Geistes, wo man in selbstloser Hingabe für den anderen lebt. Diesen Boden des Geistes fand jedoch Saul nicht. Er suchte in allem nur sich, und alle seine Freundlichkeit David gegenüber war nur verkleidete Feindschaft. Aber die Sünde kann nie dauernd ihre Hässlichkeit verbergen.

Auch Saul kam ans Licht mit dem, was er in seinem Herzen trug. Anstatt sein Versprechen zu halten, gab er seine älteste Tochter einem anderen seiner hohen Offiziere. Als Saul später merkte, dass seine Tochter Michal David liebte, gab er ihm diese zur Frau. Trotzdem blieb es kein Geheimnis mehr, dass Saul den David bis zum Tode hasste. Denn Saul war in seiner inneren Entwicklung bisher jenen Weg gegangen, der unbedingt zu offener Feindschaft führen musste: den Weg bewussten Sündigens wider das Licht.

Als Saul eines Tages offen mit seinem Sohn Jonathan und allen seinen Knechten sprach, dass man David töten solle, da wagte Jonathan es, David offen zu vertreten. Er ging nach dieser öffentlichen Unterredung allein zum König und redete das Beste von David und sprach: „Es versündige sich der König nicht an seinem Knechte David. Denn er hat keine Sünde wider dich getan, und sein Tun ist dir sehr nütze. Er hat sein Leben in seine Hand gesetzt und schlug den Philister, und Jahve tat ein großes Heil dem ganzen Israel. Das hast du gesehen und dich gefreut. Warum willst du dich denn an unschuldigem Blut versündigen?“ (1.Sam. 19:4-5) Diese offene Sprache der Liebe und Wahrheit schien nicht ohne Wirkung zu sein. Saul schwur, dass David nicht sterben solle. Aber es verging nur kurze Zeit, und David musste abermals erkennen, dass nicht Liebe, sondern Feindschaft in Sauls Stellung zu ihm bestimmend war.

Jonathan schien den Ausbruch der erneuten Feindschaft anfänglich nicht tragisch zu nehmen. Hatte ihm sein Vater doch geschworen, dass David nicht sterben solle. Denn als David von der Flucht nach Najoth in Rama kam und allein mit Jonathan redete und ihn fragte: „Was habe ich gesündigt vor deinem Vater, dass er nach meinem Leben steht?“, da antwortete Jonathan ihm und sprach: „Das sei ferne! Du sollst nicht sterben. Siehe, mein Vater tut nichts, weder Großes noch Kleines, das er nicht meinen Ohren offenbare; warum sollte denn dies mein Vater vor mir verbergen? Es wird nicht sein!“

Es währte aber nicht lange, da musste Jonathan sehen, wie richtig David die Feindschaft seines Vaters empfunden hatte. Denn als am Tage des Neumonds, wo der König mit allen seinen Knechten zu Tische zu sitzen pflegte, Davids Platz leer war und Jonathan die Abwesenheit Davids zu entschuldigen suchte, da ergrimmte der Zorn Sauls wider Jonathan und sprach zu ihm: „Du ungehorsamer Bösewicht! Ich weiß wohl, dass du den Sohn Isais erkoren hast, dir und deiner Mutter, die dich geboren hat, zur Schande. Denn solange der Sohn Isais lebt auf Erden, wirst du und dein Königreich nicht bestehen. So sende denn hin und lass ihn herholen zu mir, denn er muss sterben.“ (1.Sam. 20:30-31).

Jonathan antwortete darauf seinem Vater: „Warum soll er sterben? Was hat er dir getan?“ Da schoss Saul den Spieß nach seinem Sohn Jonathan. So stieg Saul von Stufe zu Stufe in der Verhärtung und Verstockung seines Herzens hinunter. Er konnte zuletzt auch eine objektive Verteidigung und Vertretung der Wahrheit nicht mehr ertragen. Als Jonathan das zu tun wagte, hatte er alsbald von Saul dieselben Leiden zu erdulden, die über den neuen Gesalbten des Herrn ergingen.

Nachdem Jonathan am Tage des Neumonds klar erkannt hatte, wie fest der König entschlossen sei, David zu töten, ging er zu David hinaus aufs Feld und teilte ihm den Entschluss seines Vaters mit. Und die beiden küssten sich und weinten miteinander. David aber am allermeisten. Und Jonathan sprach zu David: „Gehe hin im Frieden!“ Danach kehrte er in seine Stadt zurück, während David zunächst nach Nob zum Priester Ahimelech floh.

So schuf die Feindschaft des Königs dem Träger neuen Lebens einen schweren Leidensweg. David musste erkennen, dass all seine Liebe und Selbstaufopferung, all seine Treue und Selbstlosigkeit völlig unfruchtbar für die Gesinnung Sauls geblieben waren. Gerade das Gegenteil sah Saul in dem, was Davids Seele bewegt hatte.

Der Gesalbte Gottes fliehend vor seinen eigenen Brüdern, denen er zu dienen berufen war – welch ein Bild! Aber das war bisher noch immer der Weg, der zur Krone führte. Wer je von Gott zu einem Priesterkönig seines Volkes erzogen wurde, musste zuvor immer den Weg des Lammes gehen, der zur Schlachtbank führte. Im Leben priesterlich regieren können nur die, welche zuvor priesterlich gelitten haben.

Und selig jene Gottesknechte, die Gnade haben, sich zurückziehen zu können, solange Gott ihnen nicht hat völligen Raum für den Dienst unter den Brüdern verschaffen können. Die lieber die ganze Schmach eines Fremdlings tragen als die Krone eines Königs, bevor ihnen diese von Gott gegeben worden ist. Denn es ist weit besser, mit Gott auf der Flucht, als ohne Gott auf dem Throne zu sein. Weit besser, mit David zu leiden, als mit Saul zu herrschen.

Allein solche Leidens- und Fluchtwege sind nie leicht und immer sehr einsame Wege. So sehr man sich nach Teilnahme und nach wirklichem Verständnis auch sehnen mag, man geht als Fremdling seinen Weg. Denn nachdem Saul solch eine Stellung zu David eingenommen hatte, wusste auch das Volk nicht mehr, wie es sich zu David stellen sollte. Wohl liebte man ihn und dachte mit Dank an die Dienste, die er in der Kraft Gottes Israel erwiesen hatte. Aber sollte vielleicht doch etwas in der Seele des David entdeckt worden sein, was die feindliche Stellung Sauls nur rechtfertigen müsste? Als erst der Hohepriester in den Tagen Jesu bezeugte, es sei besser, es stürbe einer, als dass das ganze Volk verdürbe, da schrie bald nachher auch die ganze Volksmenge: „Kreuzige, kreuzige ihn!“ Und als David in seiner Not eines Tages von dem reichen Nabal ein kleines Liebesopfer erbitten ließ, da ließ ihm dieser sagen: „Wer ist der David? Und wer ist der Sohn Isais? Es werden jetzt der Knechte viel, die sich von ihrem Herrn reißen!“ (1.Sam. 25:10). In den Augen Nabals galt David als Revolutionär.

So musste die Seele Davids hinfort sehr einsam werden. Es schien, als ob er von allen losgelassen sei, ja scheinbar von Gott und Menschen verlassen wäre. Jonathan, dieser echte Freund und Bruder, hatte sich zwar in Liebe verabschiedet, aber sich doch hinfort von ihm zurückziehen müssen. Michal, die Tochter Sauls, die als Frau David wirklich liebte, musste von ihm verlassen werden. Und jene Stimmen, die einst mit so viel Begeisterung sangen: „Saul hat tausend geschlagen, jedoch David zehntausend!“, verstummten mehr und mehr.

Nur das Haus seines Vaters Isai ging zu David hinaus und teilte mit ihm seine Leiden. Und außerdem versammelten sich zu ihm noch allerlei Männer, die in Not und Schulden und betrübten Herzens waren. Und David war ihr Oberster. Diese um David versammelte Gemeinde Ausgestoßener umfasste etwa vierhundert Mann.

Aber kein Weg ist ohne Gefahr. Auch der einsame Weg der Fremdlinge nicht. Er kann gelegentlich der Seele zu einer schweren Versuchung werden. Er wurde es auch für David. Denn in solchen Zeiten der inneren Vereinsamung immer den Weg finden, den Gott einen führen will, ist weit schwerer als in normalen Zeiten. Man ist vielfach wie ein Tastender, man versucht hier und dort, ob nicht der Fuß einen Weg zum Gehen und die Hand eine Gelegenheit zum Dienen fände.

So verließ auch David eines Tages den Boden seines Volkes und suchte Raum für sich in dem Land der Philister. Als er sich nicht mehr sicher fühlte bei dem Priester Ahimelech, da machte er sich auf und floh zu Achis, dem Könige von Gath. Allein bald zeigte sich, wie wenig David sich auf diesem Boden als der bewähren konnte, der er wirklich war. Als man dem König mitteilte, dass es der David sei, von dem die Frauen Israels einst gesungen hatten: „Saul hat tausend geschlagen, David jedoch zehntausend!“, da fürchtete sich David und verstellte seine Gebärde und tobte unter ihren Händen wie ein Wahnsinniger. Da sprach der König Achis zu seinen Knechten: „Ihr seht, dass der Mann unsinnig ist, warum habt ihr ihn zu mir gebracht? Habe ich der Unsinnigen zu wenig, dass ihr diesen her brächtet, dass er neben mir raset? Sollte der in mein Haus kommen?“ (1.Sam. 21:11-16).

Nach damaliger Sitte bestand unter den Völkern des Ostens das Recht, dass Wahnsinnige unantastbar seien. Daher stellte sich wohl auch David in der Stunde der Not wie ein Unsinniger. Wenn nun Gott auch dies benutzte, um David aus seiner Bedrängnis frei zu machen, so zeigt die ganze Erfahrung doch, wie wenig David sich augenblicklich auf jenen Linien bewegte, auf welche ihn Gott als Träger neuen Lebens gestellt hatte. Dass David im Lande der Philister bei Achis Zuflucht suchte, hätte an sich kein Unrecht sein dürfen. Denn sehr oft sind die Heiligen Gottes so geführt worden, dass, als ihre Brüder keinen Raum für sie und ihren Dienst hatten, Gott ihnen Raum verschaffte auf dem Boden der Welt. Der Joseph, den die Brüder für wenig Silberlinge feil hielten, fand auf ägyptischem Boden königlichen Dienst.

Allein es ist ein gewaltiger Unterschied, ob der Weg zur Welt uns von Gott gegeben, oder von uns selber erwählt worden ist. Joseph blieb auch in Ägypten immer der, der er war: der fromme hebräische Jüngling, der alles mit seinem Gott durchlebte und durchlitt. David jedoch musste sich auf diesem Boden gleich als ein ganz anderer stellen, als er in seinem innersten Wesen war. Gleich zeigte sich, wie unsicher er geworden war, und wie unfähig er sich erwies, auf diesem Boden mit Gott zu rechnen. Denn welch ein Unterschied ist doch zwischen dem glaubenskühnen Auftreten Davids im Terebinthentale und seinem Betragen vor dem König Achis! Dort war er der Träger der Kraft Gottes, hier der Mensch, der in seiner Ratlosigkeit zu jedem Mittel griff, um sich aus seiner augenblicklichen Not zu befreien. David vermochte sich hier so wenig zu bewähren, wie auch Abraham einst, als er in der Stunde der Teuerung das von Gott ihm gegebene Erbe verließ und Hilfe auf dem Boden Ägyptens suchte.

Bewähren vermag der Glaube sich nur auf jenen Wegen, die Gott ihn führt. Daniel konnte in den engsten Hof- und Regierungskreis der Babylonier hineingezogen werden und bewährte sich überall in seiner Stellung als Knecht Gottes, während Lot sich unfähig erwies, in den Toren Sodoms zu wohnen. Im Terebinthental blieb durch das Auftreten Davids sowohl in der Seele Israels als auch der Feinde Davids das Bild der Kraft Gottes zurück, während David in dem König Achis zu Gath nur das Bild eines Unsinnigen zurückließ. So muss die Welt immer von dem Wesen der Gesalbten des Herrn ein ganz falsches Bild gewinnen, wenn diese sich auf ihrem Boden nicht als die bewähren, die sie wirklich sind: von Gott berufene Träger eines neuen Lebens und einer neuen Zukunft!

Nachdem David sich aus seiner Bedrängnis am Hofe Achis hatte herausziehen können, wandte er sich von dannen und entfloh zunächst in die Höhle Adullam (1.Sam. 22:1). Hier war es, wo sich das ganze Haus seines Vaters und jene Männer um ihn versammelten, die in Not und Schulden und betrübten Herzens waren. Unmöglich konnte David mit dieser ganzen Schar dauernd in der Höhle bleiben. Er ging daher nach Mizpa in das Moabiterland und sprach mit dem König daselbst: „Lass meinen Vater und meine Mutter bei euch aus- und eingehen, bis ich erfahre, was Jahve mit mir tun wird“. Und er ließ sie bei dem König Moab, und sie wohnten bei ihm, solange David auf der Bergfeste war.

Hier kam auch der entronnene Sohn des Priesters Ahimelechs aus Nob, Abjathar, zu ihm, der allein dem furchtbaren Blutbad entkommen war, welches Saul daselbst angerichtet hatte, weil man David auf seiner Flucht mit den Broten vom Schaubrottisch gedient und ihm das Schwert Goliaths gegeben hatte. Als David von dieser Schreckenstat hörte, und dass Saul die Priester des Herrn erwürgt hätte, da sprach er zu Abjathar, dem Sohn Ahimelechs: „Ich bin schuldig an all den Seelen deines Vaters Hause. Bleibe bei mir und fürchte dich nicht! Du sollst mit mir bewahrt werden.“ (1.Sam. 22:23).

Während David hier wie ein Fremdling in der Wüste des jüdischen Hochlandes, östlich von Hebron, der Wüste und dem Toten Meere zu herumstreifte, da geschah es, dass ihm eines Tages mitgeteilt wurde, dass die Philister die israelitische Grenzstadt Kehila belagerten und die Tennen der Stadt beraubten. David sah das als eine von Gott ihm gegebene Gelegenheit an, um seinem Volke wieder dienen zu können. Er fragte den Herrn, und nachdem er die Antwort erhalten hatte, dass er die Philister schlagen werde, zog er mit seinen Mannschaften aus, schlug die Philister und rettete Kehila (1.Sam. 22:1-14).

Offenbar glaubte David, dass ihm dieser sein Dienst wenigstens Raum in diesem fernen Grenzstädtchen machen würde. Allein er sah sich auch hierin getäuscht. Man hatte es Saul mitgeteilt, dass David nach Kehila gekommen sei. Bald darauf merkte David, dass Saul Böses vorhabe und gegen die Stadt hinaufzöge. Da fragte er den Herrn, ob die Leute von Kehila ihn herausgeben würden oder nicht. Und er erhielt vom Herrn die Antwort: „Sie werden dich herausgeben!“ Da sah sich David genötigt, abermals mit den Seinen die Flucht zu ergreifen. Und sie wandelten wie eine Herde ohne Hürde in Siph, der Wüste Judas, umher.

Jedoch nach dieser neuen Enttäuschung sandte Gott seinem Knechte auf einsamem Wege eine Stärkung. Als Jonathan erfuhr, dass David im Walde in der Wüste Siph sei, da machte er sich auf und ging zu David und stärkte seine Hand in Gott. Er sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht! Die Hand meines Vaters wird dich nicht finden, und du wirst König werden über Israel, so will ich der Nächste um dich sein. Auch weiß solches mein Vater wohl.“ Danach machten beide einen Bund miteinander vor dem Herrn.

So sorgte Gott dafür, dass dem Gesalbten auf seinem Kreuzeswege zur rechten Stunde die rechtzeitige Erquickung wurde. Das ist eine der köstlichsten Glaubenserfahrungen, die Träger neuen Lebens je und je in ihren schweren Kämpfen machen dürfen. Im entscheidenden Augenblick stärkte Gott sie, so dass ihr Glaube nicht versagte, sondern neue Kraft gewann, die gegenwärtigen Leiden zu tragen und das Verheißene zu erwarten.

Bald nachher erlebte David noch eine weitere Stärkung. Die Siphiter zogen nämlich hinauf zu Saul und teilten dem König mit, dass David sich bei ihnen an einem sichern Ort verborgen halte. Da sprach der König: „Gesegnet seid ihr dem Herrn, dass ihr euch meiner erbarmt habt“. Und nachdem man den Aufenthaltsort Davids genau ausgekundschaftet und dem König angegeben hatte, zog dieser mit seinen bewaffneten Männern aus, um David zu fangen. Und da David in die Wüste Maon eilte, um zu entgehen, da geschah, dass Saul mit seinen Mannschaften David fast umzingelte und man im Begriff stand, ihn zu ergreifen. Da griff Gott ein. Plötzlich erreichte Saul die Nachricht, dass die Philister in sein Land eingebrochen seien. Nun sah sich Saul genötigt, von einer weiteren Verfolgung Davids abzusehen und mit seinen Mannschaften den bedrohten Städten zu Hilfe zu kommen.

Das war Gottes Eingreifen. David musste darin ein Angeld sehen, dass sein Weg zum königlichen Dienst endlich doch im Lichte und mit der vollen Verheißung enden müsse, so dunkel und eng er zunächst auch noch war.

Als David sah, dass er auch unter den Siphitern nicht sicher war, zog er hinauf von dort und verbarg sich auf den Höhen von Engedi (1.Sam. 24:1-23). Hier erlebte er bald eine der schwersten Versuchungen in seinem Kampf wider Saul. Diese gibt uns tiefe Einblicke in das innere Geistesleben Davids und zeigt uns, in welch einer Gesinnung und mit welchen Waffen er als Gesalbter den Kampf beantwortete, den Saul wider ihn führte. Nachdem Saul erfahren hatte, dass David sich in der Wüste Engedi aufhielte, nahm er dreitausend junge Männer und zog hin, um David samt seinen Männern auf den Felsen des Engedi zu suchen. Da geschah es, dass Saul in eine Höhle trat, die am Weg lag, um in derselben auszuruhen und zu übernachten. Hinten in der Höhle war jedoch David mit seinen Mannschaften. Saul aber wusste es nicht.

Als die Männer Davids die Lage übersahen, sprachen sie zu ihm: „Siehe, das ist der Tag, davon Jahve dir gesagt hat: Siehe, ich will deinen Feind in deine Hände geben, dass du mit ihm tust, was dir gefällt.“ Und David stand auf und schnitt leise einen Zipfel von Sauls Rock. Danach aber schlug ihm sein Herz, dass er den Zipfel abgeschnitten hatte, und er sprach zu seinen Männern: „Fern sei es mir vor Jahve, meine Hand gegen einen Gesalbten Jahves auszustrecken“. Und David wies seine Männer von sich mit Worten und ließ sie sich nicht wider Saul auflehnen.

Das war für David eine schwere Versuchung. Es schien tatsächlich die Stunde gekommen zu sein, wo Gott ihm Raum für seinen Dienst verschaffen wolle. Und die Männer, von denen David umgeben war, sahen die Situation auch als eine von Gott gegebene Gelegenheit an. Und doch war es nicht der Weg, auf dem Gott Raum für den Dienst seines Knechtes schaffen wollte. Wäre David der Versuchung unterlegen, dann hätte er den Weg der eignen Kraft und der Selbsthilfe betreten. Auf diesem Wege hätte er wohl eine Revolution entfachen, aber nicht ein Volk als Geschenk aus der Hand Gottes empfangen können. Seine Hand hätte vorzeitig genommen, was später Gott ihm als ein Geschenk geben wollte. Gesalbte Gottes werden nie versuchen, über die Leiche ihres Bruders hinweg zu den Aufgaben zu gelangen, die in der Mitte ihres Volkes für sie liegen.

Als sich die Feindschaft Sauls je länger, desto stärker äußerte, da verlor David zuletzt den Mut und sprach in seinem Herzen: „Ich werde der Tage einen doch in die Hände Sauls fallen; es ist mir nichts besser, denn dass ich entrinne in der Philister Land“. So machte sich David mit all seinen Männern auf und ging zu Achis, dem König zu Gath (1.Sam. 27:1-6). Dieser gab David auf seine Bitte hin die kleine Stadt Ziklag und ließ ihn daselbst mit seinen beiden Frauen Ahinoam, der Israelitin, und Abigail, der Karmeliterin, und samt allen seinen Knechten wohnen.

Dies war das zweite Mal, dass David im Land der Philister Zuflucht suchte. Und er bewährte sich das zweite Mal noch weniger als das erste Mal. Zwar stellte er sich diesmal nicht als ein Irrsinniger, sondern er gab sich vor dem Philisterkönig einen ganz andern Schein, als er in Wirklichkeit war. Der Hebräer wurde scheinbar zum Philister, der gesalbte König Israels zum Knechte des Philisterkönigs Achis! Wenn nämlich David von Ziklag aus Streif- und Raubzüge machte und in die nächsten Nachbargebiete einfiel, besonders in die Gebiete der Gessuriter, Girsiter und Amalekiter, so erschlug er dabei alle Männer und Frauen, damit niemand ihn verraten könne. Innere Unwahrhaftigkeit bediente sich sehr oft der widerlichsten Mittel, um ihre Schande verdecken zu können. Sie kann hart genug sein, über Leichen hinweg sich selbst am Leben zu erhalten.

Wenn Achis dann zu David kam und ihn fragte, ob er „heute einen Einfall gemacht habe“, so belog er den Philisterkönig und antwortete: „Wir sind in das Mittagsland von Juda gefallen.“ So gab er sich vor dem Philisterkönig den Schein, als ob er sich mit seinen häufigen Streifzügen unter Israel stinkend mache. Das war nicht mehr der Charakter jenes Hirtenknaben, der im Vertrauen auf Gottes Kraft den Philister schlug. Eigene Wege verändern auch den Charakter von Gesalbten Gottes. Sie machen den Menschen unwahr und unsicher in seinen Handlungen. Wer den schmalen Weg des Glaubens und der Abhängigkeit von Gott zu verlassen wagt, steht in der Gefahr, den schlimmsten Irrungen und Unwahrhaftigkeiten zu verfallen.

David hatte den Blick nach oben verloren, daher blieb sein Blick an den Schwierigkeiten hängen, die sich auf seinem Wege und in seiner langen Wartezeit stellten. Man kann ihn einerseits verstehen, wie sehr sich seine Seele nach all den Kämpfen und Hetzereien mit Saul nach Ruhe gesehnt haben muss. Wohin er jedoch seine Blicke richtete, nirgends sah er einen Ausweg, nirgends konnte er das Ende dieses qualvollen Zustandes für sich und seine Leidensgefährten erblicken. So kam er auf den Gedanken, Ruhe auf dem Boden der Welt zu suchen, da auf dem Boden des Gottesvolkes ihm kein Wohnrecht gewährt wurde und seine Seele unter seinem Volke nicht aus den Konflikten herauskommen konnte.

Auf den Bergen Judas, von Saul geängstigt und gehetzt, hatte David keine andern Stützen und Garantien gehabt, als die allein, die sein Glaube in Gott sah. Sein Leben und seine Bewahrung waren von Fall zu Fall gebunden an das jeweilige Eingreifen Gottes. Und jeder Eingriff Gottes hatte sein Leben reicher im Erleben und in der Erkenntnis Gottes gemacht. Diese Quellen rauschten ihm nicht im Philisterlande. Hier handelte David und nicht Gott. Da er den Fels der Ewigkeiten verlassen hatte, musste er den morschen Stützen der Welt vertrauen. Und um die Welt und ihre Freundschaft zu gewinnen, musste er seinen wahren Glaubenscharakter verleugnen und zur Unwahrhaftigkeit und Ungerechtigkeit seine Zuflucht nehmen. So süß der Gedanke auch ist, sich durch einen eigenen Weg die so lang ersehnte Ruhe nach dem Streit zu verschaffen, die Frucht ist unsagbar bitter.

Sie war bitter auch für David. Zwar hatte es anfänglich den Anschein, als ob Davids Seele auf dem Boden der Philister wirklich zur Ruhe kommen würde. Er verstand es offenbar, sich beim König sehr beliebt zu machen. Ja, David ging in seiner Weltfreundschaft so weit, dass er sich sogar bereit erklärte, mit Achis zusammen gegen Israel zu streiten. Denn als sich die Philister wieder einmal aufmachten und ihre Heere zum Kampf wider Israel sammelten, da stellt sich auch David dem Philisterkönig zur Verfügung. Und dieser war bereit, David zum Hüter seines Hauptes für sein ganzes Leben lang zu machen. David hatte sich offenbar so zu geben verstanden, dass er das volle Vertrauen des Königs Achis besaß und dieser ihm den verantwortungsvollen Posten übertragen wollte. Da kamen aber dem David die Knechte des Philisterkönigs zu Hilfe. Sie protestierten dagegen, dass David in den Kampf mitzöge. Und obgleich der König Achis dem David bezeugte: „Du gefällst meinen Augen wie ein Bote Gottes“, so musste er ihn doch entlassen und nach Ziklag zurücksenden. So wurde David verhindert, die Schmach zu begehen, in Verbindung mit den Philistern das Volk zu bekämpfen, dem zu dienen er als Gesalbter Gottes berufen war.

So schmachvoll es für ihn auch war, dass er mit seinen Helden nach Ziklag umkehren musste, es blieb ihm kein andrer Ausweg. Jedoch er fand sein Ziklag nicht wieder. Denn in seiner Abwesenheit waren die Amalekiter in den Süden und in Ziklag eingefallen, hatten es geschlagen und mit Feuer verbrannt, und die Frauen und alle, die darin waren, hatten sie gefangen weggeführt, vom Kleinsten bis zum Größten.

So brach Gott ab, was David sich selbst auf fremdem Boden erbaut hatte. Unser Gott hat Diener genug, die schonungslos jene Ruhestätten vernichten können, die wir uns selbst auf dem Boden der Welt gesucht haben. Wer sich nicht freiwillig von dem selbst erwählten Ziklag in dem Lande der Philister zu lösen vermag, den wird er eines Tages durch das Gericht lösen. Wer glaubte, dauernd in Ziklag wohnen zu dürfen, wird eines Tages weinend vor den Ruinen seiner Hoffnungs- und Ruhestätte stehen. Denn nie konnte Ziklag die Heimstätte des Gesalbten Gottes werden. Trägt Gott es auch in seiner Geduld, dass es für sechzehn Monate die Zufluchtsstätte seines Knechtes war, es muss eines Tages unbedingt zurücktreten. Sein Bestand war durch ein unverantwortliches Opfer erkauft worden: nämlich durch die Verleugnung des wahren Charakters des Gesalbten Gottes.

Sechzehn Monate hatte David Ziklag besessen. Nun stand er vor den Ruinen seiner Zufluchtsstätte. Seine Frauen mit all seinem Hab und Gut waren zum Raub seines Feindes geworden. Und fast das Schwerste war, dass in dieser Stunde der äußersten Not auch seine getreuesten Freunde zu ihm das Vertrauen verloren und ihn zu steinigen drohten.

So entzog Gott dem David Stütze um Stütze und ließ ihn die volle Frucht jener Bitterkeit schmecken, die er sich durch sein eigenes Tun großgezogen hatte. Denn auch David konnte erst auf Grund seines Falls erlöst werden. Erst als er erkannte, wohin ihn sein eigenes Handeln geführt hatte, war er bereit, hinfort Gott wieder handeln zu lassen. Und Gott wachte über seinem Knecht, der im Feuerofen der Gerichte saß. Das Feuer durfte wohl Davids morsche Stützen fressen, aber nicht ihn selbst verzehren. Menschlich gesprochen hätte David innerlich zusammenbrechen und verzweifeln müssen. Und hätte er nicht zurück zu Gott und dessen Hilfsquellen gefunden, er wäre auch untergegangen wie einige Tage später Saul auf den Höhen Gilboas.

Aber gerade in jener schweren Situation, wo David eine der dunkelsten Stunden seines Lebens durchlebte, lesen wir von ihm das schöne Wort: Aber David stärkte sich in Jahve, seinem Gott.“ Darin lag seine Rettung. Er fand zur Quelle zurück, aus der allein ihm Leben und Zukunft werden konnte. Hinfort durfte er erfahren, dass es auch eine wiederherstellende Gnade gibt: eine Gnade, die Vergangenes vergeben und Neues zu schaffen vermag. Als David sich erst in allen seinen Mitteln ausgegeben hatte, da war Gott noch nicht am Ende. Gottes Mittel reichten aus, Davids Seele auf jenem Boden zur Ruhe zu bringen, auf dem er als der Gesalbte Gottes seinen Dienst für die Zukunft finden sollte.

Diese Stunde schlug, als Saul auf den Höhen Gilboas in der Schlacht mit den Philistern sein tragisches Ende fand. Gott machte nicht früher Raum in Israel, bis Saul endgültig für sein Gericht und David für seinen königlichen Dienst als Gesalbter des Herrn auf dem Throne Israels herangereift war. So sehr Saul und auch David, ein jeder in seiner Art versucht hatten, ihr Leben und ihre Zeit zu gestalten, Geschichte in Israel machte Gott allein, da nur er in seiner Souveränität königliche Vollmacht hatte, seinem erwählten Volk eine neue Auferstehung und Zukunft zu geben.