Perlen

Nicht Goldgeschmeide, nicht Gestein,

Nicht Samt und Seide dein Schmuck soll sein;

Nein, bessre Habe sei dir vertraut

Als Hochzeitsgabe, du holde Braut.

Wohl eine Perle von reinstem Glanz

Erstrahle lieblich an deinem Kranz;

Ein Kleinod, das gern verborgen glüht,

Und dennoch leuchtend das Haus durchzieht.

 

Weißt du, wie diese Perle heißt?

Es ist: Ein sanfter, stiller Geist;

Ein Geist, den Gottes Wort regiert,

Den Liebe treibt und Demut ziert.

Es ist der reine, bräutliche Sinn,

Der stetig blickt auf den Heiland hin;

Es ist der Friede, den Jesus schenkt

Der Seele, die sich in ihm versenkt.

 

Es ist die milde Barmherzigkeit,

Die stets zu helfen sich macht bereit;

Es ist die Träne um fremde Not,

Die bittend dringet zum lieben Gott.

Es ist ein zarter, lieblicher Duft,

Es ist ein Wehen der Himmelsluft;

Es ist ein Herze, da früh und spät

Nur Jesus aus und eine geht.

 

Wo mag diese Perle zu finden sein?

O geh ins stille Kämmerlein,

Da setz dich dürstend zu Jesu Füß

Und seiner Stimme dein Ohr erschließ.

Lass auf dich strömen den Himmelstau,

Bleib still, wie das Blümlein auf der Au;

Und jeder Tropfen, dir unbewusst,

Er wird zur Perle in deiner Brust.

 

O steig hinab in den Meeresgrund

Der Liebe Gottes, zu jeder Stund;

Da liegen die Perlen, die sammle dir

Und bind sie ins Herze für und für.

Ach, Schönheit und Jugend bald vergehn,

Doch diese Perle bleibt ewig schön;

Ja, schöner und schöner wird ihr Strahl,

Bis einst sie leuchtet im Himmelssaal!