Einleitung: Das Land Kanaan

Die Geschichte des Volkes Israel von seiner Knechtschaft in Ägypten bis zur Eroberung Kanaans ist ein Bild der Erfahrungen eines Menschen von seiner Knechtschaft in der Sünde bis zu seiner völligen Heiligung.

Als Schriftgrund dafür dient Gal. 3:6-29. Paulus, der große Heidenapostel, führt hier einen Teil des Bundes mit Abraham an, den er auf die Christen aus den Heiden anwendet, an denen sich der Bund durch das Kommen des verheißenen Geistes als der „Segen Abrahams“ vollständig erfüllt (Vers 14). In diesem Kapitel wird auch klar gesagt, dass das Heil in Christus uns zu „Abrahams Samen“ und daher „nach der Verheißung zu Erben“ macht. Somit findet die dem Abraham gegebene Verheißung im neuen Testament ihre vollständige Erfüllung.

In Röm. 4 gräbt Paulus wiederum tief in den Verheißungen, die Gott Abraham gab, und bringt daraus eine köstliche Lehre hervor. Hier sehen wir, dass die Verheißungen Gottes an Abraham sowohl eine geistliche als auch eine irdische Bedeutung haben; dass sowohl ein geistlicher als auch ein buchstäblicher Same kommen sollte; und dass der „Glaube“ ebenso mächtig ist wie die natürliche Geburt, wenn es gilt, Menschen zu Kindern Abrahams zu machen. In diesen Versen wird Abraham auch zum „Vater unser aller“, sogar der Heiden, gemacht, was gewiss nicht anders als im geistlichen Sinn wahr sein könnte.

Dasselbe Thema wird in Hebr. 4 nochmals behandelt. Hier wird das Bild der „Ruhe“ gebraucht. Die Ansiedlung der Israeliten in Kanaan war der Anfang ihrer Ruhe. In Vers 6, wo davon die Rede ist, dass einige wegen ihres Unglaubens nicht zur Ruhe kamen, wird auf das Misslingen bei Kades-Barnea angedeutet. Damals brachten zehn der Kundschafter einen so entmutigenden Bericht, dass das ganze Volk weinte und nicht einziehen wollte. Vierzig Jahre lang zogen diese Rebellen in der Wüste umher, bis alle, außer zwei gläubigen Kundschaftern Kaleb und Josua, gestorben waren.

In den Ereignissen der Reise der Israeliten aus Ägypten nach Kanaan und den grundlegenden Erfahrungen des Christen ist eine wunderbare Übereinstimmung vorhanden. Beachte diese Parallelen, die zu sehr übereinstimmen, als dass sie von dem großen Urheber der Erlösung nicht als Bild und Gegenbild geplant sein könnten:

1. Abraham waren zwei Dinge verheißen: erstens, sein Same sollte das Land Kanaan besitzen; zweitens, in ihm sollten alle Geschlechter der Erde gesegnet werden (1.Mos. 12:1-3).

2. Abraham war der Vater sowie des buchstäblichen als auch des geistlichen Samens; der erste erbte das buchstäbliche Kanaan und der zweite – das geistliche (Röm. 4; Gal. 4).

3. Beiden, sowie den Israeliten als auch den wahren Christen war eine Ruhe verheißen (Hebr. 4).

4. Israel befand sich in der Knechtschaft Pharaos und seiner Aufseher in Ägypten – und die Sünder befinden sich in der Knechtschaft des Teufels und der Sünde.

5. Durch eine wunderbare Befreiung am Roten Meer entrann Israel der ägyptischen Knechtschaft – und die Sünder werden durch das wunderbare Werk der Wiedergeburt erlöst.

6. Durch ein anderes Wunder der Kraft Gottes ging Israel über den Jordans und betrat Kanaan – und durch ein zweites Werk der Gnade werden die Gläubigen durch den Heiligen Geist und das Blut Christi völlig geheiligt.

7. Weil die Israeliten sich weigerten zu glauben und zu gehorchen, zogen sie vierzig Jahre in der Wüste umher – genauso, wie Christen abirren, lau werden und oft abfallen, wenn sie ihr Vorrecht, im Herzen gereinigt zu werden, sehen und ablehnen, in diesem Licht zu wandeln.

8. Nachdem die Israeliten Kanaan betreten hatten, mussten sie ihren Besitz erkämpfen – und so haben auch wir im Stand der Heiligkeit für unsern geistlichen Besitz zu kämpfen.

9. Das buchstäbliche Kanaan war ein reiches Land, „wo Milch und Honig floss“ und die Israeliten das Korn und den Wein des Landes genasen. Ebenso ist das geistliche Kanaan der beste Ort der Gnade, den es auf Erden gibt; in der Tat, es ist des Himmels Vorgarten, wo die Heiligen liebliche Gemeinschaft mit Gott und Christus haben und für den großen Krönungstag bereit sind.

In den folgenden Kapiteln dieses Büchleins werden wir das Thema der Heiligung sinnbildlich behandeln, indem wir uns der Symbole bedienen, die die christliche Erfahrung wiedergeben. Die Kämpfe der Seele gegen ihre Feinde sind wirkliche Kämpfe, die an manch einem Christen ihre Narben und Spuren zurücklassen. Aus den Erfahrungen anderer wird der Leser vielleicht für sich einen Nutzen ziehen können und befähigt werden, wirksamer zu kämpfen und nicht nur Luftstreiche zu machen. Es gibt geistliche Mächte unter dem Himmel, die uns zum Kampf herausfordern; und wohl dem, der die Rüstung, den Mut und die Geschicklichkeit besitzt, den Sieg zu gewinnen.