Vermögensbesitzer? Nein, Haushalter Gottes!

Christus hat uns erlöst und erkauft mit seinem Blut. Nun sind wir mit allem, was wir sind und haben, sein rechtmäßiges Eigentum. Wir haben uns als seine Verwalter über unsere Besitztümer anzusehen. Das muss uns klar sein, wir sind nur Verwalter, nicht Besitzer des uns anvertrauten Gutes. Auf dem Sterbebett sollen wir uns nicht Vorwürfe machen müssen, dass wir unseren irdischen Besitz nicht recht verwaltet haben.

Im Gasteiner Tal hat ein Bauer an den Giebel seines Hauses den Spruch geschrieben:

„Dies Haus ist mein und doch nicht mein.

Beim Zweiten wird es auch so sein,

Dem Dritten wird es übergeben,

Und der wird auch nicht ewig leben.

Der vierte zieht hinein und aus;

Nun sag, mein Freund,

Wem gehört das Haus?“

Du bist nur ein Haushalter. Nur was du auf der himmlischen Wechselbank fest anlegst, darfst du wahrhaft dein Eigen nennen.

Spurgeon schreibt in seinem anschaulichen Büchlein „Hans Pflügers Bilder“: „Die Leute wollen es nicht glauben, und doch ist es so gewiss wie das Evangelium, dass Geben zum Wohlstand führt. John Bunyan sagte, dass er einen alten Spruch als Rückhalt hatte: ‚Gott gibt die besten Zinsen‘. Die himmlische Bank kennt keine Inflation oder Entwertung. Ich habe vermögende Männer Kupfer geben sehen und sie waren in allen Dingen ‚kupferig‘. Sie hatten ein ‚Blechtopfgeschäft‘, lebten wie Bettler und starben wie Hunde. Ich habe andere gesehen, die für die Armen und für die Gottessache schaufelweise gaben, um sie haben es wagenweise zurückerhalten. Sie waren gute Haushalter. Wer Gott sein Herz gibt, wird ihm nicht sein Geld versagen. Es ist die beste Sparkasse. Sie hat ihre Annahmestelle in jeder Reichsgottesarbeit.“

„Unser Leben ist nur so viel wert, als wir es opfernd in Gottes Dienst stellen in seinem Reiche und an unserem Nächsten“ (Fr. Schlegelmilch).

„Es war ein Mann, den hielt man für verrückt; je mehr er gab, je mehr der Herr ihm schickt.“

Die ersten Christen besaßen ihr Eigentum, als besäßen sie es nicht (1.Kor. 7,30). Sie sahen ihr Hab und Gut als Leihgabe an und betrachteten sich als Haushalter. Wenn wahre Christen wieder diese Einstellung bekommen, dass sie ihre zeitlichen Güter nur als Haushalter besitzen und bereit sind, sie jederzeit aufzugeben, wenn die Bedürfnisse des Reiches Gottes es erfordern, so würde die Gemeinde des Herrn auch die Mittel haben, die sie benötigt, um nach Jesu Befehl das Evangelium aller Kreatur zu verkündigen und die Welt zu erobern.

Man sagt, dass der Kulturstand eines Volkes an seinem Seifenkonsum bemessen werden kann. Wollte man den Stand des Volkes Gottes nach dem Geben beurteilen, welch ein Tiefstand träte zu Tage! Die Stellung des Christen zum irdischen Besitz ist auch ein Gradmesser für sein inneres Leben. Wenn wir in diesem Heft über die Stellung des Christen zum Geld schreiben, dann handelt es sich in erster Linie nicht darum, die allgemeine Geldnot im Reiche Gottes überwinden zu helfen, sondern um eine grundlegende Frage des geistlichen Lebens. Denn wo auch im geistlichen Gewand die Giftwurzel des Geizes gedeiht, da kann das Leben aus Gott nicht zur Entfaltung kommen. Der Geist Gottes kann nicht wirken, wo der Christ eine falsche, unklare Stellung zum irdischen Besitz einnimmt, wo man gebunden bleibt und unter der Macht des versteckten Geizes steht.

G. F. Nagel schreibt: „Ich hörte von einem Beschluss eines Gemeinschaftsvorstandes, in dem beschlussmäßig festgestellt war, dass die Geldfrage im Gemeinschaftsleben von nun an nicht mehr behandelt werden dürfe. Es ist um einen solchen Beschluss ein erschreckend Ding. Gehen Wort und Geist da mit, wo man beschlussmäßig feststellt: Es soll von dieser Sache von jetzt an mit keinem Wort mehr die Rede sein? Nein, der Geist Gottes redet weiter darüber. Er will hier zu entscheidenden Ergebnissen gelangen in der Macht der Liebe Jesu. Wo der Geist Gottes den Kampfplatz betritt, da werden verborgene Banden der Geld- und Ehrenliebe ins Licht gestellt. Es gibt Gemeinschaften, die festsitzen in einer Eiskruste von Geiz, Weltsinn und Eigenliebe. Der Geist Gottes besteht hier auf Lösungen! Dieser Geist will die Liebe und Opferwilligkeit Jesu zur Herrschaft bringen. Er kommt nicht mit dem Mittel des Gesetzes. Er unterstützt auch nicht in jedem Fall mühselige und quälende Kollektenreden. Durch die Macht der Liebe Jesu soll der Triumph über verborgene Geldliebe errungen werden. In diesem Sinne kann das bekannte Wort gelten: ‚Wo Geist ist, da ist auch Geld‘. Wie klar zeigt das alles die geisterfüllte Gemeinde zu Pfingsten.“

„Aber nicht das ist das erste Interesse, dass Geld da ist, – es gehört ja ohnedies Silber und Gold Gott, – sondern es handelt sich darum, dass geistliches Leben da sei, dass Menschen, die durch Christi Blut erkauft sind, seinem Bild gleichgestaltet werden. Diese höchsten Ziele Gottes stehen auf dem Spiel. Diese Ziele können nicht erreicht werden ohne Befreiung von Banden der Selbstsucht, der Welt- und Geldliebe. Aber solche Befreiung bedeutet nicht Beraubung, vor der man knechtisch zu erzittern hätte. Nein, sie bedeutet Bereicherung und Stärkung des inwendigen Menschen. Die schrecklichsten Sündenausbrüche, von denen die Bibel berichtet, hängen zusammen mit einer Wurzel alles Übels, mit unüberwundener Geldliebe. Und herrliche Siege der Liebes- und Opfermacht Jesu werden uns andererseits vorgestellt.“

Wer sich so hat innerlich lösen lassen von seiner Geldliebe, fragt nicht: „Wie viel muss ich geben?“ Diese Frage ist schon falsch gestellt. Aus Dankbarkeit und Liebe für den Herrn darfst du seine Sache unterstützen. Georg Müller sagt: „Ich habe für meine Person mir nichts Geringeres als dies eine vorgesetzt: Mit allem, was ich habe, ständig vor Gott zu stehen als sein Verwalter und zu sagen: ‚Herr, alles, was ich habe, ist dein. Gebrauche es, wie es dir gefällt!‘ Gott hat mir Gnade gegeben, 44 Jahre lang nach diesem Grundsatz zu handeln; und ich bin nicht imstande, das unaussprechliche Glück und den Segen zu schildern, die als Folge dieses Handelns mir zuteil wurden.“