Licht im Dunkel, Friede im Streit

Als wir in einem Dorf hinter der Front in Ruhe lagen , wurden eines Tages ein Vizefeldwebel, sowie mehrere Unteroffiziere und Gefreite nach einer Garnison zur Rekrutenausbildung abkommandiert. Traurig schaute ich ihnen nach, als sie abzogen, und konnte es nicht verstehen, warum ich nicht auch diesen Vorzug genießen durfte, da ich doch immer wieder Gott um Ablösung aus dem Waffendienst bat. Einer dieser Gefreiten war als besonders gottlos bekannt und ich seufzte in meinem Herzen: „Herr, warum hat dieser Mann, der dich nicht liebt, solchen Vorzug?“

Nach etwa acht Tagen kam mein Kompaniefeldwebel mit einem Schreiben zu mir und fragte, ob ich Lust hätte, Rekruten auszubilden. „O ja!“, antwortete ich. „Dann mache dich bis heute Abend bereit, du musst einen Gefreiten ablösen, der nicht mehr Lust hat, dort zu bleiben und der zur Front zurück will.“ Als ich in die Garnison kam, war es gerade der vorerwähnte Gefreite, den ich persönlich kannte. Auf meine Frage, warum er fort wolle, antwortete er mir: „Ach, es gefällt mir hier nicht.“ So durfte ich diesen Posten antreten. Ich wusste vor Freude nicht, was ich sagen sollte, lobte und pries Gott, der unseres Herzens Gedanken von ferne kennt und unsere leisesten Wünsche erhört.

Welch eine Erquickung war es für mich, nach monatelangem Frontdienst wieder menschlich leben, schlafen und essen zu dürfen! Dieses kann nur der verstehen, der es selbst erlebt hat. Eine besondere Freude wurde mir hier zuteil, denn weil diese Garnison in der Nähe meiner Heimat war, durfte ich für einen Tag dort hinfahren. Unsere Wohnung stand aber auf neutralem Boden und daher durfte ich meine Lieben nur an der Grenze begrüßen. Wie groß war die Freude des Wiedersehens nach monatelanger Trennung! Freunde und Bekannte kamen, um mich zu sehen. Doch wie sehr musste ich mich verändert haben, dass das kleinste meiner Kinder mich nicht mehr erkannte! Nur zu rasch verliefen die kurzen Stunden der Freude und um so schwerer war wieder das Scheiden. Der Dienst in der Garnison war streng und hart, und doch erschien mir alles wie ein Kinderspiel gegenüber den Schrecken und Strapazen der Front. Manch schöne, von Gott gesegnete Stunde erlebte ich in dieser Zeit. Meine Rekruten liebten mich und manchem durfte ich eine Hilfe und Ermutigung sein. Nach sechswöchiger Ausbildung mussten wir wieder ins Feld und die Rekruten sollten die Feuerprobe bestehen. Wir hatten den Auftrag, die feindliche Stellung zu erstürmen und uns bei Gegenangriffen zu behaupten.