Im Hause des Herrn

„Und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar“ (Ps. 23:6).

Das ist ein Wort, das sowohl von Diesseits als auch von Jenseits handelt. Manche meinen, es beziehe sich nur auf das Jenseits, auf das selige Daheim sein beim Herrn. Aber es handelt sich auch ums Bleiben im Hause des Herrn in dieser Zeit. Was heißt denn das? Ist denn das möglich, in Gemeinschaft mit Gott zu bleiben hier im Leben? Ist es denn möglich, im Heiligtum der Gegenwart Gottes zu sein und zu bleiben? Manche bestreiten ein seliges Leben mit Gott im ungestörten und ungetrübten Frieden führen zu können. Wie sollen wir das anfangen, mit Gott in bleibender Gemeinschaft zu stehen?

Der Prophet Jesaja hat schon diese Frage aufgeworfen. Er sagt: „Wer ist unter uns, der bei einem verzehrenden Feuer wohnen möge? Wer ist unter uns, der bei der ewigen Glut wohne?“ (Jes. 33:14). Es ist klar, wer mit dem „verzehrenden Feuer“ gemeint ist, – „unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (5.Mose 4:24; 9:3; Hebr. 12:29). Wer kann nun bei dem verzehrenden Feuer des heiligen Gottes wohnen, dass heißt, nicht nur eine kurze Stunde, sondern immerdar bei Ihm bleiben, in seiner Nähe und Gemeinschaft leben? Der Prophet antwortet darauf: „Wer in Gerechtigkeit wandelt und redet, was recht ist; wer Unrecht hasst samt dem Geiz und seine Hände abzieht, dass er nicht Geschenke nehme; wer seine Ohren zustopft, dass er nicht Blutschulden höre, und seine Augen zuhält, dass er nicht Arges sehe.“

„In Gerechtigkeit wandeln“ – was gehört dazu? – Die Füße. „Wer redet, was recht ist“ – womit tut man das? – Mit der Zunge. „Wer Unrecht hasst“ – das geschieht mit dem Herzen; „... samt dem Geiz“ – das gilt dem Geld in der Tasche. Und dann kommen die Hände, die Ohren und die Augen dran. Also, wer in Gemeinschaft mit Gott bleiben will, was muss der Ihm übergeben? – Seine Füße, seine Zunge, sein Herz, sein Geld, seine Hände, seine Ohren, seine Augen, mit einem Worte – alles. Es gibt gar keine bleibende, wirkliche Gemeinschaft mit Gott ohne die völlige Hingabe des eigenen Lebens. Solange du an deinem Eigenleben festhältst; solange du deine eigene Wege gehst; solange du redest, was dir beliebt; solange du noch die Sünde lieb hast und mit deinem Geld noch machst, was du willst; solange deine Hände und Ohren und Augen, solange du noch nicht mit allem, was du hast und bist, dem Herrn übergeben und ausgeliefert bist, solange gibt’s kein Bleiben im Hause des Herrn. Aber gibst du dich Ihm hin, dass Er Verfügungsrecht über dich bekommt, dann gibt es ein seliges Bleiben in seiner Gemeinschaft. Dann kannst du mit dem Dichter sagen:

„Durch Jesu Kreuz geschieden

Von meinem eignen Sinn,

Zieh ich in tiefem Frieden

Durchs Leben froh dahin“.

Und wenn du hier schon angefangen hast, zu bleiben im Hause des Herrn, wie wird es erst sein, wenn du aus dem Lande des Glaubens in das Reich des Schauens gelangt bist! Da wird auch keine Sündenmöglichkeit mehr sein. Hier gibt’s Versuchungen, und es wird immer Versuchungen geben; aber dann hören die Versuchungen auf. Über die Mauern des himmlischen Jerusalems steigt kein Feind, der unseren Frieden antasten, stören kann. Geborgen auf ewig, in Sicherheit, daheim – im Hause des Herrn ewiglich!

„Wie wird’s sein, wie wird’s sein,

Wenn wir ziehn in Salem ein,

In die Stadt der goldnen Gassen?

Herr, mein Gott, ich kann’s nicht fassen,

Was das wird für Wonne sein!“

„Im Hause des Herrn immerdar!“ Ihn schauen von Angesicht zu Angesicht, Ihm gleich sein! Oh, da hört unser Verstehen und Begreifen auf. Da kann man nur anbeten. Das ist unser Ziel – Herrlichkeit ist unser Ziel.

Aber wenn du bleiben willst im Hause des Herrn immerdar in Ewigkeit, liebes Herz, dann musst du einen Anfang damit gemacht haben in dieser Zeit. Dann muss dein Verhältnis zum Herrn das vertrauliche, persönliche Verhältnis gewesen sein, wie es David im 23. Psalm ausspricht. Wenn David in so einem vertrauten Verhältnis zu Gott stehen konnte, der doch ein Mann des Alten Bundes war, wie viel leichter sollte es uns sein, die wir Kinder des Neuen Bundes sind, die wir das Leben Jesu vor uns haben, wie ein aufgeschlagenes Buch, von der Krippe bis zum Grab! Darum, wenn du den 23. Psalm erfahren willst, wenn du diese köstliche Worte unterschreiben willst als den Ausdruck deiner Empfindungen, dann gib dich ihm so hin, wie David sich Ihm hingab, dann vertraue dich Ihm völlig und ganz an mit Leib und Seele, für Gegenwart und Zukunft, für Freud und Leid, für Leben und Sterben, für Zeit und Ewigkeit. Und auch dein Bekenntnis wird lauten in guten wie in bösen Tagen:

„Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.

Er weidet mich auf einer grünen Aue

und führet mich zum frischen Wasser.

Er erquicket meine Seele;

Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.

Und ob ich schon wanderte im finstren Tal,

fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir,

Dein Stecken und Stab trösten mich.

Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.

Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.

Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,

und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“

Halleluja!