„Herr, lass mich einen Schmerz tragen“

Es war im Jahre 1896, als unser Werk sich noch in Grand Junction befand. Ein alter Mann, der auf der entgegengesetzten Seite des Dorfes wohnte, ließ mich zu sich rufen, um für ihn zu beten. Das Haar des Mannes war weiß vom Alter, aber sein Glaube war stark. Schon lange Jahre war der Herr der Arzt auch seines Leibes. Als ich dann vor ihm stand, sah ich sogleich, dass er von einer schweren Wassersucht befallen war. Arme und Beine waren so unförmig, dass er weder Rock noch Schuhe anziehen konnte. Dabei plagten ihn große Schmerzen, die ihn aber gleich nach dem Gebet verließen.

Laut begann er den Herrn zu preisen und sagte: „Ich bin geheilt, bringt meine Schuhe herbei“. Man brachte ihm seine Schuhe, doch nur seine Zehe er konnte hineinzwingen. Nach einigen Minuten bat er wieder, ihm seine Schuhe zu bringen, und erklärte uns, dass seine Füße mehr und mehr ihre normale Form annähmen. In der Tat gelang es ihm nach kurzer Zeit, die Schuhe anzuziehen. Dann stand er auf, ging im Zimmer auf und ab und dankte seinem Gott.

Jetzt bat er um seinen Rock. Doch die Hände waren so angeschwollen, dass er sie nicht durch die Ärmel zwängen konnte. Er steckte die Hände in die Ärmelansätze, setzte sich und wartete die Besserung seines Zustandes ab. Bald konnte er seine Arme tiefer und tiefer in die Rockärmel stecken. Schnell nahmen jetzt auch seine übrigen Glieder die normale Form an. Als ich ihn verließ, stand er auf und ging mit Preis und Dank auf den Lippen hinüber in das Haus seiner Tochter, die neben ihm wohnte, um ihr von diesem Wunder zu berichten.

Nun war dieser alte Mann schon ein wenig kindisch und auf seinem Heimweg sagte er: „Herr, du bist zu mir zu gut gewesen, du hast für mich zu viel getan, du hast alle meine Schmerzen getragen. Ich wäre wohl willig, einen einzigen von den vielen Schmerzen, die du alle auf dich nahmst, zu tragen.“

Noch ehe er in seine Behausung zurückkehrte, plagte ihn ein Schmerz, der durch alle Teile seines Körpers ging und immer mehr zunahm. Nachdem eine schlimme Nacht herum war, sandte er am nächsten Morgen wiederum nach mir. Nachdem er mir alles erzählt hatte, fragte ich ihn, ob er seine Schmerzen wohl wieder zurückbeten wolle, wenn ich den Herrn um Beseitigung derselben anrufen würde. „Nein“, entgegnete er, „ich habe meine Lektion gelernt.“ Er sagte weiterhin, dass es der Teufel sei, der aus seiner Schwäche und seiner unweisen Bitte einen Vorteil gezogen hatte.