Das 20. Kapitel der Offenbarung  und das Tausendjährige Reich

Kurze Zeit nachdem ich in den Dienst des Herrn getreten war, sollten in Clam Lake im nördlichen Michigan besondere Gottesdienste unter freiem Himmel abgehalten werden. Der dortige Prediger und die Gemeinde hatten viel Arbeit und Mühe mit einem Mann, der mit großem Eifer die Lehre des Tausendjährigen Reichs vertrat. Zur Begründung seiner Ansichten diente ihm das 20. Kapitel der Offenbarung. Damit nun dieser Mann in den kommenden Gottesdiensten keinen Schaden anrichtete, bat der dortige junge Prediger die Brüder Palmer und Grover, zwei besonders fähige Diener des Herrn, zu den Gottediensten zu erscheinen, um dort das wahre Licht verbreiten zu helfen. Einige Tage vor der festgesetzten Zeit wurden die beiden Brüder jedoch verhindert zu kommen und baten mich, die dortigen Gottesdienste zu übernehmen.

Bei meiner Ankunft erklärte mir der Prediger der Gemeinde, dass ich über den obengenannten Gegenstand predigen müsste. Ich entgegnete ihm, dass ich noch nie darüber gesprochen hatte und dafür völlig unvorbereitet sei. Er sagte dann, dass dies doch der Hauptgrund meiner Anwesenheit sei, und dass die ganze Gemeinde erwarte, Aufklärung über diesen Punkt zu erhalten. Mittwoch, Donnerstag und Freitag hielt ich nun Versammlungen, ohne auf das erbetene Thema einzugehen. Trotz vorheriger Mahnung predigte ich auch Sonnabend über einen anderen Gegenstand. Aber am Schluss des Morgengottesdienstes sagte der Gemeindeprediger: „Heute nachmittag müssen wir unbedingt eine Predigt über Offenbarung, Kapitel 20 hören.“

Ich nahm nun meine Bibel, ging allein in den Wald und verbrachte eine Zeitlang im Gebet. Die Lehre vom Tausendjährigen Reich wurde in jenen Tagen noch nicht so mit Nachdruck verbreitet und ich wusste gar nicht so recht, was ich mit diesem Wort anfangen sollte, denn in der Bibel fand ich es nicht. Ich war ganz ratlos. Trotz eifrigstem Suchen fand ich überhaupt keinen Anhaltspunkt, der vielleicht Licht auf die Dinge geworfen hätte. Wieder betete ich und schlug dann das 20. Kapitel der Offenbarung auf. Aber noch immer blieb es mir verschlossen.

Nachdem ich die Anmerkungen nachgeschlagen hatte, die sich auf die fraglichen Verse bezogen, schrieb ich zwölf dieser Anmerkungen nieder. Dann schaute ich die Schriftstellen an, die in den Anmerkungen angegeben wurden, und las sie immer wieder durch, ohne Licht und Verständnis zu bekommen.

Es war nun Zeit, den Nachmittagsgottesdienst zu beginnen. Noch hatte ich keine Klarheit. Aber da ich die Verantwortung fühlte, die auf mir ruhte, bat ich den Herrn um Weisheit und um eine Botschaft, ehe ich das Rednerpult besteigen musste.

Das Lied war verklungen und ich erhob mich, um zu sprechen. Außer den zwölf Anmerkungen besaß ich keine Notiz oder einen Predigtaufbau. Noch einmal rief ich den Herrn um Hilfe an. Als ich meine Bibel öffnete, las ich den in Frage kommenden Teil aus der Offenbarung, verstand ihn jedoch genau so wenig wie vorher. Nun las ich die Anmerkungen vor, sprach einiges darüber, konnte aber, so sehr ich mich anstrengte, weder eine Beziehung zum Tausendjährigen Reich finden noch eine Erklärung oder Auslegung des Geheimnisses des 20. Kapitels der Offenbarung.

Nach 45 Minuten größter Anstrengung setzte ich mich dann mit dem Gefühl, kein Licht über jene Frage geworfen zu haben. Kaum war die Versammlung beendet, da strömten die Hörer auch schon zu mir. Und, o Wunder, alle bedankten sich für das Licht, das sie durch diese Botschaft empfangen hätten. Jemand sagte: „Dieses Kapitel der Offenbarung verstand ich vorher nie.“ Andere sagten: „Das war die beste Beweisführung gegen das Tausendjährige Reich, die wir je hörten.“ „Es war bestimmt eine klare und einfache Darstellung des 20. Kapitels der Offenbarung.“ „Von nun an werden wir keine Schwierigkeiten mehr mit dem Mann haben, der jene Lehre verbreitet. Seine Argumente und Lehren sind durch das Licht des Wortes Gottes zu nichts zerfallen.“ „Diese Predigt über die Offenbarung war wirklich gut.“ „Ich brauche keine Belehrung mehr über das Tausendjährige Reich. Die Botschaft war zu klar, um auch nur noch die kleinsten Anhaltspunkte für jene Lehre in der Bibel zu lesen.“

Einer nach dem anderen gab auf diese und ähnliche Weise seine Gefühle kund. Ich war erstaunt und weiß bis heute noch nicht, welche von meinen Worten imstande waren, solch ein Licht über diese Dinge zu verbreiten. Aber eins weiß ich, nämlich dass es leicht ist, die Lehre vom Tausendjährigen Reich mit den Worten und Lehren des Herrn Jesus und der Apostel zu widerlegen, ohne die Symbolik der Offenbarung zu benutzen.