Ein geistlicher Umschwung

Es war ein kalter Februartag. Howard war mit einigen Reparaturen an seiner Scheune beschäftigt, als Allen Baker vorfuhr.

„Guten Tag, Allen!“, rief er.

„Guten Tag, Howard! Sag mal, hast du die Neuigkeit gehört?“

„Neuigkeit? Welche Neuigkeit?”

„Nun, die heiligen Prediger kommen wieder nach Ridge, um Gottesdienste zu halten, diese guten Männer, die nicht sündigen können, auch wenn sie es versuchen, weißt du?“

„Ich nehme an, dass du hingehen wirst, um sie zu hören“, sagte Howard.

„Ich? Sag das bitte nicht. Ich habe genug abbekommen, als sie das erste Mal hier waren.“ Indem Allen das sagte, fuhr er weg.

„Ha! Ha!“, sagte Howard zu sich selbst. „Er bekam das erste Mal schon genug ab! Das sollte ich meinen. Für ihn war es eine harte Rede.“

Allen Baker war auch ein Gemeindemitglied, obwohl er zu einer anderen Gemeinde als Howard gehörte. Baker war ein großer Schwätzer und war nicht immer bemüht, bei der Wahrheit zu bleiben. Den Klatsch, den er hörte, verbreitete er gern weiter. Die Jungen gaben ihm den Spitznamen „Die Tageszeitung“ und manche von ihnen sagten öfters zum Spaß, dass seine Religion es nie genau nehme. Nun hatte es sich zugetragen, dass einer von den Evangelisten in Ridge in seiner Predigt beschrieb, obwohl er von Herr Baker nichts wusste, wie solche Menschen sich in einer Gemeinschaft verhalten und wie weit ihr Leben von einem wirklichen und biblischen Christentum entfernt ist. Herr Baker war sehr beleidigt und das Gelächter der Jungen über ihn machte seinen Verdruss nicht geringer.

Howard war es angesichts dieses Gottesdienstes anders zumute, als beim ersten. Er hatte ein starkes Verlangen, dort hinzugehen. Und als die Zeit kam, ging er hin, um aufmerksam zuzuhören. Er machte keine Einwände mehr gegen ein gerechtes Leben auf Erden und auch nicht gegen die Lehre der Heiligkeit. Das, was er in der Bibel las, überzeugte ihn. Aber er war sich dessen sehr wohl bewusst, dass er in seinem Leben diesen Anforderungen nicht nachkam. Zugleich wollte er nicht in solch einem Zustand bleiben und hatte ein inniges Verlangen, Frieden mit Gott zu haben. Deshalb ging er zu diesem Gottesdienst mit einem offenen Herzen, das bereit war, eine erkannte Wahrheit anzunehmen. Gleichzeitig wollte er sehr wachsam sein, um das, was nicht biblisch war, zu unterscheiden und abzulehnen.

Schon die Einleitung erfreute ihn, insbesondere das Singen. Dann stand der Evangelist auf und sagte: „Heute Abend will ich als Grundlage meiner Erläuterungen zwei Bibelstellen wählen. Die erste finden wir in Mt. 11:28-29: ‚Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.‘ Die andere steht in Mt. 16:24: ‚Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.‘ Mein Thema heute Abend lautet: ‚Der Weg zu Christus‘ oder ‚Wie man ein Christ wird‘. Beide Bibelstellen, die ich eben vorlas, enthalten zwei Gedanken, die das Ganze zusammenfassen, und zwar: ‚kommet her zu mir‘ und ‚folget mir nach‘. Die Menschen in der Sünde sind fern von Gott. Sie leben in der Welt ohne Gott und ohne Hoffnung. Ihr Wesen und Leben sind ganz anders, als Gott es haben möchte. Sie sind mit Ungerechtigkeit beladen und haben sich vieler Sünden schuldig gemacht. Sie gehen den breiten Weg, der zur Verdammnis führt und wandeln fern von Gott. Die Botschaft Gottes an sie ist: ‚Kehret um, kehret um ... Warum wollt ihr sterben?‘ Und wenn ein Mensch aufgerüttelt wird und den sündigen Zustand seiner Seele sieht, begreift er, dass er einen Heiland braucht. Wenn er versucht, sich selbst zu bessern, wird er feststellen, dass die Sünde solche Gewalt über ihn hat, dass er sie nicht überwinden kann. Auch wenn er, wie viele, versucht, gegen sie zu kämpfen und gerecht zu leben, wird er merken, dass er immer wieder fällt.“

Das war die Beschreibung der Erfahrungen Howards. Er wusste nur zu gut, was das heißt. Doch würde der Prediger ihm den Weg zu etwas wirklich Besserem zeigen?

Der Prediger fuhr fort: „Jesus sagt: ‚Kommet zu mir‘. Was schließt das ein? Um zu ihm kommen zu können, muss man vor allem auf sein Wort achten. Es bedeutet auch, den eigenen Weg zu verlassen. Der Sünder muss also den Weg der Ungerechtigkeit verlassen, die Sünde aufgeben und sich von allem Bösen absondern. Jesus sagte, dass alle Buße tun oder umkehren müssen. Für die Sünde Buße tun heißt, sich von ihr abzuwenden, so wie der Prophet Jesaja sagt: „Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum Herrn, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.“ (Jes. 55:7). Der Sünder muss also aufhören zu sündigen und muss seine bösen Wege verlassen. Jesus sagte: ‚So auch ein jeglicher von euch, der nicht absagt allem, was er hat, kann nicht mein Jünger sein‘ (Lk. 14:33). Auch steht geschrieben: ‚Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? ... Darum gehet aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rühret nichts Unreines an, so will ich euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige.‘ (2.Kor. 6:14.17-18).“

 „Ein Christ zu werden, heißt ein neues Leben zu beginnen, denn ‚ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur ...‘ (2.Kor. 5:17). Ein Christ ist wiedergeboren und führt ein Leben mit Gott. Gott vergab seine Sünden und befreite ihn von der Schuld. Die Wand, die zwischen ihm und Gott stand, ist weggetan, er ist mit Gott versöhnt und hat den Frieden Gottes in seinem Herzen. In seinem Wesen ist eine tiefgreifende und große Veränderung vorgegangen. Dies alles kann jedoch nicht geschehen, wenn der Mensch nicht mit seinem alten Leben Schluss macht, wenn er sündige Verbindungen nicht auflöst und sich von der Macht der Sünde nicht losreißt. Wer zu Christus kommt, muss also mit seinem ganzen Herzen zu ihm kommen. Bisher war der Mensch sein eigener Herr und handelte so, wie es ihm gefiel; er folgte seinen Trieben und diente sich selbst. Aber Jesus sagt: ‚Nehmet auf euch mein Joch‘. Wir müssen also seine Diener werden. Auch müssen wir unseren Willen ihm unterordnen und ihm gehorchen. Wenn also unser Wille mit dem Willen Gottes nicht übereinstimmt, müssen wir ihn aufgeben und seinen Willen tun. ‚Einer ist euer Meister, Christus‘, der von uns eine freiwillige Übergabe erwartet. Das alles heißt, sein Joch auf uns zu nehmen.“

 „In unserem zweiten Text steht: ‚Folget mir nach‘. Christus nachzufolgen bedeutet so zu leben, wie er lebte. Es heißt ihm gehorsam zu sein und durch dieselbe Beweggründe und Absichten bewegt zu werden, die ihn bewegten. Der Christ gehört Christus an, sein Wesen und Leben ist Christus ähnlich. Wenn er diese Eigenschaften nicht hat, ist er nicht sein und folgt ihm auch nicht nach. Wenn ein Mensch der Sünde nachgeht, entfernt er sich von Christus. Und nur wer der Gerechtigkeit nachjagt, wandelt mit Christus.“

 „Jesus sagte, dass wir unser Kreuz auf uns nehmen und ihm nachfolgen sollen. Das Kreuz ist ein Werkzeug des Todes. So wie Christus starb, müssen du und ich auch sterben. Damit ist natürlich nicht der buchstäbliche Tod gemeint, sondern der Tod der Sünde gegenüber. Paulus redet von dem Gestorbensein der Sünde und dem alten Leben, dass wir früher führten. Genau das meinte auch Jesus. Das Kreuz auf sich nehmen meint also eine Trennung vom alten Leben, von seinen Zielen, Wünschen und sündhaften Gewohnheiten, und zwar so vollig und ganz, als ob wir in Wirklichkeit buchstäblich gestorben sind. Der neue Mensch muss ein neues Leben führen, er muss mit dem alten Leben endgültig Schluss machen und jede sündhafte Gewohnheit aufgeben. Jesus wird die Macht der Gewohnheit brechen und den Sünder befreien.“

Der Evangelist erwähnte außerdem einige Beispiele von Menschen, die große Sünder waren und die durch die Macht Christi gerettet und aus der Tiefe emporgehoben wurden und dann ein erhabenes und edles Christenleben führten. Er kannte Menschen, die von der Gewohnheit des Trinkens und Tabakgebrauchs, vom Schwören, Lügen, Stehlen und von vielen anderen Dingen befreit wurden. Anschließend sagte er: „Wenn ein Lügner erlöst ist, wird er ein wahrheitsliebender Mensch. Wenn der Spieler und Schwindler erlöst sind, werden sie ehrlich und redlich. Wenn der unanständige und unreine Mensch erlöst ist, sehen wir Reinheit in seinem Leben. Wenn der Trinksüchtige erlöst ist, ist er kein Sklave des Alkohols mehr. Und den Tabakkauern kann ich von einem Heilmittel erzählen, das besser als alle ist, für die in den Zeitungen geworben wird. Es ist das Blut Jesu Christi und die Kraft Gottes. Gott wird dich von der Sklaverei des Verlangens nach Tabak befreien, wenn du zu ihm kommst und alles aufgibst.“

 „Zu Christus zu kommen und die Sünden zu verlassen, ist noch nicht alles, was man tun muss, um ein Christ zu werden. Die Schuld deiner Sünden gegen Gott muss bezahlt oder getilgt werden. Dafür kommt die Barmherzigkeit Gottes auf. Wenn du deine Sünden bereust, sie aufgibst und Gott bittest, dir Barmherzigkeit zu erweisen, wird das Blut Jesu Christi dich von allen Sünden reinigen. Doch manchmal haben auch wir an unsere Mitmenschen Forderungen, von denen wir nun ablassen müssen. Es gibt Menschen, die bitteren Groll gegen andere hegen und sie hassen, weil sie von ihnen vielleicht misshandelt wurden. Nun müssen sie von dieser Forderung ablassen, d. h. der Hass muss aus dem Herzen entfernt werden, weil die Bibel sagt: ‚Wer seinen Bruder hasst, der ist ein Totschläger‘ (1.Joh. 3:15). Jesus sagte: ‚Vergebet, so wird euch vergeben‘ (Lk. 6:37). Wiederum sagt er: ‚Wenn ihr den Menschen ihre Fehler vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben‘ (Mt. 6:14). Manche sagen jedoch, sie könnten nicht vergeben. Wenn das so ist, können sie keine Christen werden. Denn obwohl sie wünschen, dass Gott ihnen vergibt, sind sie nicht willig, anderen zu vergeben. Wenn wir nicht willig sind, den Hass in unserem Herzen aufzugeben, bleiben wir Sünder und können keine Christen werden. Du musst den alten Groll aufgeben und die Herzenshärtigkeit loswerden. Du sagst, du kannst nicht? – Gott wird dein Herz vom diesen Dingen reinigen, wenn du willig bist, sie aufzugeben. Wenn du aber nicht willig bist zu vergeben und die Sache Gott zu überlassen, kann dir niemals vergeben werden und du wirst auf ewig verloren gehen. Jesus erklärte, dass, solange du nicht vergibst, wird auch dir nicht vergeben werden.“

„Vielleicht hast auch du jemandem ein Unrecht zugefügt. Christus lehrt, dass wir unsere Feinde lieben sollen. Wenn Gott dein Herz mit seiner Liebe erfüllen soll, musst du willig sein, auch anderen Liebe zu erweisen. Bevor du erlöst wirst, musst du auch willig sein, das Unrecht, das du getan hast, nach Möglichkeit wieder gutzumachen. Wenn du also zum Beispiel jemanden betrogen hast, erwartet Gott von dir, dass du es, wenn möglich, zurechtbringst. Und er will nicht nur, dass du um Verzeihung bittest und vor dem Betreffenden ein gebührendes Bekenntnis ablegst, sondern auch dass du den Schaden so weit wie möglich wieder gutmachst. Wenn die Liebe Gottes in deinem Herzen wohnt, wirst du auch selbst danach verlangen. Wenn du also deinen Nachbar betrogen hast, wirst du nicht mehr willig sein, den unrechtmäßig erworbenen Besitz zu behalten, weil er nicht dir gehört. Du wirst das empfinden und wünschen, ihn dem rechtmäßigen Besitzer zurückzugeben. Wenn du jemandes guten Ruf geschadet hast, wirst du danach verlangen, den Schaden gutzumachen und den guten Ruf wiederherzustellen. Auch in allen sonstigen Fällen, wo du dem andern Unrecht zugefügt hast, wirst du bereit sein, es in Ordnung zu bringen, wenn du ein wahrer Christ bist. Gott sagte durch den Propheten Hesekiel, dass wenn ‚der Gottlose das Pfand zurückgibt und erstattet, was er beraubt hat, und nach den Satzungen des Lebens wandelt und nichts Böses tut –, so soll er am Leben bleiben und nicht sterben‘ (Hes. 33:15). Wie selig ist es zu wissen, dass das Blut Jesu die Vergangenheit deckt und alles durch die Barmherzigkeit Gottes gereinigt ist!“

 „Jesus sagte auch: ‚Kommet her zu mir, … so werdet ihr Ruhe finden‘. Wenn wir zu Christus kommen, bricht für uns eine neue Zeit an. Ein neues Leben fängt an mit einem neuen Herzen, neuen Bestrebungen, Zielen, Hoffnungen und Wünschen. Wir haben Leben aus Gott und Kraft, uns von der Sünde fernzuhalten. Uns erfüllt sowohl ein inniges Verlangen, Gott wohlzugefallen, als auch die Kraft, um es tatsächlich zu tun. Denn Christus lebt nun in uns und wir sind mit seiner Gnade erfüllt. Das Böse, das wir einst liebten und das auf uns eine große Anziehungskraft ausübte, hat seinen Reiz verloren. Weil die geistlichen Dinge viel herrlicher, als die Dinge unseres früheren Lebens sind, verabscheuen wir nun das, was wir zuvor liebten. Diese geistlichen Dinge, von denen wir früher nur wenig ahnten, sind jetzt unsere Herzensfreude.“

 „Was musst du tun, um ein Christ zu werden, nachdem du alles verlassen und dich Christus übergeben hast? Du musst ihm deine Sünden bekennen, wobei nicht unbedingt jede Einzelheit deines sündigen Lebens wichtig ist, sondern vielmehr das Bekenntnis, wie des Zöllners damals, dass du ein Sünder bist. Du musst rufen: ‚Gott, sei mir, Sünder, gnädig‘. Wie der verlorene Sohn, musst du vor Gott bekennen: ‚Ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir.‘ Gott verheißt uns, dass wer seine Sünde ‚bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen‘ (Spr. 28:13). Auch steht geschrieben: ‚Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit‘ (1.Joh. 1:9).“

 „Wenn wir zu Gott kommen, müssen wir auch glauben, dass unsere Gebete erhört werden. Weil er verheißen hat, uns zu erhören, wird er es auch tun. Jedes reumütige Herz wird einen herzlichen Empfang zu Hause beim Vater und auch beim Sohn finden, der kam, um das Verlorene zu suchen und zu retten. Wenn wir zu Gott kommen, können wir ganz gewiss sein, dass er uns erhört und uns vergibt. Mit anderen Worten, wenn wir mit dem festen Entschluss, Gottes Eigentum für Zeit und Ewigkeit zu sein, ihn ganz ernstlich bitten und dabei uns seinem Willen unterordnen, dann haben wir die Gewissheit, dass er uns erhört, uns von Sünden reinigt und uns zu neuen Kreaturen in Jesus Christus macht. Er hat verheißen: ‚Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du und dein Haus gerettet werden‘ (Apg. 16:31)“

 „Während wir unsere Sünden bereuen, sollen wir unsere Augen zum Himmel emporheben und das Opfer Jesu Christi als das einzige, ganze, vollkommene und genügende Opfer annehmen, das uns von der Befleckung der Sünde reinigt. Wenn wir so auf sein Opfer vertrauen, wird Gott, wie der Prophet sagt, unser aller Sünden auf Christus werfen und uns frei gehen lassen. Dann sind wir von unseren Sünden und Lastern gereinigt, sind wiedergeboren und dürfen als Kinder des Höchsten und Erben Gottes die Freuden der Erlösung durch ihn genießen. Zudem haben wir auch die selige Gewissheit, von Sünden befreit und von unserer Schuld in dem teuren Blut des Lammes gewaschen zu sein. Wenn du das befolgst, kannst du noch heute Abend ein Christ werden und die Gewissheit bekommen, dass du wiedergeboren bist. Du kannst es erfahren, dass deine Sünden abgetan sind; dass du sein und er dein ist“.

Nach dem Gottesdienst ging Howard tief gerührt nach Hause. Genau diese Erfahrung begehrte er zu besitzen. Er wollte sich Zeit nehmen, um darüber nachzudenken und es in seinem Herzen zu bewegen. Das tat er dann auch in den stillen nächtlichen Stunden. Ja, gerade diese Erfahrung hatte er nötig, nach ihr schrie sein Herz schon die ganzen Jahre. Er musste sie einfach haben. Er dachte: ‚Am nächsten Abend werde ich nach vorne gehen und – doch bin ich nicht ein Gemeindemitglied? Was werden die Leute sagen? Wenn ich bekenne, dass ich noch nie ein Christ war und überhaupt keine Erfahrung der Wiedergeburt gemacht hatte, wenn ich nach vorne gehe wie andere, die kein Bekenntnis hatten, – was würden sie denken? Was würden sie sagen? Wie erniedrigend würde es sein!‘ Er kämpfte sich jedoch durch und entschloss sich, trotz allem, zu gehen.

Am nächsten Abend ging Howard zum Gottesdienst mit einem festen Entschluss im Herzen, nach vorne zu gehen, um dort zu beten. Aber als die Zeit kam, verließ ihn der Mut. Er hatte das Gefühl, als ob er auf seinem Platz angewurzelt wäre. Es schien, dass er keine Kraft hatte, um sich zu bewegen. Howard bebte am ganzen Körper, während die Zeit vorüberging. Als nicht mehr eingeladen wurde, saß er ganz erschüttert auf seinem Stuhl und hörte wenig von dem, was gesagt wurde. Es schien, als ob er das um ihn Geschehende kaum wahrnahm.

Daraufhin folgten weitere Tage und Nächte des Kampfes, obwohl Howard weiterhin die Gottesdienste besuchte. Er hörte viel Gutes und verlangte immer noch nach Erlösung. Am Ende jedes Gottesdienstes beschloss er, sich nächstes Mal Gott zu übergeben; doch jedesmal ließ er die Gelegenheit ungenutzt. Schließlich waren die Gottesdienste zu Ende und Howard schien der Elendste von allen zu sein. Wie bereute er es jetzt, dass er sich nicht ergab! Doch nun war es zu spät, die Gottesdienste waren vorüber und die Prediger abgereist. Was sollte er tun? Er versuchte zu beten, fand aber keine Befriedigung. Tag für Tag tobte in seiner Brust ein furchtbarer Kampf.

Eines Tages, etwa zwei Wochen nach den Gottesdiensten, arbeitete Howard allein im Wald. Heute schien es, dass er die Last seiner Sünden nicht länger ertragen konnte. Er schrie zu Gott um Gnade und übergab sich ihm völlig. Die auf ihm liegende Last erdrückte ihn fast und er rief aus: ‚Gott, sei mir, Sünder, gnädig!‘ Auf einmal sah Howard sich von einem herrlichen himmlischen Licht erleuchtet, das ihm wie ein Blitz aus heiterem Himmel vorkam. Seine Last war verschwunden und er wusste nicht, was aus ihr wurde. Statt der erdrückenden Last erfüllte ein tiefer Friede sein ganzes Wesen. Alles schien wie verändert zu sein. Der düstere Märzmorgen wurde plötzlich verwandelt und alles schien mit einem herrlichen Licht erleuchtet zu sein. Nie zuvor sah er die Dinge so schön wie jetzt. Howard war jetzt wirklich so glücklich, wie nie zuvor. Er erhob seine Stimme, lobte und pries den Herrn. Dieser Lobpreis kam von selbst. Die langen Monate des Kampfes waren vorüber und nun hatte er das, wonach er sich sehnte. Howard wusste nun, dass er erlöst war und dass seine Sünden vergeben wurden. In seinem Herzen wohnte eine tiefe Gewissheit, dass er ein Kind Gottes geworden ist. Gottes Geist bezeugte ihm, dass er wiedergeboren ist. Jetzt konnte er der Welt widerstehen und es würde ihm nichts ausmachen, wenn man über ihn lachen würde. Seine Freude war grenzenlos, er war unaussprechlich glücklich.

Als Howard am Nachmittag heimkam, brauchte er seiner Familie nicht zu erzählen, was geschehen war, denn seine strahlenden Augen und das leuchtende Gesicht sagten alles. Das war der Anfang eines neuen Lebens – des Lebens, nach dem er sich sehnte. Es war herrlicher, reicher und völliger, als er sich erträumen konnte; er stellte es sich niemals so herrlich vor, wie es in Wirklichkeit war. Doch sollten noch schwierige Lektionen kommen, die er in Zukunft zu lernen hatte und von denen er noch nichts wusste. Howard sollte eben noch feststellen, dass es im Christenleben auch Schwierigkeiten gibt. Nun aber beschäftigte ihn die Freude, die sein Herz erfüllte, und die unaussprechliche Wonne, die er in seinem neuen Leben fand.