Die Liebe hält aus

„Die Liebe duldet alles“ (1.Kor. 13:7).

Sieh einmal den Heiland an, was Er alles geduldet und ausgehalten hat. Er hat es geduldet, dass der Teufel seine Hand an Ihn legte und ihn auf die Zinne des Tempels und auf einen sehr hohen Berg mitnahm. Er hat es geduldet, dass die Pharisäer und Saduzäer ihm ihre Fallen stellten. Er hätte sie mit einem Wort seines Mundes zu Boden werfen können, wie sein „Ich bin’s“ die Häscher in Gethsemane zu Boden warf. Aber er hat es geduldet. Er hielt aus. Es sah im Palast des Kaiphas aus, als ob Petrus dem lieben Heiland ins Herz gestochen hat, weil Petrus ihn dreimal verleugnete; aber Er hielt aus. Er erlitt den Schmerz, von einem aus den Zwölfen verleugnet und von einem anderen verraten zu werden. Und er hielt aus. Er wurde noch am Kreuz angefallen von der Macht der Finsternis. Da versuchte der Feind den letzten Stoß. Aber auch durch die Qual der Gottverlassenheit hindurch hielt Jesus aus. Er führte sein Lebenswerk durch bis zu dem Siegesruf: „Es ist vollbracht“.

Die Liebe duldet alles. Nichts und niemand ist im Stande, sie von ihrem Wege abzubringen, sie aus ihrer Bahn zu werfen. Ob man sie schmäht und höhnt, ob man sie verleumdet und verfolgt, sie duldet alles. Ein Liederdichter sagt in seinem Lied:

„Wer will uns von Gottes Liebe scheiden? Sag es Jesu, sage es Jesu allein. Er ist dein Helfer, dein Freund. Was da sein mag, dass dein Herz kränkt, sage es Jesum allein.“

Paulus fragt in Römer 8:35: „Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Fährlichkeit oder Schwert?“ Der Teufel hetzt ja seine ganzen Leute auf die Kinder Gottes. Er lässt nichts unversucht, um sie aus ihrer Bahn zu bringen. Gelingt’s ihm? Paulus sagt: „Aber in dem allem überwinden wir weit um deswillen, der uns geliebt hat“ (V. 37). Kein Gedanken ist in seinem Herzen, dass solche Dinge ihn vom Herrn abbringen könnten. Er denkt nicht daran, dass er unterliegen und den Lauf aufgeben könnte. „Wir überwinden weit“, sagt er. Oder wie es wörtlich heißt: „Wir sind mehr als Überwinder“.

Wie steht’s mit dir? Bist du auch mehr als ein Überwinder? Oder bist du oft nicht ein Überwinder? Oder ein Überwundener? Wie kommt das, dass du so oft ein Überwundener gewesen bist? Ach, du hast von deiner Liebe etwas erwartet. Du hast auf deine Liebe gebaut. Ach, dann hast du auf Sand gebaut. Mit deiner Liebe kannst du freilich nicht überwinden. Versuch es doch gar nicht mehr. Das ist ganz zwecklos. Das ist vergeblich. Du musst dich dem Heiland hingeben. Du musst anstatt an dich zu denken, ins Meer der Liebe dich versenken, das im Herzen des Heilands ist.

Oh, der größte Fehler, der so viele Menschen unglücklich macht, ist, dass sie von ihrer Liebe etwas erwarten, was sie gar nicht leisten kann. Da stehen zwei Menschen an einem Hochzeitstage. Sie geloben sich gegenseitig „ewige Liebe“. Er verspricht ihr, er wolle sie auf den Händen tragen, sie solle es immer gut bei ihm haben. Er nimmt es ehrlich, ganz gewiss. Aber da ist keine Kraft zum Halten. Der Vorrat an eigener Liebe ist bald verbraucht, und wenn sie nun den Quell der Liebe nicht kennen, aus dem sie schöpfen können, dann sind sie bald liebeleer. Ach, wie viele unglückliche Ehen. Ach, wie viele friedlose Häuser. Und das Ende vom Liede? Man geht zum Gericht und beantragt die Scheidung. Was für ein Jammer! Dahin kommt’s, wenn man auf die eigene Liebe traut und baut.

Ach, wir haben keine Liebe, aber Jesus ist Liebe, Jesus hat Liebe. Komm doch zu ihm. Wenn dein Haus keinen Brunnen hat, was tust du dann? Dann lässt du ein Anschluss legen an die städtische Wasserleitung. Dann hast du Wasser im Hause, auch wenn dein Haus auf einem sandigen Boden steht, wo es kein Wasser gibt. Du hast doch Wasser im Hause. Du hast doch Anschluss an die Wasserleitung. Sieh, so darfst du es auch mit dem Heiland machen. Du hast keine Liebe. Du kannst nicht lieben. Aber du darfst Anschluss und Verbindung herstellen mit dem Ozean der Liebe im Herzen des Heilandes, und dann hast du Liebe. Du brauchst nur den Hahn zu öffnen. Jesus sagt zur Samariterin: „Das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt“ (Joh. 4:14). Hast du Anschluss an die göttliche Leitung? Bist du verbunden mit der Fülle und Quelle der ewigen Liebe? Dann wird es auch in deinem Leben Wahrheit werden: Die Liebe duldet alles. Dann wirst du wandelnde Liebe sein.