Die Jugend

In unserem Dorf besuchten Kinder gläubiger Eltern die Schule gemeinsam mit anderen Kindern aus dem Dorf. Die größte Sorge entstand, als Kinder aus gläubigen Familien sich an Konzerten beteiligen sollten. Aber die Kinder wussten, dass es für Gläubige nicht recht ist, daran teilzunehmen und hielten sich nach Möglichkeit zurück. Als die Kinder 14 Jahre alt wurden, sollten sie in den Komsomol (kommunistische Jugendorganisation (Anm. d. Hrsg.)) eintreten. Aber die Kinder lehnten dies ab. Daraufhin wurden die Eltern zur Schule gerufen und ermahnt, ihre Kinder nicht zurückzuhalten. So mussten wir immer wieder viele Erniedrigungen und Drohungen erleben.

Dabei wurde die Schuld den Leitern der Versammlungen gegeben, dass sie es immer so weit bringen, dass es zu solchen Auseinandersetzungen kommt. Kinder gläubiger Eltern durften, solange sie zur Schule gingen, die öffentlichen Gottesdienste nicht besuchen, sondern erst wenn sie aus der Schule entlassen waren. Trotzdem versammelten sie sich in den Häusern der Geschwister.

In den 50er-Jahren ging der Schulunterricht im Dorf nur bis zur 7. Klasse. Deshalb konnten die Kinder nach dem Abschluss der 7. Klasse am öffentlichen Gottesdienst teilnehmen. Zu der Zeit war Br. E. Reimann eine große Hilfe. Er begann, Kinder das Musizieren zu lehren. Er konnte Geige spielen und kannte den Umgang mit einigen anderen Musikinstrumenten. So fingen sie an, sich mehr mit geistlicher Musik zu beschäftigen und auch gemeinsam geistliche Bücher zu lesen, falls sie welche bekamen. Das waren die Anfänge der Jugend in Kamenka.

In den 60er-Jahren war es Br. Robert Grötzinger, der die Leitung der Jugend übernahm. Er war begabt, spielte auf mehreren Musikinstrumenten und konnte auch gut singen. Er war der Jugend eine große Hilfe. So wechselte eine Generation die andere ab. In den 80er-Jahren, als die Gemeinde registriert wurde, hatten wir eine große Jugendgruppe. Es gab immer wieder Erweckungszeiten, in denen sich junge Menschen zu Gott bekehrten. Die meisten von ihnen machten eine gesunde Erfahrung der Erlösung. Sie blieben standhaft bis zuletzt, als in den 90er-Jahren die Auswanderung nach Deutschland begann.