Ein Mann saß eines Tages in seiner Wohnstube, als sein kleiner Sohn, der sechs Jahre alt war, mit Tränen in den Augen hereintrat. Der Knabe stand vor seinem Vater und konnte scheinbar nicht erklären, was ihm fehle.
„Was ist passiert?“, fragte der Vater.
Der Sohn entgegnete: „Ich fühle mich nicht wohl, Vater.“
„Hast du dir vielleicht weh getan?“
„Nein, mir ist nichts passiert.“
„Hast du etwas Böses getan?“
„Nein, heute nicht.“
Jetzt sagte eine innere Stimme dem Vater, dass der Geist Gottes an seinem Sohn arbeite. Er fragte dann seinen Sohn: „Fühlst du, dass du vor Gott nicht recht stehst?“
„Ja, Vater, das ist es. Ich empfinde, dass ich ein Kind Gottes werden sollte.“
Gemeinsam beugten sie dann ihre Knie und der Knabe wurde erlöst.
Die Arbeit des Geistes Gottes, der eine Seele erweckt, ist ein Wunder. Sie ist geheimnisvoll. Sie ist Gottes Bemühen, eine Seele dahin zu bringen, dass sie ihn erkennen kann. Wie kann nun Gott das Herz eines Menschen erreichen? Die Beantwortung dieser Frage ist sehr wichtig. Lieber Leser, vielleicht bewegt auch dich diese Frage. Vielleicht hast auch du schon versucht, Gott zu finden, und hast vielleicht schon scheinbar vergeblich gebetet. Du hast vielleicht auch schon manches Menschen Rat befolgt und doch fragst du noch: „Wie finde ich Gott?“ Lass uns diese Frage ganz einfach beantworten. Wirf all deine Philosophie über Religion über Bord und sei willig, nur den Weg zu gehen, den Gott dir zeigt.
Dein erster Schritt, den du machen solltest, ist zu verlangen, von Gott zu hören. Vielleicht hat Gott sich dir bereits genaht, hat vielleicht schon mit der wunderbaren Stimme seines Geistes zu dir geredet, du hast aber diese Stimme nicht erkannt. Es gibt eine Fülle von Beweisen, dass Gott in der ganzen Welt Seelen zu erleuchten sucht. Und auch dich will er erleuchten.
Warst du schon mal von deiner Sündenschuld überführt? Wenn ja, dann war es die Stimme Gottes, die dir zeigte, wie schrecklich die Sünde aussieht. Hast du dich schon mal vor dem Jüngsten Gericht gefürchtet? Auch das war des Herrn Arbeit. Wurde dein Herz schon einmal durch eine Predigt, Gesang oder Gebet berührt und erweicht, und warst du dann geistlichen Dingen besonders zugeneigt? Auch das war die Stimme Gottes zu dir, seine Arbeit an dir. Die erste Arbeit des Geistes Gottes an einer Seele besteht darin, sie aus dem Sündenschlaf zu erwecken, damit sie die Notwendigkeit ihrer Erlösung durch Christus erkennt.
Als der Prophet Nathan dem König David seine Sünde mit Bathseba vorhielt, erkannte David seine Sünde und rief aus: „Ich habe gesündigt!“ (2.Sam. 12:13). Als der Kerkermeister in Philippi die beiden Gottesmänner während des Erdbebens so gefasst dastehen sah, wurde er von seiner Sündenschuld überzeugt und sagte: „Was soll ich tun, dass ich selig werde?“ (Apg. 16:3).
Darum lass den Wunsch, etwas von Gott zu hören, in dir immer stärker werden und sei willig, der inneren Stimme zu gehorchen, wenn du etwas von ihm hörst. Ganz bestimmt wirst du dann in kurzer Zeit von ihm hören. Doch es kann auf unerwartete Weise kommen. Wenn Gott mit dir zu reden beginnt, magst du fühlen, dass du ein sehr schlechter Mensch bist. Schrecken und Furcht begleiten oft die Sündenerkenntnis und der Mensch fühlt sich unter ihrer Wirkung unbehaglich. Die Sünde erscheint viel größer, als der Mensch je dachte. Die kleinen Streiche, die wir machten, die kleinen Lügen, die uns entschlüpften, die kleinen Unehrlichkeiten, die wir begingen – sie alle stehen dann groß vor uns. Unsere schlechten Taten erscheinen uns äußerst schlecht. Ein Angstgefühl mag unser Herz erfüllen.
Ja, lieber Leser, du kannst mit Recht besorgt sein. Die Besorgnis um die Erlösung deiner Seele ist sehr begründet, denn du stehst in einer großen Gefahr. Gott ist über deine Sünden zornig und er lässt dich etwas von seinem Zorn verspüren. Solange du Christus nicht gefunden hast, sind deine Zukunftsaussichten wirklich dunkel. Schon viele andere haben einmal so wie du ihre Sünden erkannt, wurden aber nicht erlöst. Selbst die Tatsache, dass du gerade jetzt oder kürzlich Sündenerkenntnis hattest und doch nicht erlöst bist, genügt, um jede gute Regung in deiner Seele aufs höchste zu steigern, damit du schließlich nicht verloren gehst.
Schätze darum jede neue Anregung zur tieferen Sündenerkenntnis als eine der größten Segnungen von Gott und bitte ihn um Christi willen, diese Erkenntnis so zu steigern, dass du gerettet werden kannst. Nichts ist bei diesem Schritt wichtiger, als eine tiefe und allumfassende Erkenntnis deiner Schuld. Lass deine Seele völlig aufwachen. Selbst wenn es scheint, dass deine Sündenlast dich in die Hölle herunterziehen würde, bevor Gott sich deiner erbarme, lass sie ganz auf dich fallen. Wenn du eine oberflächliche Bekehrung vermeiden willst, dann halte still, wenn Gott dich zur Erkenntnis deiner ungeheuren Schuld bringen will. Oberflächliche, leere und unzufriedenstellende Bekehrungen kommen daher, dass die Sündenerkenntnis oberflächlich und vorübergehend war. Leute mit solchen Erfahrungen werden leicht vom Glauben abtrünnig und kommen in den Prüfungszeiten zu Fall. Aber die Seele, die ein wahres Gethsemane der Sündenerkenntnis erlebte und die für die Sünde wirklich stirbt, wird ein standhafter, treuer und wahrhafter Christ. Du siehst also, wie wichtig eine wahre Sündenerkenntnis ist.
Nun bist du bereit, dich Gott durch Christus zu nahen. Jesus ist der einzige Weg, die einzige Brücke zwischen Gott und Mensch. Nur durch ihn gelangst du über den Abgrund, der einen Sünder von Gott trennt. Gott sagte durch einen Propheten: „Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen“ (Jer. 29:13-14). Suche also Gott von ganzem Herzen.
Diese innere Verfassung macht dich nun zur Buße bereit.