Geduld

Ich möchte die Notwendigkeit der Geduld im Überwinden der Anklagen des Teufels besonders hervorheben. Es ist sehr zweifelhaft, dass eine Seele, wenn sie erst einmal in die Gewohnheit des Zweifelns geraten ist und sich vom Teufel anklagen lässt, dann durch einen einzigen Akt des Glaubens Sieg darüber erlangt. Ich habe mit etlichen Menschen über diesen Punkt gesprochen und fast alle erwarteten, den Sieg auf einmal zu erlangen. Das ist praktisch unmöglich. Doch warum sollte dies unmöglich sein? Weil, wie ich schon vorher sagte, Anklagen durch verkehrte Einstellung und mangelhaftes Verständnis geistlicher Dinge verursacht werden, und es erfordert Zeit, diese Dinge zu erlernen.

Die teuren Seelen, die von Zweifeln und Anklagen geplagt werden, haben ein großes Verlangen, davon befreit zu sein. Sie sind über ihre Fehler und ihr Versagen so entmutigt, dass sie eine so vollkommene Übergabe machen und einen so festen Glauben ausüben wollen, dass sie niemals mehr angeklagt werden. Und gerade die Tatsache, dass sie versuchten, ihr Bestes zu tun, um diese Dinge zu überwinden, ist die Ursache, warum ihr Misslingen so äußerst entmutigend für sie ist. Oftmals dachten sie, dass sie am richtigen Punkt angelangt wären – aber nur, um inne zu werden, dass sie es wiederum verfehlten, den Sieg zu behalten. Darum sage ich: Du musst geduldig sein. Erwarte den vollkommenen Sieg, habe den Hoffnungsstern stets vor Augen, doch habe Geduld in deinen Bemühungen, ihn zu erreichen. Höre auf, dich abzumühen und abzuquälen, erwarte nicht zu viel auf einmal!

Einer der ersten Schritte zum vollkommenen Sieg ist der, dass man innerlich zur Ruhe kommt. Solange ein Mensch von allerlei Gefühlen und Gedanken erregt ist, kann er keine Fortschritte machen.

Ich pflege die Anklagen mit einer tiefen Grube zu vergleichen. Diejenigen, die von Anklagen geplagt wer­den, befinden sich in der Grube, und der Herr ist oben auf dem festen Boden. Der Herr lässt das Seil hinunter, um sie herauszuziehen. Es spielt keine Rolle, wie tief die Grube ist, denn der Herr hat ein Seil, das lang genug ist, um sie zu erreichen. Wenn sie nun das Seil erfassen, so fängt der Herr an sie herauszuziehen. Sie dürfen nicht erwarten, die Oberfläche zu sehen, bevor sie dieselbe erreicht haben. Wenn sie das Seil festhalten, werden sie sich nach einer gewissen Zeit oben auf der Oberfläche befinden. Sie sollten nicht fragen, wann oder wie der Herr sie herausziehen werde. Er wird dafür Sorge tragen. Sie müssen aufhören, sich selbst herauszuarbeiten. Oder wenn sie nicht so schnell herauskommen, wie sie es wünschen, dürfen sie sich nicht loslassen und wieder zurückfallen. Im Klartext: Du, der du von Zweifeln und Anklagen geplagt wirst, musst die ganze Sache dem Herrn übergeben. Nur er allein kann deine Gefühle, Prüfungen und Versuchungen beherrschen. Du musst glauben, dass alles, was an dich herantritt, ein Teil von Gottes Plan ist, um dich zum Sieg zu bringen. Du musst dieses glauben, ob es so scheint oder nicht. Du musst einfach alles dem Herrn übergeben und ihn allezeit mit dir tun lassen, wie er will.

Aber sei geduldig! Auf einmal von solch einer schlechten Gewohnheit, wie Zweifeln und sich vom Satan anklagen lassen, loszukommen, wird dir nicht gelingen. Solch ein Gedanke wird dir nur hinderlich sein. Du musst lernen, fortwährend zu glauben; darum fange jetzt an, zu glauben und zu vertrauen. Wenn dann die alten Gefühle und Zweifel wieder kommen und du ihnen durch die Macht der Gewohnheit nachgibst, so vergieße auch keine einzige Träne über deinen Fehlschlag. Widerstehe diesen Neigungen und, wenn du herauskommst, vergiss deinen Fehlschlag und erwarte beim nächsten Mal einen größeren Sieg. Dann wirst du bald anfangen, des Teufels Streiche zu durchschauen. Und nach und nach wirst du jeden Riesen überwinden und als ein wirklicher Überwinder über den Satan unter deinen Füßen herrschen.