Die Ausübung des Willens

Der Wille ist die Fähigkeit des Gemütes oder Geistes, durch die wir uns entschließen, eine Handlung entweder zu tun oder nicht zu tun. Er ist die Fähigkeit, die ausgeübt wird, wenn zwischen zwei oder mehreren Möglichkeiten zu entscheiden ist. Der Wille ist der wirkliche Mensch, das „Ich“.

In einem Leben des vollen Friedens und Sieges spielt der Wille die allerwichtigste Rolle. Wahrer Glaube beruht auf dem Willen. Solange wir dem Gedanken Raum geben, dass Glaube oder Erlösung auf Gefühlen oder Emotionen beruht, können wir in unserer christlichen Erfahrung niemals gegründet werden. Wenn wir die Wahl treffen, die Sünde zu verlassen und Gott zu dienen, so ist dies eine Willensentscheidung. Sie ist ganz unabhängig davon, wie wir dabei fühlen mögen. Solange es unser Wille ist, Gott zu dienen, können wir dieses tun. Und solange wir alles dem Herrn übergeben, nimmt er es als sein Eigentum an und sorgt dafür. Nichts kann dieses ändern. Unsere Gefühle mögen sich dagegen sträuben, empören oder auch gleichgültig sein. Nichtsdestoweniger, wenn wir uns selbst dem Herrn übergeben, sind wir wirklich sein.

Dies ist der Punkt, wo viele Kinder Gottes so schrecklich angeklagt werden. Wenn sie sich einer gewissen Pflicht bewusst sind und ihre Gefühle sich dagegen auflehnen oder empören, so kommen sie sogleich zu der Schlussfolgerung, dass sie nicht dem Herrn übergeben und deshalb nicht geheiligt seien. Sie haben noch nicht gelernt, ihre Gefühle unbeachtet zu lassen, und an ihrem Willen festzuhalten, voranzugehen und das zu tun, was Gott von ihnen haben will. Hier wird klar, dass vor Gott gilt, wie unser Wille ist – nicht wie unsere Gefühle darüber sind! Wodurch beweisen wir die größere Treue zu Gott: Wenn wir seinen Willen tun, trotz unserer Gefühle, oder seinen Willen tun, weil er unseren Gefühlen entspricht? Was entwickelt den Charakter besser? Manche Leute warten auf gewisse Gefühle, ehe sie etwas tun; und wenn sie nicht so fühlen, so tun sie es nicht.

Auch bezüglich der Versuchungen spielt der Wille eine wichtige Rolle, besonders dann, wenn wir versucht werden zu zweifeln. Wenn Zweifel aufsteigen, müssen wir sogleich festhalten: Dass wir glauben können, glauben wollen und auch tatsächlich jetzt glauben. Und wenn es scheint, dass wir durchaus keinen Glauben haben, sondern stattdessen voller Zweifel sind, müssen wir sogar dann behaupten, dass wir glauben. Dies mag als eine Heuchelei erscheinen, aber du musst es tun und deinen Willen festhalten. Wenn du fest auf deinem Willen bestehst, wirst du bald sehen, dass deine Gefühle mit deinem Willen in Einklang und Harmonie kommen werden. Es ist die Entscheidung des Willens, die zählt und Geltung hat. „Aber wird es wirklich so sein, wenn ich auf diese Weise glaube?“, wird jemand fragen. Es wird aufs Allergewisseste wahr sein! Wahrlich, dies ist der einzig wirkliche Glaube, den es gibt.

Gefühle sind sehr veränderlich. Darum wird auch jegliche Erfahrung, die auf Gefühle gebaut ist, ebenfalls veränderlich und unzufriedenstellend sein. Wenn ein Mensch eine Zeitlang unter Anklagen leidet, so werden seine Gefühle in einen unnatürlichen Stand versetzt. Er bekommt merkwürdige und unnatürliche Gefühle. Gefühle sind wie ungehorsame Kinder in einem Haus. Doch wie die feste Hand der Mutter diese ungehorsamen Kinder unter Kontrolle bringen kann, so kann auch ein fester Wille die Gefühle bald auf ihren richtigen Platz verweisen. Kinder, die unter Kontrolle sind, werden Freude bereiten. So ist es auch mit den Gefühlen, wenn sie sich am richtigen Platz befinden.

Der Wille ist es, wie schon gesagt, der entscheidet, welchen Weg wir gehen. Wenn du nun versucht wirst zu zweifeln, wofür willst du dich entscheiden? Willst du dich entschließen, ungeachtet der Gefühle Gott zu glauben, oder willst du dir erlauben, das zu glauben, was Satan gerade in dem Augenblick sagt? Du musst erkennen, dass es sich darum handelt, ob du entweder Gott oder dem Teufel glaubst. Dies ist der Kampf des Glaubens. Wenn dein Wille fest bleibt und du überwindest, wirst du auch den nächsten Kampf gewinnen. Einige solcher Siege werden dich den Weg zum vollkommenen Sieg führen.

Vergiss nicht, dass Geduld eine große Hilfe ist, den Willen fest zu erhalten, und dass die Demut auch eine große Hilfe für den geduldigen Glauben ist. Wenn du, lieber Leser, auf diese Weise an deinem Willen festhältst, wird es nicht lange dauern, bis deine Gefühle natürlich werden und deine Freude vermehren.