Bau eines Versammlungshauses in Natalien

Wie an anderen Orten, so wuchs auch in Natalien die Besucherzahl sehr. Wir sahen die Notwendigkeit des Baues eines Bethauses. Obwohl wir in dem Bethaus 350 Sitzplätze einrichteten, wurde es uns in den festlichen Tagen und bei besonderen Gelegenheiten doch zu klein. Die Baukosten wurden von den Geschwistern brüderlich und ungezwungen getragen. Manche opferten auch ihre Kräfte und Zeit dafür und halfen, den Bau vorwärts zu bringen. Der Herr schenkte uns auch die Familie Seidel, Steinmetze von Beruf, die das Fundament, die Treppen und anderes herstellte. Andere machten die Tischlerarbeit, das Treibdach aus Gradstroh und anderes mehr. Die Geschwister waren überwillig mitzuhelfen, damit der Bau ausgeführt werden konnte. Ein jeder wollte sich daran beteiligen. Zur Ehre Gottes können wir bezeugen, dass die Bemühungen nicht vergebens waren. So hatten wir ein schuldenfreies Bethaus stehen.

Der Fleiß und die Aufopferung der Geschwister spornte sogar einen Russen aus der Nachbarschaft an. Er brachte eine lange, dicke Eiche mit seinen Pferden. Außerdem gab er noch 5 Rubel für den Bau in dem Glauben, dass die Sache gottgefällig sei und auf der Arbeit ein Segen ruhe. – Er wünschte doch auch gesegnet zu werden.

Im Sommer 1927 konnten wir das Versammlungshaus einweihen. Es war ein wunderbares Fest. Wie schon erwähnt, hatten wir etwa 350 Sitzplätze und 300 Stehplätze in unserem Saal, dazu noch die Nebenräume. Bei der Einweihung fasste der Saal aber lange nicht alle Besucher. Die Leute standen scharenweise draußen an den geöffneten Fenstern und hörten zu.

Unserer Einweihung hatten wir gleich eine dreitägige, größere Versammlung angeschlossen. Die lutherische Kirche in dem Ort war zu uns gut gesinnt. Sie diente uns in diesen Tagen mit ihrem Kirchenchor und etwa zwanzig Musikanten in großem Segen. Weil wir für die Menschenmenge zu wenig Liederbücher „Wahrheits-Klänge“ hatten, waren wir genötigt, die Lieder zeilenweise vorzusagen und nach einer bekannten Choralmelodie zu singen. Der Herr gab und segnete sein Wort und viele Seelen bekehrten sich zu ihm. Eine große Freude erfüllte unsere Herzen. Wir schlossen unser Fest mit den Verordnungen des Herrn.

Auch an anderen erwähnten Versammlungsorten stand der Herr den Geschwistern bei der Herstellung von Räumlichkeiten sehr bei. Hier in dieser Gegend berief der Herr mehrere Brüder, die er als Leiter der Ortsgemeinden und zu anderen Diensten in der Gemeinde hervorragend gebrauchen konnte. Unter den Ukrainern wirkten in dieser Gegend besonders die Brüder Peter Polischtschuk und Ewgenj Palamartschuk.