Gehorsam

Es gibt Kinder Gottes, die darüber klagen, dass sie keinen göttlichen Wandel führen, und die sagen, dass das überhaupt kein Mensch fertigbringt. Wenn man sie fragt: „Bist du denn deiner Erkenntnis gemäß dem Wort und Willen Gottes gehorsam?”, dann antworten sie: „Nein, das bin ich nicht.“ Ja, wie soll es dann möglich sein, einen göttlichen Wandel zu führen und mit Gott gleichen Schritt zu halten, wenn man nicht gehorsam ist? Da ist es freilich unmöglich, einen göttlichen Wandel zu führen. Gott hat Aufträge und Aufgaben für uns, seine Kinder; aber er kann sie nur gehorsamen Kindern geben. Was würde es nützen Aufträge zu geben, wenn sie doch nicht ausgeführt werden? Willst du deinem Gott gehorchen? Bist du bereit das auszuführen, was er dir aufträgt? Soll dein Leben von jetzt an ein Leben des täglichen, stündlichen und augenblicklichen Gehorsams werden? Fürchte dich nur nicht vor solch einem Leben, als ob es schrecklich wäre! O nein, so ein Leben ist herrlich und göttlich! Am Ende ist es doch nicht schwer ein seliger Mensch zu sein. Man gibt sich mit ganzen Herzen hin und gehört dem Herrn allein. Man ist nicht Herr, man ist nicht Knecht – man ist ein seliges Gotteskind. Das ist eine herrliche Wahrheit.

Was Gehorsam ist, können wir am Besten an dem Vorbild und Beispiel Jesu lernen. Er war gehorsam bis zum Tode am Kreuz. Nie war zwischen ihm und dem Vater eine Differenz. Des Sohnes Augen waren stets auf den Vater gerichtet, um die Winke und Weisungen des Vaters auszuführen. Ohne diesen Wink tat der Sohn nichts. Es konnte sein, dass sein Herz ihn irgendwohin zog, aber danach fragte er nicht. Als die Botschaft an ihn kam: „Siehe, der, den du lieb hast, liegt krank“, da zog ihn sein Herz nach Bethanien. Doch „blieb er zwei Tage an dem Ort, wo er war“, so lesen wir. Er hatte keine Weisung von dem Vater und darum blieb er, wo er war. Als er die Weisung empfing, dann ging er. Ein anderes Mal forderten seine Brüder ihn auf, zum Fest nach Jerusalem mit hinauf zu ziehen. Er antwortete: „Geht ihr hinauf zu diesem Fest; ich will noch nicht hinaufgehen.“ Und dann heißt es weiter: „Als aber seine Brüder hinaufgegangen waren, da ging er auch hinauf zu dem Fest“ (Joh. 7:3-10). Was sagen nun die Kritiker? Er hat nur nicht mit seinen Brüdern zusammen gehen wollen! Wie stand aber die Sache, als er sagte: „Ich will noch nicht hinaufgehen“? Da hatte er noch keine Weisung von seinem Vater, aber als die Weisung kam, ging er hinauf. Was der Vater auch für Aufträge hatte, der Sohn führte sie aus. Er hielt gleichen Schritt mit dem Vater. Einmal nur konnte er nicht gleich mit dem Vater gehen – in Gethsemane. Da betete und flehte er: „Mein Vater, ist‘s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber!“ (Mt. 26:39). Da hat er an dem, was er litt, Gehorsam gelernt.

O dass du erkennen möchtest, dass die Seligkeit und das Glück unseres Lebens in unserer Abhängigkeit von dem Herrn besteht! Ich habe mir früher immer mein Tagesprogramm gemacht. Ich nahm mir vor, eingegangene Briefe zu erledigen, dann wollte ich einige Krankenbesuche machen usw. Da kam ein Besucher von auswärts. Er machte durch mein ganzes Vornehmen einen Strich. Wenn man einen unerwarteten Besuch bekommt, sitzt man da wie auf Kohlen. Man denkt und wünscht während der Unterhaltung: „Wenn er doch zu Hause geblieben wäre oder wenn er doch jetzt wieder ginge!” Ist das Liebe? Gott sieht es, es ist keine Liebe. Hat man ein Ohr und ein Herz für den Besucher? Nein, man ist zerstreut, man denkt an das unerledigte Programm. Das ist ein peinigendes Bewusstsein, wenn man sich sagt: „Ich habe meine Schuldigkeit nicht getan!“ Aber davon ist ja keine Rede! Ich habe mein selbsterwähltes Programm nicht ausgeführt, weiter nichts. O wie froh war ich, als ich diesen Fehler erkannte, als ich merkte, ich brauche mir selber keinen Plan für den Tag machen – Gott macht ein Programm für meinen Tag. Der Besuch von auswärts war gerade von Gott gesandt. Mit dem sollte ich reden und mich unterhalten, anstatt ihm zerstreut und widerwillig zuzuhören. Ich hätte freundlich und liebevoll zu ihm sein sollen. Wie einfach werden die Tage, wenn man aufhört, sich selbst ein Programm zu machen, wenn man offensteht für die Weisungen und Leitung des Herrn. Dann heißt er uns: „Was dir vor die Hände kommt, das tue!“ Man führt das aus, was Gott einem zeigt, man tut das, was er sagt. Das ist ein Leben der Abhängigkeit und des Gehorsams.

Und was hört dann auf? Die sogenannte Unterlassungssünde. Darüber wird sehr falsch und unbiblisch geredet. Begehungssünden, die rechnet man sich wohl als Sünde an, aber Unterlassungssünden, die, meint man, seien unvermeidlich, dafür könne man nichts. Aber Unterlassungssünden sind Ungehorsam! Man empfängt Aufträge und unterlässt es, sie auszuführen. Das ist Ungehorsam, darüber darf man sich nicht so leicht hinwegsetzen. Es gibt einen Weg, auf dem man von den Unterlassungssünden loskommen kann, das ist der Weg des Gehorsams. Wenn du Augenblick um Augenblick deinem Gott zur Verfügung stehst und seine Gebote ausführst, wo kommen dann noch solche Sünden her? Es gibt dann nur ein Entweder oder! Entweder du lebst gehorsam der Leitung des Herrn und bist dann frei von Unterlassungssünden, oder du hast darüber zu klagen und lebst damit im Ungehorsam gegen Gott. Eins von beiden. O folge einfach, einfältig, kindlich den Weisungen des Herrn und sprich: „Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern!“ (Ps. 40:9).

Wenn Gott etwas fordert, dann führt der Gehorsam es selbstverständlich aus, ohne nach gern oder ungern zu fragen. Ich wurde oft gefragt: „Es war Ihnen wohl schwer, von Mühlheim fortzugehen?“ Ich antwortete: „Gott hat mich nach Blumenburg gerufen.“ Da kam es für mich nicht in Betracht, ob ich es gern oder ungern täte. Ich ging einfach hin. Ach, wie weit sind viele Gotteskinder von dem Wort des Herrn entfernt: „Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat“ (Joh. 4:34). Wie lange wird der Wille des Herrn oftmals hin und her gedreht und gewendet, ob er für einen leicht oder schwer sei, ob er einem passt oder nicht, und oft unterlässt man ihn.

Willst du einen göttlichen Wandel führen, liebe Seele, dann sei einfach gehorsam! Dann sprich wie Jesus: „Siehe, ich bin gekommen, deinen Willen zu tun, mein Gott; dir steh ich zur Verfügung, mein Gott und mein Herr, je länger, je mehr!“ Ja, völliger Gehorsam allein macht uns zu glücklichen Menschen. Völliger Gehorsam allein ermöglicht uns, einen göttlichen Wandel zu führen.