Mit Gott gleichen Schritt halten

Wozu ist uns die Gesamtheit der Gnade Gottes geschenkt? Damit wir Gebrauch davon machen und einen göttlichen Wandel führen. Es gibt immer noch viele Kinder Gottes, die meinen, sie seien dazu da, sich zu erbauen und schöne Gottesdienste zu besuchen. Gewiss, wir sollen das auch, aber der Zweck unseres Lebens ist das nicht, sondern der Zweck ist der: Wir sollen den Herrn verherrlichen durch einen göttlichen Wandel. Dazu ist uns die Kraft Gottes zur Verfügung gestellt. Wenn Gott Gaben gibt, dann sind auch Aufgaben damit verbunden. Und unsere Aufgabe ist nun einen göttlichen Wandel zu führen. Sobald manche Kinder Gottes nur diese Worte hören, werden sie unruhig und sagen: „Das gibt es gar nicht, das ist unmöglich. Wir haben es versucht und das geht nicht!“ Wie mag das gekommen sein? Ich denke mir, dass sie es so versucht haben, wie ich es auch versucht habe, nämlich mit eigener Kraft und eigener Bemühung.

Ich kam vor Jahren eines Tages an das Wort in Hesekiel: „Ich will ... solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.“ (Hes. 36:27). Ich musste zu mir selber sagen: ,,So ein Mann bin ich noch nicht.“ Also nahm ich mir vor, dies und das nicht mehr zu tun. Natürlich betete ich auch darum. Das Ende von meinem Vornehmen war eine völlige Niederlage. Wenn ich mir morgens vornahm mich heute nicht aufzuregen, dann musste ich um 10 Uhr schon sagen: „Ich habe mich schon wieder aufgeregt.“ Mir schien es unmöglich zu sein, solch ein Mann zu werden, der in den Geboten Gottes wandelt. Da schaute ich das Wort noch einmal an und sah, was ich vorher nicht sah, nämlich dass es steht: „Ich [der Herr] will solche Leute aus euch machen.“ Ich merkte, dass es nicht meine Sache, sondern Gottes Sache sei. Was mir nicht möglich gewesen war, das hätte ich ihm anvertrauen sollen. Ja, wenn wir einen göttlichen Wandel führen sollten mit eigener Kraft, dann würde ich sagen: „Es geht nicht, es ist unmöglich“.

Aber nun steht geschrieben, dass uns alles geschenkt ist, was zum göttlichen Wandel dient. Also gibt es keine Ausrede und keine Entschuldigung. Gott fordert nicht, was er nicht zuvor gegeben hat. Aber wenn er gegeben hat, fordert er auch, dass wir seine Gabe gebrauchen und verwerten. Diesen göttlichen Wandel verlangt er nicht etwa nur von einigen besonders begnadigten und geheiligten Brüdern, Lehrern oder Hirten, sondern von einem jedem Gotteskind. Darum ist auch die Gesamtheit seiner Kraft dir und mir geschenkt.

Ist das Gesetz? Nein, das ist Evangelium. Wir müssen nicht, sondern wir dürfen einen göttlichen Wandel führen. Seine Gnade erlaubt es uns. Seine Kraft setzt uns in den Stand dazu. Wollen wir nicht auf seine herrlichen Absichten mit uns eingehen und ihn durch einen göttlichen Wandel ehren? Was ist denn das für ein Wandel, ein göttlicher Wandel? Von Henoch lesen wir in 1.Mo. 5:21-24: „Henoch war 65 Jahre alt und zeugte Metuschelach. Und Henoch wandelte mit Gott. Und nachdem er Metuschelach gezeugt hatte, lebte er 300 Jahre und zeugte Söhne und Töchter, dass sein ganzes Alter ward 365 Jahre. Und weil er mit Gott wandelte, nahm Gott ihn hinweg und er ward nicht mehr gesehen.“ Er wandelte mit Gott. Ganz wörtlich würde es heißen: ,,Er hielt mit Gott Schritt“, d.h. er hielt gleichen Schritt mit Gott. Verstehst du, was es heißt? Da gingen zwei Freunde zusammen, der eine richtete seinen Schritt nach dem Schritt des anderen, sie hielten gleichen Schritt.

Aber wie war dein Leben bisher? Hast du gleichen Schritt mit Gott gehalten? Oder warst du bald voran in Ungeduld und Übereifer und bald wieder zurück in Bequemlichkeit und Trägheit? Wer einen göttlichen Wandel führt, der wandelt mit Gott, der hält mit Gott gleichen Schritt. Wie oft hast du schon gesungen: „Jesu, geh voran auf der Lebensbahn!” Aber wie ging es in deinem praktischen Leben? Manchmal bist du zurückgeblieben, wenn er dir etwas auftrug; du hattest keine Lust oder, wie du es nanntest, keine Freudigkeit und führtest den Auftrag nicht aus. Manchmal tatest du auch, was dir von Gott gar nicht aufgetragen war. Du liefst voraus. Beides ist falsch. Gott will weder dass wir zurückbleiben, noch dass wir vorauslaufen. Wir sollen mit ihm gleichen Schritt halten.

Mit Gott gleichen Schritt halten – können wir das denn? Sind denn seine Schritte nicht viel zu groß für uns? O, sicherlich nicht. Er weiß ja, was für Geschöpfe wir sind. Er gedenkt daran, dass wir Staub sind. Er überbürdet und übereilt uns nicht. Als Esau mit dem aus Mesopotamien heimkehrenden Jakob zusammentraf, wollte er seinen Bruder begleiten. Doch Jakob lehnte die Begleitung ab, denn Esau war mit seinen Leuten zu Pferde, er aber trieb seine Herde vor sich her. Da steht in 1.Mo. 33:13 das schöne Wort Jakobs: „Mein Herr weiß, dass ich zarte Kinder bei mir habe, dazu säugende Schafe und Kühe; wenn sie auch nur einen Tag übertrieben würden, würde mir die ganze Herde sterben.” Wie besorgt war Jakob um sein Vieh! Er sorgte dafür, dass es nicht übertrieben und überanstrengt wurde. Sollte Jakob den Herrn, unseren Gott beschämen? O nein, der Herr wacht darüber, dass wir nicht übertrieben werden. Er richtet seinen Schritt so ein, dass wir mit ihm gleichen Schritt halten können, – das ist gewiss. Mit Gott gleichen Schritt halten, was gehört dazu?