Der alte Mensch

Das ist der andere Einwand: „Ja, wie soll das möglich sein, einen göttlichen Wandel zu führen? Der alte Mensch lebt ja noch!“ Ich sprach einmal in einer Bibelstunde in Bl. davon, dass der alte Mensch tot sei. Da widersprach mir ein Bruder, doch ich ließ die Bibel reden. Es gibt drei Stellen, in denen es sich vom alten Menschen handelt: Eph. 4; Kol. 3 und Röm. 6. Wir wollen uns diese Stellen näher anschauen. In allen drei Stellen gehört der alte Mensch der Vergangenheit an. In der Gegenwart hat er keine Existenzberechtigung mehr. Bei der dritten Stelle müssen wir etwas verweilen: „Wir wissen, dass unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt ist“ (Röm. 6:6). Wie gut ist es zunächst, dass Paulus nicht gesagt hat: „Ich weiß, dass mein alter Mensch mitgekreuzigt ist“. Dann würden viele Leute sagen: „Ja, das war der Apostel Paulus, der konnte so sagen; aber wir haben dazu kein Recht.“ Aber nein, er sagt nicht „ich“, sondern „wir wissen“, dass unser alter Mensch gekreuzigt ist. Da schließt er seinen Leser mit ein. Unser alter Mensch, lieber Leser, dein alter Mensch ist mit Christus gekreuzigt.

„Ja, aber er lebt ja noch“, sagst du „ich spüre ihn immer noch. Ich kann mich noch ärgern, ich bin noch empfindlich usw. Wie kannst du denn sagen: ‚Mein alter Mensch ist tot?‘“ Ja, siehst du, das sagt die Bibel: unser alter Mensch ist gekreuzigt! Wenn du meinst, der alte Mensch lebt noch, dann ist irgend etwas noch nicht in Ordnung. Entweder stimmt die Bibel nicht oder deine Erfahrungen stimmen nicht. Wer soll nun recht haben? Wenn meine Erfahrung nicht mit der Bibel übereinstimmt, dann muss sie in Übereinstimmung gebracht werden. Aber die Bibel soll recht behalten.

Ich will einmal ein Beispiel nehmen von deiner Bekehrung. Wie ging es vor deiner Bekehrung? Nicht wahr, du schlepptest dich mit deinen Sünden wie mit einer schweren Last herum? Dann wurden sie vergeben, indem das Blut Jesu für deine Sünden floss? Nein, das Blut Jesu floss schon längst auf Golgatha. Also, am Tage deiner Bekehrung floss es nicht; aber am Tage deiner Bekehrung glaubtest du, dass Jesu Blut auch für dich geflossen ist. Auf Golgatha geschah die Vergebung. Du musstest es nur noch glauben. Wenn du es früher gewusst und geglaubt hättest, dass das Blut für dich geflossen ist, hättest du dich gar nicht mit der Sünde herumschleppen brauchen. Sie war schon vergeben. Nur wusstest du es noch nicht. Bei deiner Bekehrung glaubtest du, dass Christus auf Golgatha für dich gekreuzigt war. Jetzt musst du glauben, dass dein alter Mensch auf Golgatha mitgekreuzigt ist. Deine Bibel sagt es in Röm. 6:6: „Da wir wissen, dass unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt ist, auf dass der Leib der Sünde aufhöre, dass wir hinfort der Sünde nicht mehr dienen.“

„Wie kann ich glauben“, sagst du, „dass mein alter Mensch gekreuzigt ist, wenn er noch lebt?“ Siehe, da ist der Fehler! Du willst es erst erfahren, dass dein alter Mensch tot ist, und dann willst du es glauben. Aber das ist der falsche Weg. Da kommst du nie zurecht. Du musst es erst glauben, dann wirst du es erfahren. Bei deiner Bekehrung musstest du genau denselben Weg gehen: erst glauben, dann erfahren. Glaube es, weil die Schrift es sagt. Nimm es im Glauben an, dann wirst du es auch erfahren! Willst du es tun? Und wenn du das glaubst, dann rechne fortan damit, dass du für die Sünde tot bist. Das sagt der Apostel in Röm. 6:11: „Also auch ihr, haltet euch dafür, dass ihr der Sünde gestorben seid, und lebet Gott in Christus Jesus, unserm Herrn.“ Wenn Versuchungen kommen, dann rechnen wir damit, dass wir der Sünde gestorben sind. Wir sprechen dann wie Joseph: „Wie sollte ich ein solch großes Übel tun und wider meinen Gott sündigen?“ Zinzendorf sprach, wenn Anfechtungen kamen: „Ich sprach zum Stolz und Geiz, dafür hing ja mein Herr am Kreuz!“ Wenn du es im Glauben ergreifst, dass dein alter Mensch samt Christus gekreuzigt ist, dann musst du aber nicht denken: „Nun ist die Sache für allemal getan“, sondern was du im Glauben ergreifst, das musst du auch im Glauben festhalten. Es geht aus Glauben in Glauben, denn das Christenleben ist ein Glaubensleben. Du meinst: „Wenn ich diesen Glaubensschritt tun werde, dann kann mich nie mehr eine Sache anfechten“? Das ist falsch! Jesus wurde doch auch versucht. Und er hätte sündigen können, sonst wäre es ja keine Versuchung gewesen. Er hätte bei der Versuchung in der Wüste und in allen anderen Fällen sündigen können, denn er wurde versucht in allem, aber er fiel nicht, weil er sich auf das Wort Gottes berief. So wirst du auch Versuchungen erleben, aber du brauchst keine Niederlagen erleiden. Du kannst darauf rechnen, dass du Siege erringst, weil Jesus den Feind für dich überwunden hat. Der Feind wird dich auf alle mögliche Weisen versuchen und an dich herantreten; aber du brauchst nicht mehr zu sündigen. Du kannst einen göttlichen Wandel führen. Seine göttliche Kraft hat uns alles, was zum göttlichen Wandel dient, geschenkt durch die Erkenntnis, durch die Verbindung mit dem, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend.