Beschwörer

In der Sündenliste von 5. Mose 18 werden weiter die Beschwörer genannt. Das ist eine besondere Art der Zauberei. Beschwörer waren Leute, die durch Anwendung von Zauberformeln unter Räucherung und anderen abergläubischen Zeremonien allerhand Wunder verrichteten, Krankheiten heilten, die bösen Geister austrieben usw. Sie traten besonders als Schlangenbeschwörer auf, die es auch heute noch gibt. Oder es waren Totenbeschwörer, die Seelen aus der Unterwelt zitierten, um die Zukunft von ihnen zu erfahren. Saul schaffte sie ab, nahm aber dann doch selbst ihren Dienst in Anspruch, 1. Sam. 28, 3-10. Manasse führte die Beschwörer wieder ein, 2. Kön. 21, 6; 2. Chron. 33, 6. Der König Josia schaffte sie bei seiner Reformation ab, 2. Kön. 23, 24; aber der Teufel führte sie wieder ein. So gab es in den Tagen Christi viele, die diese geheimen Künste ausübten und daraus ein einträgliches Gewerbe machten. Sie gaben vor, Salomo sei der Lehrer ihrer Künste gewesen, aus seinen Büchern hätten sie dieselben gelernt. Aber Salomo ist ebenso unschuldig an diesem Unwesen wie Mose, nach dessen Namen man das berüchtigte Zauberbuch »Das sechste und siebente Buch Mose« nennt. Dieses Buch hat mit Mose gar nichts zu tun. Es enthält allerlei Zauber-Rezepte gegen mancherlei Krankheiten bei Menschen und Vieh und Zauberformeln unter ständigem Gebrauch des Namens Gottes, der Jungfrau Maria und der höllischen Geister, alles untermischt mit Stellen aus der Heiligen Schrift. Der erste Abschnitt des Buches ist überschrieben: »Der schwarze Rabe«, der letzte: »Der wahrhaftige feurige Drache« - oder »Herrschaft über die himmlischen und höllischen Geister«.
Vom Beschwören der Toten muß noch ein Wort gesagt werden. Die Beschwörung der Abgeschiedenen geschah durch Zaubersprüche, gewöhnlich auf den Gräbern derer, die man zitieren wollte. So heißt es in Jes. 65, 3. 4: »Ein Volk, das mich entrüstet, ist immer vor meinem Angesicht, opfert in den Gärten und räuchert auf den Ziegelsteinen, sitzt unter den Gräbern und bleibt über Nacht in den Höhlen . . .« Die Aussprüche der Beschwörer kamen lüsternd, murmelnd, seufzend, wie aus der Erde hervor, weshalb manche meinen, die Totenbeschwörer seien nichts anderes gewesen als geschickte Bauchredner, Betrüger, die es den Menschen nur vortäuschten, daß die Abgeschiedenen mit ihnen redeten.
Aber ich bin davon überzeugt, daß es sich bei dem Toten- beschwören um mehr als um einen Betrug gehandelt hat. Wenn es nicht möglich wäre, Tote zu fragen, dann hätte Gott es nicht verboten.
So ist es auch heute noch. Manche denken, es sei alles Schwindel, was auf diesem Gebiet geschehe. Gewiß ist vieles Schwindel. Das haben manche großen Betrugsprozesse bewiesen. Das berühmte Blumenmedium Anna Rothe wurde als eine Betrügerin entlarvt. Aber man würde doch dem Spiritismus nicht gerecht, wenn man einfach alles für Betrug erklären würde. Vielleicht ist manches durch geheimnisvolle Vorgänge des Seelenlebens zu erklären. Aber ein großer Teil der Vorgänge läßt sich damit nicht abtun. Es bleibt immer noch genug übrig, was als wirklicher Verkehr mit der Geisterwelt bezeichnet werden muß.
In der Bibel selber haben wir ja die Beschreibung einer spiritistischen Sitzung. Der König Saul, im Gemüt verdüstert, wollte gern wissen, wie der Ausgang der bevorstehenden Schlacht sein würde. Gott gab ihm keine Antwort auf seine Frage. Da machte er sich auf und besuchte das Zauberweib von Endor, um von ihr den Geist Samuels zitieren zu lassen.
Das geschah. Samuel erschien und verkündigte dem König, daß er am andern Tage bei ihm im Totenreiche sein werde.
Von alters her ist die Meinung geteilt gewesen, ob Samuel wirklich erschienen sei oder nicht. Luther hat - in Übereinstimmung mit manchen Kirchenvätern - die Ansicht vertreten, die Erscheinung Samuels sei durch dämonische Kraft bewirkt worden, es sei ein teuflisches Gespenst gewesen. Diese Ansicht geht davon aus, daß Gott es doch nicht zulassen werde, daß ein Gläubiger durch eine Beschwörerin in seiner Ruhe gestört werde.
Andere wieder, zuerst der Bischof Theodoret von Cyrus in Syrien, der im Jahre 457 starb, erklärten, der verstorbene Prophet sei wirklich erschienen, jedoch nicht durch die Künste der Zauberin, sondern durch ein Wunder göttlicher Allmacht. Aus dem Wortlaut: »Da nun das Weib Samuel sah, schrie sie laut«, gehe hervor, daß sie selber überrascht und erschreckt worden sei. Sie habe offenbar nicht damit gerechnet, daß Samuel wirklich kommen werde. Vielleicht wollte sie den Besucher ebenso täuschen, wie sie schon manchen getäuscht hatte, und ihm als Bauchrednerin etwas vormachen. Aber Gott wollte, daß Saul eine klare Antwort bekam.
Es liegt also ein geheimnisvolles Dunkel über dieser Geschichte. Ist der Geist wirklich erschienen oder nicht? Das ist auch die Frage, die sich heute erhebt in Bezug auf den Spiritismus. Viele Spiritisten sind fest davon überzeugt, mit Paulus, mit Luther usw. geredet zu haben. Auffällig ist dabei nur, daß die angeblichen Geister dieser Männer so triviales Zeug reden, daß man sich wundern muß. Wie sehnte sich Paulus darnach, abzuscheiden und bei Christus zu sein! Wie wußte er die Herrlichkeit des Erbes der Kinder Gottes zu preisen! Sollte er, der nun schon so lange in dieser Herrlichkeit weilt, darüber nicht ganz wunderbare Mitteilungen machen? Aber nichts derart geschieht, wenn der Geist des Paulus zitiert wird.
Als einst Mose und Elia aus der Herrlichkeit erschienen zu einer Begegnung mit dem Sohne Gottes auf dem Berge der Verklärung, da redeten sie mit ihm von dem Ausgang, den er erfüllen sollte zu Jerusalem, da sprachen sie mit ihm über das große Thema des Kreuzes. Aber die Geister, die der Spiritismus zitiert, reden die albernsten Nichtigkeiten.
Darum erscheint es mehr als fraglich, ob es sich wirklich um die Männer handelt, die man vorgibt, zitiert zu haben. Es handelt sich wohl eher um Erscheinungen oder Äußerungen von Dämonen, die sich für die Geister der zitierten Männer ausgeben.
Aber besteht nicht die Tatsache, daß schon Menschen durch den Spiritismus zum Glauben gekommen sind an ein Leben nach dem Tode? Gewiß. Aber dazu brauchen wir den Spiritismus nicht, um uns zu beweisen, daß es ein Leben nach dem Tode gibt. Davon sind wir überzeugt auf Grund des Wortes Gottes. Gewiß kann Gott allerlei Mittel gebrauchen, um Seelen aufzuwecken. Da kann er auch mal eine spiritistische Sitzung gebrauchen, um mit einem Menschen zu reden, der ehrlich die Wahrheit sucht.
Aber es bleibt doch dabei, daß Gott gesagt hat: »Wenn du in das Land kommst, das dir der Herr, dein Gott, gibt, - daß nicht unter dir gefunden werde, der die Toten frage! Denn wer solches tut, der ist dem Herrn ein Greuel.«
Achten wir auf den Ausdruck, der hier gebraucht ist! Es heißt nicht: Wer solches tut, der begeht einen Greuel, sondern es heißt: Der ist ein Greuel. Das ist viel schärfer ausgedrückt. Nicht nur die Tat ist dem Herrn ein Greuel, sondern der Mensch, der sie begeht. Das sollte mit Buchstaben, die auch im Finsteren leuchten, an die Wand geschrieben werden, wo man sich zu spirtistischen Sitzungen und Zirkeln zusammenfindet.
In 3. Mose 20, 27 heißt es: »Wenn ein Weib - merkwürdig, hier wird das Weib vor dem Manne genannt, offenbar deshalb, weil auf diesem Gebiet sich vorwiegend Frauen betätigen - oder ein Mann ein Wahrsager oder Zeichendeuter sein wird, die sollen des Todes sterben. Man soll sie steinigen, ihr Blut sei auf ihnen.«
Nehmet es zur Kenntnis, ihr alle, die ihr euch mit solchen verbotenen Dingen abgebt! Hört es, ihr Beschwörer und Besprecher, ihr Kartenleger und Wahrsager! »Die sollen des Todes sterben!«
Aber Gott geht noch weiter. Er droht nicht nur denen das Gericht an, die als Beschwörer und Zauberer und Wahrsager auftreten, sondern auch denen, die sich mit solchen Leuten einlassen, die sich die Zukunft voraussagen, die sich in Krankheitsfällen heilen, die sich ihre Warzen besprechen lassen. Sagt doch Gott in 3. Mose 19, 31: »Ihr sollt euch nicht wenden zu den Wahrsagern, und forscht nicht von den Zeichendeutern, daß ihr nicht an ihnen verunreinigt werdet, denn ich bin der Herr, euer Gott.«
Wer sich also mit Wahrsagern und Zeichendeutern einläßt, der wendet sich von Gott ab, der wendet sich an die Mächte der Finsternis, der verunreinigt sich an ihnen.
Und noch schärfer spricht Gott in 3. Mose 20, 6: »Wenn eine Seele sich zu den Wahrsagern und Zeichendeutern wenden wird, daß sie ihnen nachfolgt, so will ich mein Antlitz wider dieselbe Seele setzen und will sie aus ihrem Volk ausrotten.«
Hast du es gehört? Gott will sein Antlitz wider dich setzen. Weißt du, was das heißt? Das heißt: Gott hört auf, dir freundlich gesinnt zu sein, in wohlwollender Liebe dein zu gedenken, dich zu segnen und dir wohlzutun. Er setzt sein Antlitz gegen dich als dein Feind und Richter. Er rottet dich aus deinem Volk aus!
Kannst du noch sagen, es sei eine harmlose Beschäftigung, die du treibst? Kannst du noch sagen, es sei ein altbewährtes biblisches Heilmittel? Kannst du noch sagen, dein frommer Vater, deine fromme Mutter habe nichts Böses darin gesehen? Kannst du noch sagen, es sei übertrieben, wenn vor der »Sympathie«, dem »Besprechen« von Krankheiten, dem Lesen des Horoskops als vor der Sünde der Zauberei gewarnt wird?
Nein, das ist nicht harmlos und bedeutungslos, es ist auch kein von den Aposteln überkommenes biblisches Heilmittel, es ist keine Volksmedizin, sondern es ist die Sünde der Zauberei, die ein Greuel ist vor Gott, die dich ums Leben bringt für Zeit und Ewigkeit, wenn du dich nicht durch gründliche Buße von dieser schauerlichen Sünde losmachst!
Ich möchte es mit unverwischbaren Buchstaben in dein Gedächtnis und in dein Gewissen schreiben können: »Wer solches tut, der ist dem Herrn ein Greuel!«