Kindesmord

Zunächst wird gesagt, daß unter den Kindern Israel keiner sein soll, der seine Kinder durchs Feuer gehen lasse. Bei den Einwohnern des Landes bestand die schreckliche Sitte, dem Götzen Moloch Kinderopfer darzubringen. Namentlich waren es die erstgeborenen Kinder, die dem Götzen geopfert wurden. Das Bild des Götzen war hohl und konnte durch ein eingelegtes Feuer von innen geheizt werden. Auf die Arme des Götzenbildes wurden dann die kleinen Kinder gelegt, die auf diese entsetzliche Weise zu Tode gebraten wurden.
Was für eine furchtbare Sünde, Kinder, die doch eine Gabe Gottes sind, in dieser grausamen Weise dem Götzen Moloch zu opfern! Und doch, so schrecklich dieser Götzendienst auch war, so sehr er auch dem natürlichen Empfinden des Menschenherzens widersprach, - es kam in Israel nicht selten vor, daß dieser abscheuliche Götzendienst geübt wurde. Das lesen wir z. B. in 2. Kön. 17, 17. Hier wird ein Rückblick auf die Geschichte Israels getan, das in die assyrische Gefangenschaft geführt wurde zur Strafe für seine Übertretungen. Es heißt: »Sie ließen ihre Söhne und Töchter durchs Feuer gehen und gingen mit Weissagen und Zaubern um und verkauften sich, zu tun, was dem Herrn übel gefiel, ihn zu erzürnen.« Nicht nur in Israel, dem Nordreich, wurde dieser Greuel getrieben, auch in Juda kam es vor. Denn wenn Josia von Juda »das Thopheth im Tal der Kinder Hinnom verunreinigte, - das war das Molochbild -, daß niemand seinen Sohn oder Tochter dem Moloch durchs Feuer ließe gehen« (2. Kön. 23, 10), so geht eben daraus hervor, daß dort solch ein Molochbild bestand, dem Kinderopfer gebracht wurden. Ja, der König Ahas von Juda selber »ließ seinen Sohn durchs Feuer gehen nach den Greueln der Heiden, die der Herr vor den Kindern Israel vertrieben hatte« (2. Kön. 16, 3), ebenso wie wir von Manasse, dem Sohn des frommen Königs Hiskia, lesen: »Er ließ seinen Sohn durchs Feuer gehen und achtete auf Vogelgeschrei und Zeichen und hielt Wahrsager und Zeichendeuter und tat des viel, das dem Herrn übel gefiel, damit er ihn erzürnte« (2. Könige 21, 6).
Auch heute noch gibt es Kinderopfer in erschreckender Zahl. Was für ein dunkles Kapitel ist die furchtbare Geburtenabnahme und die Verhütung von Kindersegen! Wie viele Kinder werden umgebracht vor der Geburt! Man sagt, daß es nahezu eine Million Kinder seien, die auf diese Weise beseitigt werden. Man hält Kinder weithin nicht mehr für eine Gabe Gottes, sondern für eine unbequeme Last. Wie hat sich der Feind dieses Gebietes bemächtigt. Es schreit fürwahr gen Himmel.