Wahrsager

Aber wir sehen weiter, was in 5. Mose 18 genannt wird von Zaubereisünden, die damals vorkamen.
Da ist von Weissagern die Rede. Was ist das? Wie geschah das? Das biblische Wörterbuch von Zeller antwortet darauf: »Der Weissager oder Wahrsager gebraucht Mittel und Wege, Beschwörungen und Künste, Zeichen in der Natur, wodurch sich ein vorwitziges, freches Eindringenwollen in das uns verschlossene Geisterreich kundgibt, wobei man an verschlossene Türen klopft und in eine Gemeinschaft mit satanischen Kräften eingeht.«
Wie kam es zu solcher Wahrsagerei?
Tief im Menschenherzen liegt das Verlangen, den Schleier zu lüften, der das geheimnisvolle Land der Zukunft und des Jenseits verhüllt. Und ebenso wohnt ihm das Begehren inne, den Willen Gottes in Bezug auf den eigenen Lebensweg zu erkennen, um rechte Schritte in die Zukunft tun zu können.
Gott antwortet auf dieses Verlangen durch sein Wort und durch seinen Geist. Was wir von der Zukunft und dem Jenseits zu wissen nötig haben, das offenbart uns das Wort Gottes. Und ich meine, es sei überaus herrlich, was die Bibel uns sagt, wenn wir hören, daß wir als Kinder Gottes auch Erben und Miterben Christi sein werden, wenn wir hören, daß es einen neuen Himmel und eine neue Erde geben wird, wo Gott inmitten der Seinen wohnen und wandeln wird.
Aber damit, was Gott ihnen sagt, geben sich die Menschen nicht zufrieden. Sie wollen mehr wissen. Und wenn Gott diesen Wunsch nicht befriedigt, dann versucht man es auf andere Weise, hinter die Geheimnisse der Zukunft zu kommen. Wissen will man, was die Zukunft uns bringt und was im Jenseits unser wartet.
Dem Verlangen, feste und gewisse Schritte auf dem Lebensweg zu tun, kommt Gott entgegen durch seinen Heiligen Geist. Durch denselben erleuchtet er uns, gibt er uns Antwort und Aufschluß. In schweren Lagen und Fragen berät er uns, wenn wir Entscheidungen zu treffen haben. Er leitet uns in alle Wahrheit durch seinen Geist. Aber diese so kostbare Leitung durch den Geist Gottes ist daran gebunden, daß wir Gotteskinder geworden sind. Sagt doch der Apostel: »Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder«. Geistesleitung und Gotteskindschaft gehören zusammen. Diesen Preis aber will man nicht bezahlen. Man will Leitung und Führung ohne Gotteskindschaft. Und weil man sie von Gott nicht ohne die Erfüllung dieser Bedingung bekommt, darum verzichtet man auf die göttliche Leitung und sucht sie auf anderem Wege.
Die Wahrsagerei kam diesem Verlangen der Menschen entgegen, das bei Gott nicht die gewünschte Befriedigung fand. Was Gott versagte, gab der Teufel.
Bei den verschiedenen Völkern hat sich die Wahrsagerei verschieden ausgebildet. Aber immer liegt der Wahrsagerei der Gedanke zugrunde, daß die Götter die Zukunft wissen und daß sie bereit sind, dieselbe den Menschen zu offenbaren, wenn die Menschen sie nur in richtiger Weise zu fragen verstehen oder wenn sie es lernen, die Zeichen, welche die Götter geben, in der richtigen Weise zu deuten. So wie das ganze Heidentum unter dem Einfluß der Mächte der Finsternis steht, so ist auch keine Wahrsagerei möglich, ohne daß satanische Eingebungen und dämonische Erscheinungen dabei eine Rolle spielten.
Um das rechte Urteil über die heutige Wahrsagerei zu gewinnen, müssen wir sehen, wie die Wahrsagerei früher getrieben wurde. Wir werden dann mit Staunen und Betrübnis sehen, daß die alten Mittel und Wege der Wahrsagerei noch immer Anwendung finden.
Es gab eine Wahrsagerei durchs Wort und durch menschliche Mittelspersonen; es gab auch eine Wahrsagerei auf Grund von allerlei Zeichen, die gedeutet wurden.
Die Wahrsagerei durchs Wort wurde von Personen geübt, die auf irgendeine Weise einen Einblick in die unsichtbare Welt gewannen und dadurch die Zukunft und den Willen der Götter erfuhren.
Die Wahrsager geben vor, in einem Zustand höherer Erleuchtung zu stehen. Und in der Tat verstanden sie es, einen schlafähnlichen oder ekstatischen, verzückten Zustand herbeizuführen, entweder durch Anwendung betäubender Dämpfe oder auf andere Weise. Meist waren es Weiber, die als Wahrsagerinnen dienten. Die weibliche Psyche scheint sich besonders gut dafür zu eignen. Auch heute sind die meisten Medien Frauen oder Mädchen.
Daß wir es bei diesen Wahrsagerinnen mit Menschen zu tun haben, die nicht unter der Herrschaft Gottes und seines Geistes stehen, das sehen wir an der Magd mit dem Wahrsagergeist, der Paulus in Philippi begegnete (Apg. 16). Er konnte es nicht anhören und ansehen, darum trieb er den Wahrsagergeist aus. Er erkannte, daß es sich hier um etwas Dämonisches handelte, obwohl die Magd nichts anderes sagte als: »Das sind Knechte Gottes, die den Weg der Seligkeit verkündigen.« Es war die volle Wahrheit, die die Magd redete; aber Paulus erkannte, daß hinter ihr der Vater der Lüge stand. Darum trat er dem Geist, der aus dem Mädchen sprach, gebieterisch entgegen. Der Teufel rächte sich alsbald dadurch, daß er einen Straßenauflauf erregte, in dessen Verlauf Paulus und Silas blutig geschlagen, verhaftet und ins Gefängnis geworfen wurden.
War dies die eine Art von Wahrsagerei, daß Menschen sich in den Dienst dieser geheimnisvollen Mächte und Kräfte stellten, um ihren Willen den Menschen kundzutun, so war die andere sehr verbreitete Art von Wahrsagerei das Deuten von Zeichen.