Ein Lied von Zion

Hebr. 12:19-24

O Zion, du herrliches Zion!

Du Stadt, die der Herr hat erbaut,

Ich hab deine goldnen Zinnen

Und leuchtenden Tore geschaut.

Nicht dort in unendlichen Fernen,

Wo bisher mein Auge dich sah:

Nein, hier schon, im Lande der Wallfahrt,

Ist Zion, die Heimat, uns nah.

 

Wo Gott durch Gericht und durch Gnade

Sich senkt in ein reuiges Herz

Und Jesu durchgrabene Hände

Es heilen von Sünde und Schmerz,

Da weichen des Sinais Schrecken,

Da schweiget das Donnergetön;

Da glänzen im Lichte des Friedens

Jerusalems heilige Höhn.

 

„Ihr seid zum Berg Zion gekommen“,

So ruft ja das göttliche Wort,

„Es ist, o ihr Kinder des Höchsten,

Schon jetzt euer Bürgerrecht dort.

Und tausendmal tausend der Engel,

Sie jubelnd umgeben den Thron.

Ihr habt sie als flammende Diener

Und frohe Genossen jetzt schon.“

 

„Ihr zählt zu der großen Gemeinde,

Auf Erden nur wenig bekannt,

Und doch, als von oben geboren,

Im Buche des Lebens genannt.

Zu Gott, dem allmächtigen Richter,

Dürft voller Vertrauen ihr nahn.

Der Bürge ist für euch erschienen

Und hat euch eröffnet die Bahn.

 

Ihr seid auch zu denen gekommen,

Die selig entschlafen im Herrn:

Ein Zion ist’s hüben und drüben,

Nicht sind die Geliebten euch fern.

Und Jesus, der Mittler des Bundes,

Der uns mit dem Vater versöhnt,

Er ist’s, der von allen Erlösten

Als König und Herr wird gekrönt.

 

Das Banner, das Zion beschirmet,

Der Grund, darauf sicher es ruht,

Der Lobgesang seiner Erlösten

Ist Jesu vergossenes Blut.

Nicht schreit es, wie Abels, um Rache,

Nein, bessere Dinge es spricht;

Es bringt euch Vergebung und Leben

Und Kräfte zum Wandel im Licht.“

 

O Zion, du herrliches Zion!

Du Stadt, die der Herr hat erbaut!

Ich hab deine goldenen Zinnen

Und leuchtenden Tore geschaut.

In dir möcht von heut an ich wohnen

Und nimmermehr gehen hinaus;

Denn hier wird mein Sehnen gestillet

Und hier ist der Fremdling zu Haus.

 

Es können nur Lieder von Zion

Das innerste Herze erfreun;

Und nur wo die Zionsluft wehet,

Kann himmlisch die Kraft dich erneun.

Und wo sich die Bürger von Zion

Begegnen im irdischen Land,

Da fühlen sie fest sich vereinigt

In heiligem, ewigem Band.

 

Vor Babels Musik und Gepränge

Verschließen sie Auge und Ohr;

Nicht eitles Geschwätz und nicht Streiten

Dringt ein in Jerusalems Tor.

Drum lobet man Gott in der Stille

Zu Zion bei Tag und bei Nacht.

Man dient ihm mit frohem Gehorsam

Und hat auf sein Winken stets acht.

 

O Jesu, du König von Zion!

Erhöre mein Bitten und Flehn:

Tu auf mir die goldene Pforte

Und lass mich gereinigt eingehn.

Gern will ich entbehren und meiden,

Was nicht in dein Zion gehört;

Von dir nur will nimmer ich scheiden,

Will fliehn, was dein Nahesein stört.

 

Erhalt mich in Zion geborgen

Und bringe noch viele herzu,

Heraus aus der heulenden Wildnis,

Hinein in die himmlische Ruh.

„Und komme dann bald, o Herr Jesu!“,

So ruft dir der Geist und die Braut,

Damit dein begnadigtes Zion

Frohlockend dein Angesicht schaut.