Das Beschuhtsein an den Füßen

Als drittes Stück der Waffenrüstung Gottes nennt der Apostel das Beschuhtsein an den Füßen mit der Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums des Friedens. Wir müssen uns zunächst sagen, dass das Beschuhtsein an den Füßen ein wesentlicher Teil der Ausrüstung einer Armee ist. Ein Streiter ohne genügendes Schuhwerk hat keinen festen Stand. Zunächst geben die Schuhe den Füßen den nötigen Halt. Dann schützen sie dieselben vor Verwundung. Das alles ist wichtig für den festen Stand im Kampf. Wir dürfen uns durch die Worte „ zur Verkündigung des Evangeliums des Friedens“ nicht verleiten lassen, bei dem Beschuhtsein zunächst an die Predigt des Evangeliums zu denken. Wir müssen in erster Linie nach dem ganzen Zusammenhang unseres Textes an die Kampfbereitschaft denken. Dazu soll ja die ganze Waffenrüstung Gottes dienen. Daher bleiben wir dabei, dass das Beschuhtsein an den Füßen dem Streiter zunächst zu einem festen Stand verhelfen soll.

Das wird noch klarer, wenn wir uns daran erinnern, dass es sich um einen geistlichen Kampf handelt, und dass der Apostel sagt: „ beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums des Friedens“. Das Evangelium des Friedens ist es zunächst, was den Streiter befähigt, fest und kampfbereit dazustehen. Je ruhiger und kaltblütiger der Soldat im Feld ist, desto erfolgreicher kann er kämpfen. Das ist im geistlichen Kampf noch viel mehr der Fall. Ein Christ, der nicht im Frieden Gottes steht, ist immer ein schlechter Streiter; er kann nicht stehen vor dem Feind. Nur dann, wenn wir das Evangelium als Evangelium des Friedens erfahren haben, stehen wir auf Siegesboden. Ein Mensch mit unruhigem Herzen und Gewissen hat keinen Mut und keine Kraft im Kampf mit Sünde, Welt und Teufel. Er ermattet und erliegt und wird eine Beute des Feindes. Er steht erst dann außerhalb des feindlichen Bereiches, wenn der Friede Gottes sein Herz und seinen Sinn bewahrt. Das Geheimnis von des Christen Sieg ist und bleibt, dass Jesus Christus der Auferstandene sein Verbündeter ist und bleibt. Der Friede Gottes ist das sichere Merkmal, dass wir an der Seite und unter der Deckung unseres hohen Verbündeten stehen. Die Epheser hatten diesen Frieden. Sie sollten ihn aber bewahren und allezeit in demselben erfunden werden.

Es ist hochnötig, dass wir darüber klar sind und bleiben, dass das Evangelium keine Gesetzessammlung, keine Sammlung von moralischen Vorschriften ist, sondern das Evangelium des Friedens, die frohe Botschaft von der Gnade Gottes in Christus. Darum sagte der Auferstandene zu seinen Jüngern in Lk 24,46-47: „ so musste der Christus leiden und am dritten Tag aus den Toten auferstehen, und in seinem Namen soll Buße und Vergebung der Sünden verkündigt werden unter allen Völkern “ Diese Predigt von der Buße und Vergebung der Sünden im Namen des gekreuzigten und auferstandenen Heilandes wirkt bei allen aufrichtigen Menschen den Glauben, der zum Frieden Gottes führt und uns durch Christus rettet. Jedes Stück der Waffenrüstung Gottes stärkt unsere Stellung in Christus; denn nur in ihm können wir über die Macht des Feindes siegen.

Ich habe oben gesagt, dass wir bei dem Beschuhtsein an den Füßen mit der Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums des Friedens zunächst an unsere Kampfbereitschaft denken müssen. Jetzt füge ich hinzu, dass in diesem Beschuhtsein doch auch die Bereitschaft liegt, den Herrn zu bekennen, ihn zu bezeugen und ihm zu dienen. Der Apostel belehrt uns unmissverständlich, wer von Jesus zeugen kann und soll. Nämlich Menschen, die das Evangelium des Friedens am eigenen Herzen erfahren haben und selber im Frieden Gottes stehen. Ohne diese innere Erfahrung ist die Predigt vom Evangelium des Friedens ein Geschwätz, das den Feind wenig kümmert. Hat man aber die selige Erfahrung vom Frieden Gottes gemacht, so ist man imstande, in des Feindes Reich einzudringen. Wir sollen ja die Waffenrüstung Gottes nicht nur zu unserer Verteidigung, sondern auch zur Eroberung anziehen. Seit unser Herr sich selbst für unsere Sünden geopfert hat und von den Toten auferstanden ist, lautet seine Losung für seine streitende Gemeinde: „Nun wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden“ (Joh 12,31). Jede Seele, die wir der Herrschaft des Fürsten dieser Welt entreißen helfen, bedeutet für ihn ein Hinausgeworfenwerden.

Es ist überaus lieblich, dass der Apostel durch das dritte Stück der Waffenrüstung Gottes die Streiter Jesu Christi zugleich als Boten des Friedens hinstellt. Denn die Aufforderung „ beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft zur Verkündigung des Evangeliums des Friedens“ könnte man auch übersetzen: „Seid allezeit bereit, Boten des Friedens zu sein“. Wir machen unsere Eroberungen nicht durch Blutvergießen, sondern wir predigen den friedlosen Knechten der Sünde und des Teufels den Frieden, der höher ist als alle Vernunft. Und damit kommen wir dem tiefsten Bedürfnis ihrer Herzen entgegen. Was kein Kanonendonner vermag, das vermag die Friedensbotschaft vom Sünderheiland. Sie führt täglich eine Schar aus dem feindlichen Lager herüber zum Heer des Herrn.

O, wie viel Versäumnisse lässt die Gemeinde Gottes sich zu Schulden kommen! Wie viel überströmender sollte bei uns der Friede Gottes sein! Wie viel eifriger und überzeugender sollten wir für unseren Friedefürsten werben! Wie unglücklich sind alle Opfer, die Satan gebunden hat! Und welchen Dienst tun wir ihnen, wenn wir ihnen aus seliger Erfahrung heraus den Frieden im Blut des Lammes bezeugen. Unsere Schwäche liegt darin, dass wir so viele haben, die vor der Tür der Friedenshütte stehen, aber nicht über die Schwelle traten. Sie haben keine Heilsgewissheit, und darum keinen Frieden mit Gott. Sie können keine Seele trösten, weil sie selber noch nicht völlig getröstet sind. Kommt zu Jesu arm und friedbedürftig und hört seine Stimme: „Friede sei mit dir, dir sind deine Sünden vergeben!“ Dann werdet ihr nicht länger barfuß hinter dem Heer des Herrn herlaufen.

Es ist außerordentlich wichtig, dass unsere Botschaft von Jesus eine freudige sei. Das kann sie nur aus dem Munde derer sein, in deren Herzen der Friede wohnt. Es liegt in unseren gegenwärtigen Verhältnissen außerordentlich vieles, was uns in der Arbeit für den Herrn entmutigen könnte. Aber gerade das Elend der uns umgebenden Welt soll unseren Mut stärken, mit freudigem Auftun unseres Mundes das Evangelium des Friedens zu verkünden. Jeder christuslose Mensch ist ein friedloser Mensch. Aber gerade deswegen ist in seinem Herzen ein tiefes Bedürfnis nach Frieden. Jesu Friedensboten sind die einzigen Menschen, die Friedlose zur Quelle des Friedens führen können. Bleiben wir uns dessen bewusst und lassen wir uns täglich neue Freudigkeit schenken.